Spürbare Ernüchterung bei Gresini Aprilia: Nach dem bestenfalls mittelprächtigen MotoGP-Testauftakt 2015 in Sepang sieht sich der neuformierte Rennstall einer harten Saison in der Motorrad-Königsklasse gegenüber.

Während Alvaro Bautista in Malaysia mit knapp über drei Sekunden Rückstand auf die Spitze lediglich Rang 21 der 30 Piloten belegte, erlebte sein italienischer Teamkollege Marco Melandri ein Desaster sondergleichen. 4,8 Sekunden und 27 Plätze verlor der Vizeweltmeister von 2005 auf den aktuellen Titelträger Marc Marquez.

'Komischer' Melandri verwirrt Albesiano

Nicht nur Aprilia scheint bei seiner offiziellen Werksrückkehr mit der RS-GP noch nicht annähernd konkurrenzfähig. Auch - oder vor allem - Melandri bekam nach mehreren Jahren in der World Superbike auf dem Rennprototyp des italienischen Zweirad-Giganten nicht nur im übertragenen Sinne kein Bein auf den Boden.

Trotz der äußerst mauen Vorstellung an allen drei Tagen nimmt Aprilia Motorsportchef Romano Albesiano seinen Landsmann jedoch massiv in Schutz. "Ich bin mir sicher, dass wir nicht den wahren Marco gesehen haben. Ich habe ihn auf der Strecke genauestens beobachtet, und irgendetwas hat ganz und gar nicht gestimmt. Es war einfach komisch, ihn so zu sehen", verriet Albesiano gegenüber Crash.net

Marco Melandri hat mit seiner Crew noch einiges aufzuarbeiten, Foto: Milagro
Marco Melandri hat mit seiner Crew noch einiges aufzuarbeiten, Foto: Milagro

Während Albesiano sich hinsichtlich Bautista bereits voll des Lobes zeigte, hofft er, dass auch Melandri spätestens beim nächsten Test in Sepang vom 23. bis 25. Februar einen deutlichen Sprung nach vorne machen kann: "Er muss seine Festplatte komplett auf null stellen und noch einmal ganz von vorne beginnen. Er darf sich auf keinen Fall durch den ersten Test verunsichern lassen. Wir kennen seinen Wert für uns."

Albesiano: Melandri ist nicht nur zum Entwickeln hier

Obwohl Aprilia sein gesamtes Projekt auf das neue Technische Reglement ab der Saison 2016 ausgerichtet hat, will das Team 2015 keinesfalls untergehen. Melandri soll daher nicht nur seinen Job als herausragender Entwicklungsfahrer erfüllen: "Wir haben ihn geholt weil er ein sehr guter Fahrer ist und das Bike gut entwickeln kann. Wir hoffen natürlich, dass er uns zählbares einfährt."

Unter Druck sezten will Albesiano seinen Landsmann jedoch keinesfalls. Er erbittet sich von allen Seiten Geduld für das neue Projekt: "Wir stecken momentan noch in den Kinderschuhen und auch für Marco ist das eine ganz neue Situation. Er ist jetzt jahrelang um die Weltmeisterschaft bei den Superbikes gefahren und sitzt nun auf einem der langsamsten Motorräder der MotoGP. Das braucht auch mental eine Menge Zeit, sich auf die neue Situation einzustellen."

Dass es für Aprilia bei der Werksrückkehr in die Motorrad-Königsklasse nicht einfach werden würde, ist derweil kein Geheimnis. Bevor 2016 die neue 'Wunderwaffe' auf die Strecke gehen soll, startet das Gresini-Team in dieser Saison mit einer aufgestockten CRT/Open-ART-Maschine. Neben einem neuen Motor mit pneumatischen Ventilen soll das aktuelle Modell zudem in der ersten Saisonhälfte auch noch ein stufenloses Getriebe verpasst bekommen.