Was war das für eine tolle MotoGP-Show am Sonntagabend? Valentino Rossi und Andrea Dovizioso lieferten sich bis zur Ziellinie ein Duell um den Sieg, das lange Zeit ein Vierkampf war. Dani Pedrosa und Marc Marquez mussten nach schlechten Starts im ersten Renndrittel durch das Feld pflügen. Am Ende kamen die MotoGP-Fans voll auf ihre Kosten. Motorsport-Magazin.com unterzieht den Grand Prix von Katar einer genauen Rennanalyse.

Der Start

Die Chancen der beiden Favoriten von Repsol Honda waren schon nach wenigen Kurven begraben. Marc Marquez und Dani Pedrosa starteten schlecht bzw. machten schon im ersten Sektor Fehler. Im Vergleich zwischen Startaufstellung und Zieldurchfahrt nach einer Runde büßte Marc Marquez 14 Ränge (von P3 auf P17) ein, Dani Pedrosa verlor sieben Plätze (von P2 auf P9). Kein anderer Fahrer fiel in der Startphase um so viele Positionen zurück wie das Honda-Duo.

GewinnerVerlierer
Jack Miller+10Marc Marquez-14
Jorge Lorenzo+4Dani Pedrosa-7
Pol Espargaro+4Hector Barbera-6
Aleix Espargaro+4Eugene Laverty-5
Nicky Hayden+4Vinales, Di Meglio-3

Positiver verlief die Anfangsphase bei Jorge Lorenzo, der sich vom Platz sechs auf zwei verbesserte und sich durch diesen Traumstart direkt in das Rennen um den Sieg katapultierte. Ebenfalls gute Starter: die Espargaro-Brüder, die gemeinsam von den Plätzen 10 und 11 auf Rang 6 und 7 nach vorne fuhren. Die meisten Positionen machte überraschenderweise Jack Miller gut. Der Rookie sprang vom 22. Startplatz auf Rang 12, fiel danach aber ebenso schnell wieder zurück und war nach drei Runden schon wieder Vorletzter.

Die Anfangsphase

Pedrosa und vor allem Marquez mussten erst wieder durch das Feld pflügen und verloren dadurch viel Zeit, während sich an der Spitze je zwei Ducati und Yamaha beharkten. In Runde 8 hatten es die beiden Honda-Asse endlich geschafft, den Rest des Feldes hinter sich zu lassen und sich dem Führungsquartett an den Auspuff zu heften.

Stand Runde 8
1.Jorge Lorenzo
2.Andrea Dovizioso+0,045 Sek.
3.Andrea Iannone+0,393
4.Valentino Rossi+0,964
5.Dani Pedrosa+4,013
6.Marc Marquez+5,422

Die Aufholjagd kostete massiv Zeit, denn bei der Zieldurchfahrt von Runde 8 hatte Pedrosa vier Sekunden und Marquez fast fünfeinhalb Sekunden Rückstand auf den Führenden. Auch die Reifen - beide Piloten waren auf Medium-Front und Medium-Rear unterwegs - wurden schon in der Anfangsphase durch die Überholmanöver stark in Mitleidenschaft gezogen, was sich gegen Ende des Rennens noch rächen sollte.

Restart für Honda

In Runde 9 begann quasi der zweite Teil des Rennens, als die sechs Werksfahrer erstmalig in diesem Rennen unmittelbar hintereinander in den Top-6 klassiert waren. Dieser Teil des Rennens gehörte ganz klar Valentino Rossi, der die schnellste Gesamtzeit der letzten 16 Runden fuhr. Was für Marquez noch möglich gewesen wäre, wenn er in der Anfangsphase nicht seinen Reifen zu stark belastet hätte, kann man nur erahnen. Marquez war zwischen Runde 9 und der Zieldurchfahrt insgesamt der drittschnellste Mann auf der Strecke und verlor auf Rossi in dieser Phase nur 2,5 Sekunden - fast zwei Sekunden davon alleine in der letzten Runde.

Ergebnis Runde 9-22
1.Valentino Rossi
2.Andrea Dovizioso+1,093
3.Marc Marquez+2,578
4.Andrea Iannone+2,821
5.Jorge Lorenzo3,671
6.Dani Pedrosa+7,706

Marquez war nach seiner Aufholjagd also in etwa auf einem Niveau mit Rossi und Dovizioso. Pedrosa und auch Lorenzo gelang das nicht. Vor allem Pedrosa war mit 7,7 verlorenen Sekunden auf Rossi der große Verlierer der letzten beiden Renndrittel. Wie der Katalane aber nach dem Rennen gestand, spielten auch seine körperlichen Beschwerden (Armpump) eine wesentliche Rolle bei seinem mäßigen Abschneiden. Im gesamten Rennen fuhr Pedrosa nur vier Rundenzeiten unter 1:56,0. Teamkollege Marquez und Ducatis Dovizioso fuhren 14 Laps unter dieser Marke, Sieger Rossi sogar 16 und damit die meisten.

In der Rundenzeiten-Analyse zeigt sich deutlich, dass sich im Kampf an der Spitze sowohl Dovizioso als auch Rossi am Ende noch steigern konnten. Die finale Rundenzeit der beiden Fahrer war etwa schneller als der Vergleichswert aus Runde 9. Während das Spitzen-Duo zulegte, brachen die Rundenzeiten bei Honda gegen Ende völlig ein und der Unterschied zur Spitze betrug in der letzten Lap fast zwei Sekunden. Ob das an einem kompletten Einbruch der Reifenperformance liegt, ob Sprit gespart werden musste oder ob Marquez und Pedrosa, die zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ernsthaft um eine Position kämpfen mussten, bereits etwas Speed herausnahmen, bleibt freilich offen.

Ein interessantes Detail noch zum Schluss: Rossi fuhr als einziger Fahrer in den Top-6 die härtere Reifenmischung an der Front. Ab Runde 15 klafften die Zeiten des Italieners und die seines Teamkollegen Lorenzo deutlich auseinander. Bei Ducati scheint der Medium-Vorderreifen hingegen nicht für Probleme zu sorgen. Iannone konnte starke Zeiten bis zur Zielflagge halten, Dovizioso legte mit dem möglichen Sieg vor Augen am Schluss sogar noch zu.

Fazit

Rossi hatte mit dem härteren Vorderreifen genau den richtigen Riecher und stach seinen Teamkollegen Jorge Lorenzo durch diesen Kniff klar aus. Ducati schaffte es hingegen auch den weichen Vorderreifen über die volle Distanz zu bringen. Ob das auch Honda gelungen wäre, lässt sich aufgrund der materialfordernden Aufholjagd im ersten Renndrittel nicht genau sagen. Fakt ist aber, dass Marquez in den letzten beiden Renndritteln nur unwesentlich langsamer war und rein aufgrund seiner Fehler in der Startphase keine Chance auf den Sieg hatte. Um Dani Pedrosa hingegen sollte man sich Sorgen machen. Aufgrund seiner körperlichen Beschwerden spekuliert er nun sogar mit einem Karriereende.