Der Argentinien Grand Prix am Sonntag bekommt das Flair eines Ausdauerrennens verpasst. Glaubt man den Fahrern, sind im Rennen Tugenden wie Konstanz und Reifenmanagement mehr gefragt, als Kampfkraft und Aggressivität. Für welche Fahrer das gute Nachtichten sind, erläutern wir im Favoritencheck.

Marc Marquez: Das war schon beeindruckend, was Marc Marquez da am Samstag in Argentinien ablieferte. Nachdem er am Samstag der Konkurrenz den Vortritt ließ, schlug er im Qualifying eiskalt zurück. Jede einzelne seiner drei fliegenden Runden hätte für die Pole Position gereicht und am Ende war er eine halbe Sekunde schneller als der erste Verfolger. Im Vorjahr hatte die beste Nicht-Honda im Rennen drei Sekunden Rückstand. Diesmal wird das kaum anders aussehen. "Die erste Reihe ist wichtig, denn aufgrund der schmutzigen Strecke wird Überholen morgen schwierig. Wir erwarten eins schwieriges Rennen mit höheren Temperaturen als heute", sagte Marquez. Hohe Temperaturen dürften wohl die einzige Hoffnung der Konkurrenz sein, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass die Honda darunter mehr leidet als die Maschinen der Gegner.

Marquez und Espargaro hatte ihren Spaß, Foto: Repsol Honda
Marquez und Espargaro hatte ihren Spaß, Foto: Repsol Honda

Aleix Espargaro: Es hat nur drei Rennen gedauert, bis Aleix Espargaro Suzuki mit einem Platz in der ersten Startreihe beschenkte. Lässt er am Sonntag einen Podestplatz folgen? "Es wird für uns verdammt schwer morgen, denn wir haben den extraharten Hinterreifen nicht zur Verfügung, der auf dieser Strecke über die Renndistanz klar die beste Wahl ist", so Espargaro nach dem Qualifying. Denn für Suzuki (wie auch für Ducati) hat sich auf dem gnadenlosen Asphalt von Termas de Rio Hondo ein Vorteil in einen Nachteil entwickelt. Von den drei Hinterradmischungen dürfen Suzuki, Ducati und Aprilia die weicheren zwei verwenden, Honda und Yamaha hingegen die härteren beiden. Im Normalfall ist der Medium, der die gemeinsame Schnittmenge aller Hersteller bildet, die richtige Wahl für das Rennen. In Argentinien werden Honda und Yamaha aber wohl den härtesten einsetzen. Erschwerend hinzu kommt Suzukis Topspeed-Nachteil, der an diesem Rennwochenende rund 15 km/h auf Marquez beträgt.

Andrea Iannone: Der zweikampfstarke Italiener ist nicht gerade als großer Reifenmanager bekannt. Das könnte am Sonntag zu seinem großen Nachteil werden, der ihn eventuell die Chancen auf das Podium kostet. Schon in Katar bekam Iannone gegen Ende des Rennens Probleme, auf der gummifressenden Strecke in Argentinien könnte sich dieser Umstand noch gravierender auswirken.

Jorge Lorenzo: Er wäre wohl der erste Verfolger von Marquez gewesen, doch Lorenzo machte in seinem zweiten Stint im Qualifying einen Fehler, der ihn die erste Startreihe kostete. Mit dem vermeintlichen Bonus des härteren Reifens ist Lorenzo jedenfalls ein Anwärter auf das Podium. Allerdings gelang das Reifenmanagement seinem Teamkollegen Rossi zuletzt deutlich besser. "Die Pace zu Beginn war gut, aber sie lässt nach, wenn sich der Hinterreifen abnutzt", urteilte Lorenzo.

Dovizioso greift die WM-Führung an, Foto: Ducati
Dovizioso greift die WM-Führung an, Foto: Ducati

Andrea Dovizioso: Nach zwei zweiten Plätzen muss man Dovizioso auch in Argentinien auf dem Zettel haben, auch wenn er an diesem Wochenende noch nicht glänzte. Im Rennen glänzt der Italiener mittlerweile mit Konstanz und Intelligenz. In den letzten 56 Rennen fiel er nur zweimal aus und punktete nur ein weiteres Mal nicht. Vor dem Renn-Sonntag gab sich Dovizioso kryptisch: "Erst im Rennen wird man die wahre Pace aller Fahrer sehen. Das Wichtigste ist, 25 konstante Runden abzuspulen." Das hört sich nach einer perfekten Aufgabe für Dovi an.

