Alex, du lebst die MotoGP seit vielen Jahren mit jeder Faser deines Körpers. Wie viel Überzeugungsarbeit musste Eurosport leisten, um dich für ein Engagement zu gewinnen?
Alex Hofmann: Die Grundfrage war, welche Möglichkeiten wir bekommen. Mir ging es nicht darum, nur an die Rennstrecke fahren zu dürfen und dort ein wenig über MotoGP zu plaudern. Mir war zum Beispiel eine Live-Kamera vor Ort sehr wichtig. Hätte Eurosport gesagt, sie verzichten auf eine Live-Kamera im Paddock und hätten sie mich nur in der Kommentatorenbox einsetzen wollen, hätte ich es nicht gemacht. Rennsport lebt von Live-Momenten und das heißt für mich, dass ich in der Startaufstellung ran darf und den Leuten Dinge erklären kann, die eben dort passieren. Das macht die Faszination meines Jobs aus. Als diese Rahmenbedingungen festgesetzt waren, ging die Einigung recht flott vonstatten.

Wie interpretierst du jetzt deine neue Rolle?
Alex Hofmann: Ich bin im Grund Dienstleister für den Fan und es geht weniger darum, wie ich mich selbst einbringe. Ich stelle die Fahrer in den Vordergrund und versuche, möglichst keine Langeweile aufkommen zu lassen. Ich war ja selbst aktiv und habe alle zwei Wochen mein Leben für meinen großen Traum riskiert. Ich hoffe, diese Begeisterung merkt man mir noch immer an. Die Faszination, das Risiko und auch die technische Komponente muss dem Zuschauer auf der Couch immer wieder aufs Neue erklärt werden.

Wie sehr wirst du deinen langjährigen Kommentatoren-Kollegen Eddie Mielke vermissen?
Alex Hofmann: Ich werde den Eddie sehr vermissen - mit allen seinen Ecken und Kanten die er hat. Er war ein guter Lehrer bei meinem Einstieg in die MotoGP auf der anderen Seite des Mikrofons und ich habe viel von ihm gelernt.

Wie gut kennst du deine neue Truppe?
Alex Hofmann: Die neue Truppe kenne ich noch von damals, als sie meine Rennen kommentiert und mich interviewt haben. Raudies und Ringguth haben meinen letzten Grand Prix live kommentiert. Wir kennen uns also sehr gut. Vor Ort wird es natürlich eine gewisse Zeit dauern, bis alle Abläufe reibungslos eingespielt sind. Ich glaube aber, dass es rasch rund laufen wird.

Wirst du bei allen Rennen vor Ort berichten?
Alex Hofmann: Wir sind immer im Team unterwegs und werden bei fast allen Rennen vor Ort sein. Einzig das anstrengende Fernost-Triple Motegi - Phillip Island - Sepang werden wir nicht antreten. Ich kann diese Entscheidung von Eurosport natürlich verstehen.

Neben deinem Job bei Eurosport arbeitest du 2015 ja auch als Testfahrer für das MotoGP-Projekt von KTM. Lässt sich schon abschätzen, wie viel Zeit diese Tätigkeit in Anspruch nehmen wird?
Alex Hofmann: Nein, noch nicht wirklich. Das hängt davon ab, wann der Motor erfolgreich am Prüfstand getestet wird, wann das erste Rollout stattfindet und wie man von da an vorankommt. Ich versuche bis dahin mich fit zu halten und viel zu trainieren. Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe, denn ich war bei Aprilia ja schon einmal dabei, ein Motorrad vom Reißbrett an die Rennstrecke zu bringen. Das ist beinahe so intensiv wie die Geburt eines eigenen Babys.

Wie viel Kontakt hattest du bereits mit den KTM-Leuten, die am MotoGP-Projekt arbeiten?
Alex Hofmann: Momentan läuft die Arbeit in Mattighofen hauptsächlich noch am Schreibtisch. Dort rauchen derzeit die Hirne und noch nicht die Motoren. Ich war bereits zweimal im Werk um mich über den Status Quo zu informieren. Ich bin beeindruckt wie sehr der Konzern gewachsen ist. Als ich das letzte Mal davor dort war, lief alles noch etwas beschaulicher ab. Ich freue mich wie ein Teenager auf den Tag des Rollouts.