Seit mehr als acht Jahren haben in der MotoGP-Weltmeisterschaft ausschließlich Piloten der Werksteams von Honda, Yamaha, Ducati und Suzuki gewonnen. Toni Elias war beim Grand Prix von Portugal der letzte Sieger in einem privat geführten Rennstall. Er triumphierte damals für die Truppe von Fausto Gresini. War es früher völlig normal, dass Piloten auf Satellitenbikes Rennen gewannen, ist das in der modernen Ära der Königsklasse zu einer absoluten Ausnahmeerscheinung geworden. Doch wo liegen die Gründe dafür?

Die Prototypen in der 500ccm-Klasse und vor allem in der MotoGP wurden in der Vergangenheit Jahr für Jahr komplexer. Die Anzahl an verstellbaren Parametern ist quasi unendlich, so dass es nur durch großen personellen, zeitlichen und somit auch finanziellen Aufwand möglich ist, das volle Leistungspotenzial der Maschinen auszunützen. Dies gilt vor allem für die in den MotoGP-Maschinen verbaute Elektronik, die nur die jeweiligen Werksteams wirklich zielführend bedienen können. Einer der es wissen muss, erklärt die Misere - Tech3-Teamchef Herve Poncharal. "Wir wissen, dass das Yamaha-Werksteam fast das gleiche Paket hat wie wir. Da kann man viel über die technischen Regeln reden, aber wir nutzen offenbar unser Paket nicht zu 100 Prozent aus, so wie das im Werksteam der Fall ist", gibt er gegenüber Crash.net zu Protokoll.

Alvaro Bautistas dritter Rang war eine von nur zwei Podiumsplatzierungen durch Satellitenteams 2014, Foto: Milagro
Alvaro Bautistas dritter Rang war eine von nur zwei Podiumsplatzierungen durch Satellitenteams 2014, Foto: Milagro

Doch nicht nur die Tatsache, dass wie Werke ihren Kundenteams mittlerweile enteilt sind, setzt Tech3 und Co zu. Nun gerät man auch von hinten unter Druck. Ducati wurde durch die Zugeständnisse aufgrund mangelnder Erfolge bereits im Vorjahr wieder zum harten Gegner, gleiches gilt 2015 wohl für Suzuki und Aprilia. Poncharal, neben seinem Job als Teamchef auch Präsident der Teamvereinigung IRTA, sieht die Situation aber pragmatisch: "Ich glaube, jeder hat sich über die Wiedergeburt von Ducati 2014 gefreut. Außerdem ist es gut, Suzuki und Aprilia in ihrer Comeback-Saison etwas zu helfen und eine kleine Unterstützung zu geben."

Open-Teams machen Druck

Sorgen bereitet Poncharal aber die Open-Klasse. Die Yamaha im Team von Forward Racing war schon im Vorjahr stark und Aleix Espargaro fuhr auf den siebenten Platz der Gesamtwertung, zwischen die zwei Tech3-Piloten Pol Espargaro und Bradley Smith. 2015 legt nun auch Honda nach und verpasst seinem Open-Bike ein ordentliches Upgrade, das es wohl auf ein Leistungsniveau mit der Yamaha heben wird. "Es werden viele konkurrenzfähige Motorräder am Start sein", ist Poncharal überzeugt. "Für uns wird es schwer werden, aber in Frankreich gibt es ein Sprichwort, wonach es keinen Spaß ohne vorhergehenden Kampf gibt."

Die neue Open-Honda soll 2015 für Furore sorgen, Foto: Aspar
Die neue Open-Honda soll 2015 für Furore sorgen, Foto: Aspar

2016 sollte es für die Satelliten-Teams dann wieder bergauf gehen. Die Zwei-Klassen-Gesellschaft mit Factory- und Open-Motorrädern in der MotoGP wird aufgehoben und alle Maschinen werden mit derselben ECU ausgerüstet. Dann könnten auch wieder Piloten auf Bikes von LCR Honda oder Tech3 Yamaha Rennen gewinnen.