Verspätete Streckenposten, Hunde auf der Strecke, Reifensorgen und Stürze am laufenden Band - Action war am Freitag des MotoGP-Rennwochenendes in Austin garantiert, wenn auch nicht immer aus den richtigen Gründen. Fünf Faktoren sorgten am ersten Trainingstag zum Texas-Grand-Prix für Turbulenzen:

Die Streckenposten

Erst nach einer Kontrolle durch die Rennleitung konnte es losgehen, Foto: RTG
Erst nach einer Kontrolle durch die Rennleitung konnte es losgehen, Foto: RTG

Der Texas-Grand-Prix hat sich in den letzten beiden Jahren zu einem der Lieblingsrennen von Fans, Teams und Piloten gemausert. Die Strecke ist abwechslungsreich, die Zuschauer kommen in Scharen und die pulsierende Südstaatenmetropole Austin sorgt auch abseits des Rennbetriebs für jede Menge Spaß und Action. Absolut würdige Umstände also für die Motorrad-Weltmeisterschaft, was man von der Organisation am ersten Trainingstag 2015 leider nicht behaupten konnte.

Als um neun Uhr Ortszeit in Austin der Betrieb mit dem ersten Freien Training der Moto3-Klasse starten sollte, befanden sich viele Streckenposten und auch medizinisches Personal nicht an ihren vorgeschriebenen Punkten entlang des 5,513 Kilometer langen Circuit of the Americas. Erst nach 50 Minuten waren die Probleme gelöst und die Session konnte beginnen. Wie es zu diesem Zwischenfall kommen konnte ist noch unklar, doch erinnert die Situation schon etwas an das Formel-1-Wochenende 2013, als das erste Freie Training gestartet wurde, ehe man bemerkte, dass kein Rettungshelikopter an der Strecke war, worauf die Session unterbrochen und erst mit großer Verspätung wieder gestartet wurde.

Der Regen

Im ersten MotoGP-Training war es völlig nass, Foto: Yamaha
Im ersten MotoGP-Training war es völlig nass, Foto: Yamaha

Das Wetter brachte am Freitag Chaos über den Circuit of the Americas. So verlief der Start ins zweite MotoGP-Wochenende 2015 maximal ungemütlich. Wie zuvor befürchtet hatte der Himmel über Austin am Freitagmorgen seine Schleusen geöffnet, setzte den technisch und physisch anspruchsvollen Kurs nahezu unter Wasser. Die Piloten der Moto3 blieben trotz eines um 50 Minuten verspäteten Starts von FP1 so nicht von der Dusche erspart - und das zu keiner der insgesamt 40 Minuten.

Auch die MotoGP-Klasse sah sich im dritten Jahr auf dem COTA gezwungenermaßen der ersten Regen-Session überhaupt ausgesetzt. Erst gegen Ende von FP1 der Moto2 ließen die Schauer dann nach, ehe sie gänzlich abebbten. Obwohl die Strecke relativ schnell abtrocknete, behielt der Asphalt lange Zeit eine gefährliche Menge an Feuchtigkeit bei sich. Die Moto3 war so gezwungen, auch das zweite Training nahezu vollständig auf Regenreifen zu absolvieren.

Das Feld der MotoGP erwischte die ungünstigste Phase. Erst in der zweiten Hälfte der Session war der Asphalt dann trocken genug für einen Einsatz der Slick-Reifen, was den Teams und Fans jedoch immerhin ein sensationelles Shootout bescherte. Sollte es Samstag wie erwartet regnen, hätten sich die zehn Direkt-Qualifikanten für das Haupt-Qualifying dann nämlich bereits entschieden. Die Moto2 kam in FP2 dann tatsächlich in den Genuss einer weitestgehend trockenen Session.

Der Hund

Unterbrechungen oder Verschiebungen können in der MotoGP schon einmal passieren. Sei es aufgrund besonders schlechter Wetterbedingungen oder wegen Schmutz auf der Strecke, wie am Freitag vor dem ersten Training der Moto2, als man rund 15 zusätzliche Minuten brauchte, um eine Ölspur in Kurve sieben zu binden. Mehr als ungewöhnlich war aber der Grund für die Unterbrechung im ersten MotoGP-Training. Ein Hund hatte sich losgerissen und war auf die Strecke gerannt. Mehreren Piloten wie Stefan Bradl oder Maverick Vinales kam das sichtlich verschreckte Tier gefährlich nahe. Die Rennleitung reagierte schnell und unterbrach die Session. Es dauerte aber sage und schreibe 20 Minuten, ehe der Hund auf dem weitläufigen Gelände des Circuit of the Americas eingefangen werden und das Training somit fortgesetzt werden konnte.

Die Stürze

Der Trainings-Freitag in Austin verkam zu einem reinen Sturz-Festival - und somit noch weiter zu einem wahren Chaos-Tag. 20 Stürze brachten die Piloten der drei Klassen in den insgesamt sechs Sessions zusammen, neun davon alleine die Moto3.

Die spektakulärsten Crashes der namhaftesten Fahrer produzierte aber zweifelsohne die Moto2. Ausgerechnet die WM-Favoriten trieben sich bei ihren Fernduellen bei widrigsten Bedingungen derart über das Limit, dass sie allesamt mehr oder weniger unsanft vom Arbeitsgerät bugsiert wurden.

Sam Lowes glänzte so nicht nur mit zwei Session-Bestzeiten, sondern ebenfalls mit zwei brutalen Highsidern. Auch Weltmeister Tito Rabat fand sich mit mitsamt seinem Arbeitsgerät in beiden Trainings im Kies wieder. Moto3-Weltmeister Alex Marquez stürzte ebenfalls in beiden Sessions, zahlt nach seinem Aufstieg somit weiter mächtig Lehrgeld.

In der MotoGP-Klasse verzeichneten Maverick Vinales, Bradley Smith und Hector Barbera jeweils einen unfreiwilligen Abflug.

Die Reifen

Bridgestones-Regenreifen drohen sich aufzulösen, Foto: Bridgestone
Bridgestones-Regenreifen drohen sich aufzulösen, Foto: Bridgestone

Mit Dauerregen wie am Freitagvormittag hatte vor diesem Rennwochenende im sonst so sonnigen Austin wohl niemand gerechnet, anscheinend nicht einmal MotoGP-Reifenlieferant Bridgestone. Die Japaner gingen einigermaßen unvorbereitet und ohne einen einzigen nassen Testkilometer auf dem Circuit of the Americas in den Freitag. Bald machten sich bei Bridgestone große Sorgen breit. Würden die Regenreifen eine gesamte Renndistanz von 21 Runden durchhalten? Eine endgültige Entwarnung gibt es noch nicht, doch nach 16, 17 oder 18 Umläufen einzelner Fahrer im ersten Training auf einem Satz sahen die Pneus noch ziemlich gut aus, sollten also auch ein paar weitere Runden überstehen. Ein Chaosrennen wie auf Phillip Island 2013 mit verpflichtendem Boxenstopp wollen wohl alle Beteiligten vermeiden.