Das MotoGP-Projekt von Aprilia droht zur Blamage für den italienischen Hersteller zu werden. Bei den Valencia-Testfahrten im November schon weit abgeschlagen, hoffte man, nun in Sepang mit einem völlig überarbeiteten Motorrad endlich konkurrenzfähig zu sein. Doch davon ist bisher nichts zu sehen. Alvaro Bautista und Marco Melandri hatten mit ihren Werksmaschinen gegen die anderen Factory-Bikes und sogar gegen die stärkeren unter den Open-Maschinen keine Chance.

Größte Baustelle an der neuen Aprilia RS-GP ist wohl der Motor. Am Mittwoch ging jeweils ein Aggregat bei Bautista und Melandri hoch. Das ebenfalls völlig neue entwickelte Triebwerk mit pneumatischer Ventilsteuerung ist offensichtlich noch lange nicht für eine volle Renndistanz gerüstet. Doch die mangelnde Zuverlässigkeit ist nicht das einzige Problem der Italiener. Auch der Speed der RS-GP ist einem Werksmotorrad unwürdig.

Alvaro Bautista kann sich kaum verbessern, Foto: Milagro
Alvaro Bautista kann sich kaum verbessern, Foto: Milagro

Am Mittwoch wurde Bautista 15., sein Rückstand auf die Bestzeit von Marc Marquez betrug 2,023 Sekunden. Marco Melandri landete nur auf dem 26. Rang unter 30 Fahrern und verlor satte 4,240 Sekunden. Viel Luft nach oben, möchte man meinen. Doch anstatt mit den Erkenntnissen des ersten Tages am Donnerstag Zeit gut zu machen, gerieten die Aprilia-Piloten weiter ins Hintertreffen.

Beide rutschten um jeweils zwei Positionen zurück. Bautistas Rückstand auf die nun von Jorge Lorenzo erzielte Bestzeit wuchs um 169 Tausendstel an, Melandri verlor im Vergleich zum Vortag weitere 0,284 Sekunden auf die Spitze. Der Italiener landete nun, da sowohl Aprilia-Testpilot Michael Laverty als auch Suzuki-Entwicklungsfahrer Takuya Tsuda nicht mehr dabei waren, als 28. gar am Ende des Feldes. Deutlich geschlagen wurde der Routinier dabei beispielsweise von Honda-Testfahrer Takumi Takahashi, Mike di Meglio auf der für ihn ebenfalls neuen Open-Ducati und Alex de Angelis auf der ART, einem Aprilia-Relikt aus der CRT-Ära. Harte Kost für einen ehemaligen MotoGP-Vizeweltmeister und fünffachen Grand-Prix-Sieger in der Königsklasse.

Führungsetage ignoriert Alarmglocken

Bei Aprilia versucht man trotz der alarmierenden Anzeichen zu beschwichtigen. "Diese zwei Tage sind in etwa das, was man von einer Saison erwarten kann, die im Zeichen der Entwicklung und Verfeinerung eines konkurrenzfähigen Prototypens steht", meinte Aprilia-Rennchef Romano Albesiano am Donnerstag. Natürlich kam der auf Druck der Dorna um ein Jahr vorgezogene Einstieg für Aprilia möglicherweise etwas verfrüht und man muss dem Projekt etwas Zeit geben, doch ist die MotoGP nun einmal kein Testfeld, sondern die weltweit größte Rennserie auf zwei Rädern und hier kommen Ergebnisse wie nun bei den Testfahrten einer öffentlichen Blamage gleich.