Valentino Rossi: Die WM-Führung ist in Gefahr. An diesem Wochenende machte Yamaha bislang keine gute Figur. Die Reifen waren ein dauerhaftes Problem, sodass man sich am Samstag schon voll und ganz auf die Rennpace konzentrierte. Schon in Katar gelang Rossi ein großer Turnaround, als er nach mäßigen Leistungen an den ersten Tagen vor dem Rennen seine M1 umbauen ließ und damit einen goldenen Wurf landete. "Die harten Reifen arbeiten an unserem Motorrad gut und meine Pace stimmt. Das ist wichtig für das Rennen", ist Rossi optimistisch.

Die anderen Fahrer: Cal Crutchlow steht von den restlichen Fahrern in der aussichtsreichsten Position. Der Brite schaffte es auf Rang vier und war in den beiden Trainings am Samstag sogar jeweils Zweiter. Bedenkt man den Reifennachteil von Suzuki und Ducati, so könnte Crutchlow für Yamaha zur größten Bedrohung werden. Von den Fahrern ab Startreihe drei sollte (außer Rossi natürlich) keiner in den Kampf um die Spitzenpositionen eingreifen können.

Die Tipps der Redaktion

Samy Abdel Aal: Nun ja, wie in der Vorwoche lege ich mich klipp und klar fest: Marc Marquez stürmt auch in Termas de Rio Hondo souverän zum Sieg. Yamaha hat auf dieser Strecke schlicht nicht die Pace, um mit dem Paket MM93 und RC213V mitzuhalten. Ducati und Suzukui scheiden in Ermangelung des extraharten Hinterreifens als Siegkandidaten ohnehin aus. Jorge Lorenzo beendet hinter Marquez seinen Negativlauf von drei Rennen ohne Podium. Rossi fährt wie auch in Austin zu Platz drei.

Samys Top-3-Tipp: 1. Marquez, 2. Lorenzo, 3. Rossi

Marquez ist der Top-Favorit der Redaktion, Foto: Repsol Honda
Marquez ist der Top-Favorit der Redaktion, Foto: Repsol Honda

Tobias Ebner: Am Samstag hat Marc Marquez die Welt wieder gerade gerückt nach zwei Suzuki-Bestzeiten durch Espargaro. Er wird sich mit dem Yamaha-Duo um den Sieg duellieren. Weder die Ducatis, noch die in Argentinien starken Suzukis werden wegen der Reifenproblematik vorne ein Wörtchen mitreden. Am Ende wird sich Marquez durchsetzen und die Zielflagge vor Lorenzo und Rossi sehen.

Tobias' Top-3-Tipp: 1. Marquez, 2. Lorenzo, 3. Rossi

Michael Höller: Ich würde ja gerne Gründe nennen, warum Marc Marquez am Sonntag nicht gewinnt, aber es gibt leider keine plausiblen. Wer soll ihn also fordern? Dani Pedrosa ist nicht da, Yamaha scheint nicht schnell genug zu sein, während Suzuki und Ducati am Sonntag mit dem weicheren Reifen zu kämpfen haben werden. Hinter Marquez könnte es aber interessant werden, auch wenn sich am Ende wohl wieder Rossi durchsetzt.

Michaels Top-3-Tipp: 1. Marquez, 2. Rossi, 3. Dovizioso

Markus Zörweg: Marc Marquez hat seine Bestform aus Austin konserviert und agiert auch in Termas de Rio Hondo überragend. Der Weltmeister legte von Session zu Session deutlich zu, was in einer überragenden Pole Position gipfelte. Er scheint im Rennen quasi unschlagbar. Die in den Trainings und im Qualifying so starken Suzukis und Ducatis werden mit ihren weicheren Reifen über die volle Distanz wohl keine Chance haben, weshalb sich die Yamaha-Werkspiloten die verbleibenden zwei Podiumsplätze sichern. Valentino Rossi setzt sich im teaminternen Duell mit Jorge Lorenzo durch.

Markus' Top-3-Tipp: 1. Marquez, 2. Rossi, 3. Lorenzo