Der Testauftakt der MotoGP in Sepang verlief für Rookie Jack Miller solide. Auf seinem Honda Production Racer drehte der Australier an den drei Tagen zwar nur die drittbeste Einzelzeit der vier Neulinge, war neben Maverick Vinales jedoch der einzige, der bereits eine Rennsimulation absolvierte.

Dass Miller nach seinem direkten Aufstieg aus der Moto3 ein enormes Lernpensum zu bewältigen hat, ist nicht nur ihm selbst klar. Auch von Seiten LCRs soll Miller behutsam aufgebaut werden, viel Zeit zur 'Aklimatisierung' bekommen. Zwar lag Miller als Gesamt-Zwanzigster in Sepang weit zurück, drehte auf gleichem Material jedoch immerhin bereits schnellere Runden als der arrivierte Karel Abraham.

Miller: Fokus auf Elektronik und Hinterrad

"Natürlich ist Position 20 nicht mein Ziel, aber ich bleibe da vollkommen realistisch. Ich bin erst am Anfang einer hoffentlich langen Reise, und habe vielleicht zehn Prozent von dem gelernt, was ich brauche, um meine Ziele zu erreichen", konstatierte Miller gegenüber Motorcyclenews.com. Der Wechsel von einer 55PS-KTM auf eine 240PS-Honda sei eben nicht ohne weiteres zu bewältigen.

Jack Miller will sein neues Arbeitsgerät schon bald gänzlich beherrschen, Foto: LCR Honda
Jack Miller will sein neues Arbeitsgerät schon bald gänzlich beherrschen, Foto: LCR Honda

Miller, der bereits vor dem Jahreswechsel auf einem alten Honda Production Racer privat in Sepang testete, ist mit seinem Fortschritt jedoch sehr zufrieden: "Ich muss einfach geduldig sein, aber bisher gelingt mir das sehr gut. Alles was ich tun kann ist fahren, fahren und nochmals fahren. Jedes Mal, wenn ich auf mein Bike steige, komme ich meinem Ziel einen Schritt näher."

Vor allem die gewaltigen Unterschiede hinsichtlich der Antriebsleistung sowie der Bremskraft überraschen Miller nach eigener Aussage immer noch am meisten. Allerdings sieht der 19-jährige keine Probleme, spätestens mittelfristig damit klarzukommen. "Ich habe das noch nicht komplett verinnerlicht, aber ich bin schon deutlich vorangekommen."

Seinen Fokus legt Miller vor allem auf das Durchdrehen der Hinterräder und die Elektronik: "Das ist ein ganz wichtiger Punkt für mich. Ich muss das Hinterrad in jeder Situation besser kontrollieren können. Klar habe ich noch nicht die volle Elektronik ausprobiert, damit ich mich besser an das pure Fahrgefühl gewöhne. Aber dennoch muss ich das Spinning hinten in den Griff bekommen, vor allem bei steigenden Temperaturen."

Jack Miller sucht nach wie vor nach dem perfekten Fahrstil für seine Honda, Foto: Milagro
Jack Miller sucht nach wie vor nach dem perfekten Fahrstil für seine Honda, Foto: Milagro

Risiko Highsider: Miller mit Respekt am Kurvenausgang

Hinsichtlich seines Fahrstils hat sich Miller schon mächtig weiterentwickelt. Vor allem dies ist eine der wichtigsten Umstellungen, an der Neuankömmlinge in der MotoGP in der Regel eine Menge zu knabbern haben: "Ich habe bereits massiv umgestellt gegenüber der Moto3, aber ich bin noch lange nicht am Ziel. Mit der Honda kannst du nicht einfach durch die Kurven rollen wie in der Moto3. Das Bike ist viel zu schnell. Du musst sie sauber runterbremsen und das Bike normal umlegen."

Mit dem harten Bremsen sieht Miller jedoch keine Schwierigkeiten auf sich zukommen. Ganz im Gegenteil zum Herausbeschleunigen nach den Kurven: "Das abrupte und harte Bremsen kommt meinem Fahrstil super entgegen und macht keine Probleme. Am Kurvenausgang ist es aber eine andere Geschichte. Das Gas nicht zu früh aufzumachen während der Reifen weiterhin keinen vollen Kontakt mit der Fahrbahn hat ist schwierig.

Der schmale Grat zwischen zu großer Vorsicht und zu hohem Risiko ist Miller durchaus bewusst: Ohne richtiges Timing lässt du da viel Zeit liegen - oder fliegst eben per Highsider ab. Schon bald werde ich aber sicher auch diesbezüglich vermehrt auf meinen Automatismus vertrauen können."