Gut, besser, Marc Marquez! Beim Test-Finale der MotoGP in Sepang brannte der zweifache Weltmeister mit 1:59.115 eine Fabelrunde in den Asphalt, distanzierte die Konkurrenz deutlich. Einzig Yamaha-Superstar Jorge Lorenzo lag bei seiner persönlichen Bestzeit innerhalb einer halben Sekunde auf das Repsol-Honda-Ass.

Bei erneut tropischen Bedingungen von weit über 30 Grad Lufttemperatur sowie neuem Hitzerekord für die vergangenen Jahre von 60 (!) Grad auf der Strecke nutzten die Piloten einmal mehr die Vormittagszeit für intensive Testübungen und die Zeitenhatz. Bereits um die Mittagszeit nahm die Streckenaction merklich ab, ehe in den späten Nachmittagsstunden für einige Piloten Rennsimulationen auf der Agenda standen.

Erster Marquez-Verfolger: Jorge Lorenzo ließ in Sepang keine Zweifel an seiner guten verfassung aufkommen, Foto: Yamaha
Erster Marquez-Verfolger: Jorge Lorenzo ließ in Sepang keine Zweifel an seiner guten verfassung aufkommen, Foto: Yamaha

Auch hier demonstrierte Marquez seine außergewöhnliche Erscheinung, spulte mit 73 Runden nahezu eine komplette Renndistanz (19) mehr ab als der zweitfleißigste Fahrer. Während viele Teams und Piloten ob der sauna-ähnlichen Bedingungen bereits vorzeitig zusammenpackten, nutzte Marquez bis wenige Minuten vor 18 Uhr Ortszeit jede Gelegenheit zum Proben.

Die Platzierungen

Mit Marquez und Lorenzo lagen die bislang stärksten Piloten der Sepang-Tests auch am dritten Tag folgerichtig in Front. Mit seiner absoluten Sepang-Bestzeit (1:59.437) der sechs Testtage 2015 Minuten lag Lorenzo 0,322 Sekunden hinter Marquez zurück. Dieser reichte mit seiner schnellsten Runde zwar nicht an seinen inoffiziellen Sepang-Rekord von 1:58.876 Minuten heran, jedoch war dies den schlechteren Strecken- und Gripverhältnissen geschuldet.

Auf Rang drei überraschte LCR-Pilot Crutchlow auf seiner Satelitten-RC213V. Bereits früh in der Session glänzte der Engländer mit einer Runde von 1:59.658 Minuten. Ebenfalls unter der magischen Grenze von zwei Minuten lagen Ducati-Pilot Andrea Iannone (1:59.722), Yamaha-Star Valentino Rossi (1:59.833), Bradley Smith auf seiner Tech-3-Yamaha (1:59.883) sowie Marquez-Teamkollege Dani Pedrosa (1:59.912).

Cal Crutchlow entpuppte sich als eine der positive Überraschungen der Testfahrten, Foto: Milagro
Cal Crutchlow entpuppte sich als eine der positive Überraschungen der Testfahrten, Foto: Milagro

Die Top-10 komplettierten Hector Barbera, Aleix Espargaro sowie Andrea Dovizioso. Vor allem Barbera als Open-Pilot sorgte dabei - wenn wohl auch dank Windschatten-Fahrt - für eine faustdicke Überraschung, bestätigte seine bislang starken Eindrücke der Sepang-Testfahrten. Während 2013 lediglich zehn Piloten Runden im 2:00-Minuten-Bereich gelangen, stieg diese Zahl im immer schnelleren und engeren Feld der MotoGP 2015 gar auf 18 Fahrer an.

Der Deutsche Stefan Bradl landete mit seiner Bestzeit von 2:00685 auf Rang 15, Suzuki-Pilot Maverick Vinales war als 14. (2:00.604) bester Rookie.

Die Zwischenfälle

Aprilia-Pilot, bislang trauriges Schlusslicht und Pechvogel der Testfahrten, kam auch am letzten Tag in Malaysia im wahrsten Sinne des Wortes nicht in die Gänge. Bereits nach wenigen Minuten musste der Italiener seine RS-GP mit technischen Problemen in Kurve eins ablegen. Aus Angst vor einem möglichen Brand rief Melandri eilig die Streckenposten herbei, die jedoch kein Feuer feststellten und die Maschine bargen.

Nach einem Ausritt kehrte der Tscheche Karel Abraham zu unvorsichtig auf die Strecke zurück und schnitt so beinahe die Bahn des heraneilenden Scott Redding. Dieser wich gerade noch rechtzeitig aus, teilte Abraham direkt im Anschluss noch während der Fahrt unmissverständlich seine Meinung zur riskanten Aktion des Cardion-AB-Piloten mit.

Pol Espargaro wirkte nach seinem erneuten Sturz etwas ratlos, Foto: Milagro
Pol Espargaro wirkte nach seinem erneuten Sturz etwas ratlos, Foto: Milagro

Wie auch am Vortag waren die Piloten jedoch nicht vor Stürzen gefeit. Nach gut einer halben Stunde fand sich Tech-3-Yamahas Pol Espargaro in Kurve acht im malaysischen Kies wieder. Auch der Deutsche Bradl stürzte, jedoch in Kurve vier. Beide Piloten blieben glücklicherweise unverletzt.

