Wenn man irgendwo in Deutschland auf offener Straße eine Umfrage nach dem bekanntesten Motorrad-Rennfahrer durchführen würde, dann, so ist sich der fünffache Titelträger Toni Mang sicher, "hätte ich gute Chancen, noch immer genannt zu werden".

Und tatsächlich überstrahlen die Erfolge des heute 55-jährigen mit Kawasaki und Honda beinahe alles was seine deutschen Nachfolger in den verschiedenen WM-Klassen zustande brachten.

Mang erklärt sich dieses Nachwuchsproblem im Zweiradbereich durch die "Übermacht des Automobil-Rennsports", welche ein "Handicap für alle Sportarten" sei. "Das Sponsoren-Interesse dreht sich um die Formel 1 und die Serien dahinter", beklagt er sich im Motorsport-Sonderheft der Sport Bild.

Eine Abkehr von dieser Konzentration auf die so genannte Königsklasse des Automobilrennsports erwartet der Ex-Champion allerdings erst mit dem Rücktritt des siebenfachen F1-Weltmeisters Michael Schumacher. Dessen ist sich Mang aber "absolut sicher".

Um dann ein neuerliches Interesse für den Motorradsport in Deutschland zu wecken, müssen jedoch "gute Leistungen" her. Und an denen mangelte es in den vergangenen Jahren. "Da beißt sich die Katze halt immer wieder in den eigenen Schwanz: Wenn ich keinen Erfolg habe, habe ich keine Sponsoren hinter mir. Und habe ich keine Sponsoren, steht mir der Weg nicht offen, in guten Teams zu fahren und gutes Material zu bekommen."

Steve fehlt die Beständigkeit

Ein Fahrer der diesen Teufelskreis zumindest teilweise durchbrochen hat ist der Hohenstein-Ernstthaler Steve Jenkner. "Aber was hat Steve Jenkner denn erreicht?", fragt Mang. "Einen GP-Sieg! Was man braucht in diesem Geschäft, ist Beständigkeit. Das gab es bei ihm nie. Mal ist er vorn gefahren, dann mal wieder nicht. Diese Beständigkeit fehlt ihm absolut."

Dennoch gesteht Mang dem Sachsen zu, dass "Steve im Vergleich zu den anderen [deutschen, d. Red.] Fahrern noch den höchsten Level" zu bieten habe. "Aber eben nicht ausreichend, dass man sagen könnte: Der hat eine Chance, Weltmeister zu werden. Die habe ich bei ihm nie gesehen. Da fehlt ihm der Biss."

Dem einzigen Deutschen in der MotoGP sagt Mang ebenfalls keine großen Erfolge voraus. "Kawasaki ist die kleinere Marke unter den Japanern. Deshalb denke ich, dass auch er nicht in der Lage sein wird, die nötigen Leistungen zu bringen." Denn dafür bedarf es laut Mang schon eines Fahrers vom Kaliber eines Valentino Rossi. Nur diesen "gibt es in Deutschland" nicht.

Das vernichtende Fazit lautet deshalb: "Ich sehe keinen einzigen deutschen Fahrer, der das Potenzial hat erfolgreich in der MotoGP zu fahren."

Am meisten traut Mang in der neuen Saison dem jungen Sascha Hommel zu. "Er wird von sich hören lassen", sagt er. "Für die wenigen Jahre, die er auf dem Buckel hat, ist er schon sehr kompetent in dem Geschäft. Wenn das beibehalten wird und das persönliche Umfeld stimmt, wird der schon seinen Weg machen." Zum Ende also vielleicht doch noch ein schwarz-rot-goldener Hoffnungsschimmer?