Die Open-Klasse ist mit Ende der Saison 2015 nach zwei Jahren ihres Bestehens Geschichte. Zusammen mit den zwei vorangegangenen CRT-Jahren macht das also vier Jahre, in denen die MotoGP eine Zwei-Klassen-Gesellschaft war. So richtig der Ansatz war, damit die Starterfelder wieder zu füllen, so mühsam war doch die ständige Unterscheidung zwischen den Klassen. Besonders kompliziert wurde es im Vorjahr, als zusätzlich zu den zwei Reglements Open und Factory quasi noch eine dritte Klasse für nicht konkurrenzfähige Hersteller, sprich Ducati, geschaffen wurde. Die Unterscheidung zwischen Open und Factory gibt es also in Zukunft nicht mehr, doch die Vorteile für Ducati und andere Nachzügler bleiben bestehen.

"Es wird 2016 nur ein technisches Reglement geben, aber es gibt dabei ein großes Missverständnis", erklärte Corrado Cecchinelli, der Technikdirektor der MotoGP, gegenüber Crash.net. "Die Einführung dieses einheitlichen technischen Reglements bedeutet nicht, dass die Vorteile für nicht konkurrenzfähige Hersteller wegfallen. Sie bleiben weiterhin erhalten. Wie genau diese Zugeständnisse aussehen werden, muss aber erst entschieden werden."

2015 dürfen sich neben Ducati die Neueinsteiger Suzuki und Aprilia über Vorteile freuen, Foto: Milagro
2015 dürfen sich neben Ducati die Neueinsteiger Suzuki und Aprilia über Vorteile freuen, Foto: Milagro

Bisher bekamen die Ducati-Piloten vier Liter mehr Sprit im Rennen, durften einen weicheren Reifen verwenden, über die gesamte Saison zwölf anstatt fünf Motoren verbrauchen und das Werk durfte seine Triebwerke im Gegensatz zu Honda und Yamaha auch während des Jahres weiterentwickeln. Diese Vorteile werden nicht genau so erhalten bleiben, verrät Cecchinelli: "Geplant sind mehr Sprit und kein Entwicklungsstopp für die Motoren während der Saison. Weichere Reifen wird es wohl nicht mehr geben, denn es wäre nicht richtig, im ersten Jahr mit einem neuen Reifenhersteller diese Variable hinzuzufügen. Über all das wird aber noch diskutiert."

Was die Anzahl der Motoren angeht, plädiert er für eine einheitliche Lösung von sechs bis neun Aggregaten pro Saison. Cecchinelli selbst würde lieber neun sehen, die Herstellervereinigung MSMA bevorzugt sechs. Die Entscheidung liegt nun bei der Grand Prix Commission.

Erfolgslimits noch nicht beschlossen

Auch wenn hier noch Uneinigkeit herrscht, ist die Abschaffung der zwei Klassen fix. "Diese Klassenbezeichnungen gibt es 2016 nicht mehr, weil sie dieses Doppelreglement implizieren. Vorteile werden also nur noch nach Resultaten vergeben, nicht nach Klassen", stellt Cecchinelli klar. Welche Resultate ausschlaggebend für den Verlust der Vorteile eines Werks sind, ist allerdings noch nicht geklärt. Aktuell reichen ein Sieg, zwei zweite oder drei dritte Plätze in Trockenrennen seit dem Saisonstart 2014 aus. "Vielleicht wird es weiterhin bei einem Sieg als Kriterium bleiben. Vielleicht reichen auch ein zweiter und ein dritter Platz oder drei dritte Plätze in trockenen Bedingungen seit 2014", hält sich der Technikdirektor mehrere Möglichkeiten offen.

Unabhängig davon wie die genauen Grenzen schlussendlich aussehen werden, ist davon auszugehen, dass Ducati als erster Hersteller seine Privilegien verlieren wird. Die Italiener haben bereits einen dritten Platz durch Andrea Dovizioso im Vorjahr in Texas am Konto. Suzuki und Aprilia werden ihre Vorteile wohl noch länger behalten dürfen, ebenso wie die 2017er-Neueinsteiger KTM.