Am späten Nachmittag sah sich zudem Crutchlow gezwungen, seine Rennsimulation aufgrund von gravierenden Bremsproblemen abzubrechen. An seiner Satelliten-Honda traten somit die gleichen Beschwerden auf wie bei Werkspilot Marquez am ersten Testtag. Hector Barberas Open-Ducati blieb rund eine Stunde vor Session-Ende mit Motorschaden auf der Start-und-Zielgeraden stehen.

Das Wetter

Heiß, heißer, Sepang: Auch am letzten Tag der zweiten Tests mussten sich die Piloten stundenlang durch die extreme schwüle Hitze Malaysias kämpfen. Zwar zeigten sich permanent auch Wolken am Himmel, jedoch stieg das Thermometer dennoch spielend auf bis zu 35 Grad.

Für den Nachmittag waren zwar Regenschauer angesagt, diese blieben jedoch aus. Um sich vor den extremen Bedingungen besser zu schützen, kühlte beispielsweise Valentino Rossi seinen Rennoverall vor Ausfahrten im Kühlschrank.

Die Analyse

Das Kräfteverhältnis nähert sich zumindest bei den Zeiten auf eine Runde allmählich den Erwartungen. Während Marquez in eigenen Sphären zu wandeln scheint, präsentiert sich der rundum wiedererstarkte Lorenzo als erster Verfolger. Auch Rossi und Pedrosa liegen in Lauerstellung, scheinen gegenüber dem Top-Duo jedoch noch kleinere Defizite zu haben.

Dass auf eine Renndistanz gesehen etwas mehr Abwechslung in die Top-4 kommt, obliegt nach jetztigem Stand der Dinge realistisch betrachtet einzig Ducati. Zwar zeigte vor allem Iannone bislang eine starke Pace, jedoch ist dies den deutlichen Vorteilen der extraweichen Hinterreifen auf eine Runde geschuldet. Nur wenn Ducati auch auf den härteren Mischungen glänzt, diese Pace zudem konservieren kann, ist ein Angriff auf Honda und Yamaha möglich.

Crutchlow für LCR-Honda sowie das Tech-3-Duo Espargaro und Smith machen ebenfalls Freude, könnten bei guter Entwicklung womöglich mit Ducati in einen Kampf um die dritte Kraft im Feld einsteigen. Stefan Bradl, der noch beim ersten Test wie der Alleinherrscher der Open-Klasse anmutete, könnte in Barbera einen ernsten Konkurrenten gefunden haben.

Testfahrten in Sepang: Ergebnis Tag drei

P.FahrerNat.TeamMotorradZeitDiff.Rd.
1Marc MarquezESPRepsol HondaHonda1:59.11573
2Jorge LorenzoESPMovistar YamahaYamaha1:59.4370,32255
3Cal CrutchlowGBRLCR HondaHonda1:59.6580,54358
4Andrea IannoneITADucati TeamDucati1:59.7220,60759
5Valentino RossiITAMovistar YamahaYamaha1:59.8330,71859
6Bradley SmithGBRTech 3Yamaha1:59.8830,76841
7Dani PedrosaESPRepsol HondaHonda1:59.9120,79751
8Hector BarberaESPAvintia RacingOpen-Ducati2:00.2441,12952
9Aleix EspargaroESPTeam SuzukiSuzuki2:00.2751,16050
10Andrea DoviziosoITADucati TeamDucati2:00.4681,35343
11Pol EspargaroESPTech 3Yamaha2:00.4901,37537
12Danilo PetrucciITAPramac RacingDucati2:00.5561,44156
13Yonny HernandezITAPramac RacingDucati2:00.6031,48854
14Maverick VinalesESPTeam SuzukiSuzuki2:00.6041,48943
15Stefan BradlGERForward RacingOpen-Yamaha2:00.6851,57045
16Scott ReddingGBRMarc VDS RacingHonda2:00.6951,58057
17Nicky HaydenUSAAsparOpen-Honda2:00.8131,69849
18Michele PirroITAPramac RacingDucati2:00.8751,76048
19Alvaro BautistaESPAprilia GresiniAprilia2:01.3102,19558
20Mike di MeglioFRAAvintia RacingOpen-Ducati2:01.4872,37237
21Karel AbrahamCZECardion AB Open-Honda2:01.5362,42130
22Jack MillerAUSLCR HondaOpen-Honda2:01.5932,47840
23Eugene LavertyIRLAsparOpen-Honda2:01.8152,70061
24Loris BazFRAForward RacingOpen-Yamaha2:02.5873,47247
25Alex de AngelisRSMIodaRacingART2:03.3004,18552
25Katsuyuki NakasugaJAPYamaha-TestpilotYamaha2:03.4484,33339
26Marco MelandriITAAprilia GresiniAprilia2:03.5694,45448