Es war der erste große Knalleffekt in der jungen MotoGP-Saison 2015. In der vorletzten Runde des Grand Prix von Argentinien hing Valentino Rossi nach einer sensationellen Aufholjagd von Platz acht am Hinterrad von Marc Marquez und kämpfte gegen ihn um den Sieg. Als der Altmeister schließlich Angriff versuchte Marquez trotz zu diesem Zeitpunkt klar schwächerer Pace gegenzuhalten. Seine Bemühungen waren aber vergebens und endeten nach zwei Berührungen zwischen den Kontrahenten für den Repsol-Honda-Piloten in einem Sturz und dem vorzeitigen Rennende, während Rossi 25 Punkte für den Sieg in Termas de Rio Hondo erbte.

Das Manöver wurde von der Rennleitung unter der Führung von Renndirektor Mike Webb sofort unter die Lupe genommen, die Entscheidung fiel nach wenigen Minuten. Rossi wurde nicht bestraft, die Aktion sei ein normaler Rennunfall gewesen, so die Einschätzung der Experten. Yamaha-Boss Lin Jarvis ging sogar noch einen Schritt weiter und sah die Schuld klar bei Marc Marquez, der das Hinterrad von Rossi berührt hatte und deshalb zu Boden gegangen war. "Marc hat heute leider einen Fehler gemacht. Eigentlich waren es sogar zwei Fehler, denn nachdem ihn Valentino überholte hat, wollte er zu früh und zu aggressiv kontern", meinte der Brite im Gespräch mit der offiziellen Seite der MotoGP. "Nach der ersten Berührung hätte er meiner Meinung nach etwas zurückstellen sollen, denn Valentino war in dieser Phase des Rennens einfach klar schneller. Da erneut einen Konter zu versuchen und dann zu nah dran zu sein, als Vale eingelenkt hat, war eindeutig Marcs Fehler."

Marquez zog im Zweikampf den Kürzeren, Foto: motogp.com
Marquez zog im Zweikampf den Kürzeren, Foto: motogp.com

Suppo sah einen Rennunfall

Naturgemäß etwas anders sah die Situation Marquez' Honda-Teamchef Livio Suppo, der die Schuld auf beide Fahrer verteilt sah: "Ich bin wie die Rennleitung der Meinung, dass es ein normaler Rennunfall war. So etwas kann passieren. Es ist sehr schade, dass wir keinen guten Kampf zwischen Vale und Marc gesehen haben, aber diese Dinge können vorkommen."

Vorwürfe aufgrund der taktischen Ausrichtung von Honda in diesem Rennen wollte Suppo nicht gelten lassen. Marquez war ja im Gegensatz zu Rossi mit dem weicheren Hinterreifen unterwegs gewesen und in der Schlussphase des Grand Prix völlig eingebrochen. "Wir wussten, dass Valentino mit demselben Reifen schneller gewesen wäre als Marc, also war unsere Entscheidung richtig, denke ich", verteidigte Suppo die Wahl der Bridgestone-Pneus. "Unser Plan war, an der Spitze zu entwischen und den Vorsprung dann bis zum Ende zu verwalten. Leider hat das nur bis kurz vor dem Ende funktioniert."