Zum Wesen aller großen Champions gehört ein unglaubliches Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die Richtigkeit der getroffenen Entscheidungen. Marc Marquez bildet als MotoGP-Weltmeister der vergangenen beiden Jahre hier keine Ausnahme. Im Grand Prix von Argentinien vor knapp zwei Wochen versuchte er trotz offensichtlicher Chancenlosigkeit aufgrund schlechterer Reifen Valentino Rossi zu besiegen, kollidierte mit ihm und stürzte aus dem Rennen. So gab es null anstatt 20 Punkte für den Weltmeister, während sich Rossi die vollen 25 Zähler für einen Sieg abholte.

Die Kollision ging ganz klar auf die Kappe Marquez' und wäre wohl zu vermeiden gewesen, doch der Repsol-Honda-Pilot zeigt sich uneinsichtig. "Ich glaube nicht, dass ich in Argentinien einen Fehler gemacht habe. Valentino hat die Richtung gewechselt und ich habe nicht damit gerechnet, weil die Yamahas in dieser Passage eine etwas andere Linie gefahren sind als wir Honda-Piloten. Dass ich dann sein Hinterrad berührt habe, war einfach Pech", stellte er seine Sicht der Dinge dar. "Wir fahren hier Rennen, da passieren solche Dinge. Dieses Mal hatte ich Pech, beim nächsten Mal eben der Andere. Sowas kann man vorher nicht ahnen. Wichtig ist nur, dass man die Lehren daraus zieht und versucht, es beim nächsten Mal besser zu machen."

Valentino Rossi jubelte über den Sieg, Marquez stand mit leeren Händen da, Foto: Monster
Valentino Rossi jubelte über den Sieg, Marquez stand mit leeren Händen da, Foto: Monster

Einen sicheren zweiten Platz einzufahren ist eben einfach nicht der Stil von Marc Marquez, der jedes einzelne Rennen für sich entscheiden möchte. "Ich muss meine Strategie nicht ändern. Es war schon immer meine Art, stets 100 Prozent zu geben. Schritt für Schritt erkenne ich aber schon, dass 20 Punkte besser sind als null", gesteht der 22-Jährige.

Aufholjagd nichts Neues

Seinen Fehler aus Argentinien kann er ebenso wie den Patzer von Katar, als er sich in der ersten Kurve des Rennens verbremste, aber nicht mehr rückgängig machen. 30 Punkte beträgt daher sein Rückstand auf Valentino Rossi in der Weltmeisterschaft. Bei der schon im Vorjahr beeindruckenden Konstanz des Yamaha-Stars ein ordentlicher Brocken, doch Marquez gibt sich betont cool: "Es sind gerade einmal drei Rennen gefahren und 15 warten auf uns. Die Saison ist also noch sehr lang. Natürlich wäre ich lieber 30 Punkte vorne als 30 zurück, aber 2013 hatte ich den gleichen Rückstand und das nach sechs Läufen." Damals führte Marquez' Repsol-Honda-Teamkollege Dani Pedrosa die WM an, landete am Ende des Jahres aber satte 34 Zähler hinter ihm auf Rang drei der Gesamtwertung.

Angst, von der steigenden Erwartungshaltung in dieser Saison förmlich erdrückt zu werden, hat der Titelverteidiger nicht. "Ich fühle keinen besonderen Druck. Das war vor Katar schon deutlich schlimmer. Okay, ich liege in der Weltmeisterschaft 30 Punkte zurück, war aber in dieser Saison immer auf einem sehr guten Level. In Argentinien habe ich ja immerhin um den Sieg gekämpft", klammert sich Marquez an seine bis zur Kollision starke Leistung. Ob ihm das auch an diesem Wochenende gelingen wird, bezweifelt der selbstbewusste Spanier selbst. Zwar erhielt er nach seinem Fingerbruch beim Dirttrack-Training am Donnerstag die Startfreigabe für Jerez, doch schmerzfrei wird Marquez nicht sein: "Da muss ich jetzt einfach durch."