Der Grand Prix von Argentinien am Sonntag hat einmal mehr gezeigt, dass Valentino Rossi nicht nur einer der schnellsten Piloten der Motorrad-Weltmeisterschaft, sondern auch einer ihrer härtesten Zweikämpfer ist. Zwei Mal berührten sich er und Marc Marquez in der Schlussphase des Rennens, ehe der Weltmeister zu Boden ging und Rossi den Sieg einfuhr. Der Altmeister erinnerte mit diesem Manöver stark an seine erfolgreichsten Zeiten, als bei ihm sensationelle Aktionen auf der Strecke quasi an der Tagesordnung waren. Wir haben für euch die legendärsten Manöver aus 16 Jahren Valentino Rossi in der Königsklasse gesammelt - ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Euer Lieblingsmoment ist nicht mit dabei? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

Jerez 2005

Rossi schickte Gibernau in der Zielkurve in den Kies, Foto: Yamaha Racing
Rossi schickte Gibernau in der Zielkurve in den Kies, Foto: Yamaha Racing

Der Grand Prix von Spanien 2005 in Jerez war Schauplatz von Rossis bisher vielleicht härtestem Manöver. Sete Gibernau führte das Rennen fast über die gesamte Distanz an, Rossi lauerte dahinter auf seine Chance. Doch die bot sich bis zur letzten Kurve des Grand Prix nicht. Lokalmatador Gibernau fuhr an der Spitze liegend auf die Zielkurve zu und leistete sich keinen Fehler, doch Rossi versuchte dennoch an ihm vorbeizugehen. Er bremste sich innen hinein, konnte seine Linie aber nicht halten und donnerte in die Seite von Gibernau. Während Rossi auf der Strecke blieb, musste sein Konkurrent ins Kiesbett. Der Doktor gewann, für den stocksauren Gibernau blieb nur Rang zwei.

Laguna Seca 2008

Im Corkscrew nutzte Rossi jeden Millimeter aus, Foto: Milagro
Im Corkscrew nutzte Rossi jeden Millimeter aus, Foto: Milagro

Die Corkscrew-Schikane von Laguna Seca ist eine der berüchtigtsten Kurven in der Welt des Motorsports. Unzählige Überholmanöver in den unterschiedlichsten Serien auf zwei und vier Rädern gingen hier schon über die Bühne, doch das vielleicht beste zeigte Valentino Rossi im Grand Prix der USA 2008. In einem packenden Duell gegen Casey Stoner gelang ihm hier die entscheidende Aktion. Rossi und der Ducati-Pilot rasten Seite an Seite auf den Corkscrew zu. Der Italiener bremste nur minimal später, doch es ging ihm dennoch die Strecke aus. Mit einem wilden Wackler rumpelte Rossi den steilen Abhang hinunter und konnte seine Yamaha nur mit Mühe abfangen. Doch sein Mut machte sich bezahlt, denn Stoner konnte nicht kontern und Rossi holte sich den Sieg.

Barcelona 2009

Jorge Lorenzo musste sich vor heimischem Publikum geschlagen geben, Foto: Yamaha
Jorge Lorenzo musste sich vor heimischem Publikum geschlagen geben, Foto: Yamaha

Valentino Rossi scheint ein Faible dafür zu haben, spanische Piloten bei ihren Heimrennen zu demütigen. Nach Sete Gibernau 2005 in Jerez erwischte es 2009 in Barcelona mit Jorge Lorenzo seinen eigenen Teamkollegen. Die beiden Yamaha-Werksfahrer duellierten sich das gesamte Rennen lang um Platz, in der letzten Runde setzte sich Lorenzo am Ende der Start-Ziel-Geraden an die Spitze. Der Mallorquiner konnte alle Angriffe abwehren, bis zur letzten Kurve. In der 90-Grad-Rechtskurve ist das Überholen mit einem Motorrad eigentlich so gut wie unmöglich, doch Rossi versuchte es trotzdem. Er schob sich neben Lorenzo, bremste etwas später und bog mit rutschendem Vorderrad in die Kurve ein. Doch mit all seiner Routine konnte er den Slide kontrollieren und die Führung bis zur Ziellinie behaupten. Ein Sieg, den Rossi heute noch als einen seiner schönsten bezeichnet.

Motegi 2010

Auch in Motegi zog Lorenzo gegen Rossi den Kürzeren, Foto: Milagro
Auch in Motegi zog Lorenzo gegen Rossi den Kürzeren, Foto: Milagro

Ein Jahr später beim Großen Preis von Japan in Motegi hieß Rossis Gegner erneut Jorge Lorenzo und wieder hatte der Mann mit der Nummer 46 das bessere Ende für sich, auch wenn es dieses Mal nur um Rang drei ging. Die Positionen wechselten im Laufe des Rennens unzählige Male zwischen den beiden Yamaha-Teamkollegen, die an diesem Sonntag Motorradrennsport vom feinsten boten. Dass dazu manchmal auch direkter Körperkontakt gehört, zeigte Rossi seinem jüngeren Stallgefährten zwei Runden vor Schluss, als er sich mit vollem Einsatz innen an ihm vorbeidrückte und ihn dabei kräftig berührte. So kaufte er Lorenzo die Schneid ab und lachte am Ende wieder vom Treppchen, während sich der damalige Youngster mit Rang vier abfinden musste.

Termas de Rio Hondo 2015

Für Marquez endete der Zweikampf mit Rossi am Boden, Foto: motogp.com
Für Marquez endete der Zweikampf mit Rossi am Boden, Foto: motogp.com

Nach zwei schweren Jahren bei Ducati und einer gewissen Eingewöhnungsphase zurück bei Yamaha agiert Valentino Rossi 2015 wieder in Hochform und ist ganz der Alte. Das musste auch Marc Marquez im Grand Prix von Argentinien feststellen. Der Repsol-Honda-Pilot führte das Rennen zu Beginn souverän an, doch Rossi fuhr mit dem härteren Hinterreifen in der zweiten Hälfte die zwischenzeitlich über vier Sekunden Lücke wieder zu und griff in der vorletzten Runde an. Der 36-Jährige bremste sich am Ende der langen Gegengeraden innen an Marquez vorbei, doch der konterte. Es kam zur Berührung und Rossi blieb leicht vorne. Beim darauf folgenden Umlegen war Marquez zu nah an der M1 des Altmeisters dran, berührte mit seinem Vorderrad Rossis Hinterrad und ging zu Boden. Das Rennen war für den amtierenden Weltmeister vorbei, während der Doktor über seinen zweiten Saisonsieg jubeln durfte.