In seinen 20 Saisons in der Motorrad-Weltmeisterschaft hat Valentino Rossi unzählige Fahrer besiegt. Oft schlicht und einfach durch seine sportliche Überlegenheit, einige Male aber auch durch Psychospielchen gegen seine Rivalen, aus denen Rossi jedes Mal als Sieger hervorging. Max Biaggi oder Sete Gibernau können ein Lied davon singen. Nach der Kollision mit Marquez in Termas de Rio Hondo war auch von einem psychologischen Krieg zwischen dem Weltmeister und Rossi die Rede. Doch der Altmeister misst diesem Nebenschauplatz wenig Bedeutung zu.

"Ich denke, dass die psychologische Seite nicht wichtig ist. Es geht nur darum, auf der Strecke schnell zu sein", gibt Rossi ganz den Racer. Der neunfache Weltmeister beteuert, auch in der Vergangenheit keinen seiner Gegner durch mentale Tricks zermürbt zu haben: "Ich musste auch schon in der Vergangenheit, als ich gegen andere Fahrer gekämpft habe, viel darüber sprechen, aber meiner Meinung nach kann man durch Psychologie nichts ausrichten."

In Argentinien krachte es erstmals zwischen Rossi und Marquez, Foto: motogp.com
In Argentinien krachte es erstmals zwischen Rossi und Marquez, Foto: motogp.com

Speed ist Trumpf

Damit meinte Rossi wohl Dinge wie verbale Sticheleien oder ähnliche Seitenhiebe abseits der Strecke. Dass die mentale Komponente in der MotoGP, wie in jedem anderen Spitzensport auch, eine entscheidende Rolle spielt, wollte der Yamaha-Pilot dann nämlich doch nicht bestreiten. "Wichtig ist grundsätzlich der Speed! Man muss hart arbeiten und versuchen, an jedem Sonntag konkurrenzfähig zu sein. Das ist dann der Schlüssel, um auch psychologisch stark zu sein", erklärt er seine Strategie.

Dass es ihm wichtig ist, im direkten Duell gegen seinen 14 Jahre jüngeren Widersacher Marquez keine Schwäche zu zeigen, unterstrich Rossi bereits nach der Kollision im Argentinien-GP: "Ich wollte Marc beweisen, dass ich einen Zweikampf gegen ihn gewinnen kann." Schließlich zog Rossi bis zu diesem Rennen vor knapp zwei Wochen im Duell gegen Marquez fast immer den Kürzeren. "Marc ist sehr stark in den Zweikämpfen. Er hat mich in der Vergangenheit oft geschlagen", erinnert der früher im Duell Rad-an-Rad beinahe unbesiegbare Rossi.

Im Vorjahr hatte Rossi gegenüber Marquez meist das Nachsehen, Foto: Milagro
Im Vorjahr hatte Rossi gegenüber Marquez meist das Nachsehen, Foto: Milagro

Marquez hat mit seiner Honda gegenüber Rossi in einigen Bereichen aber noch immer Vorteile, daran hat auch die Niederlage in Termas de Rio Hondo nichts geändert. Trotz sichtbarer Verbesserungen bei Yamaha kann der Titelverteidiger auf seiner RC213V nach wie vor später und härter bremsen. "Wir müssen einfach beim Anbremsen und am Kurveneingang stärker werden, denn da sind die Hondas besser", weiß auch Rossi. So will er Marquez eines weiteren mentalen Vorteils berauben: "Wir müssen demonstrieren, dass wir unser Motorrad verbessert haben und jetzt auch später bremsen können."