Die Weihnachtsfeiertage sind vorüber, also beginnt für die Piloten der MotoGP spätestens jetzt die intensive Vorbereitung auf die kommende Saison. Neben normalem Kraft- und Ausdauertraining ist für die schnellsten Männer auf zwei Rädern vor allem eines wichtig - möglichst viel Zeit auf einem Motorrad zu verbringen. Da die offiziellen Testfahrten aber erst am 4. Februar in Malaysia am Sepang International Circuit beginnen, müssen die MotoGP-Stars auf andere Maschinen ausweichen. Hierbei handelt es sich in der Regel um Motocross- oder Dirt-Track-Bikes.

"Das Motocross-Training ist sehr wichtig", erklärt Valentino Rossi. "Sowohl was die physische als auch die mentale Komponente des Sports angeht." Tatsächlich bietet Motocross oder Dirt Track den Fahrern nicht nur die Chance, regelmäßig auf einem Motorrad zu sitzen, sondern dabei auch immer wieder Rennen auszutragen, um so den Wettkampfgeist aufrecht zu erhalten. Klar ist aber auch, dass dies eine gewisse Gefahr birgt, wie Rossi zugibt: "Die Sprünge beim Motocross sind natürlich ziemlich gefährlich. Außerdem wird man bei einem Sturz sehr schnell abgebremst und rutscht nicht wie auf dem Asphalt lange dahin."

Der Yamaha-Pilot weiß wovon er spricht. 2010 brach er sich nach dem Saisonauftakt in Katar beim Motocross-Training das Schlüsselbein und war einige Rennen lang nicht völlig fit, worauf es für Rossi vor allem von Vater Graziano heftige Kritik hagelte. "Mein Vater hat gesagt, dass es dumm von mir war und ich nie mehr Motocross fahren soll. Er glaubt, es ist viel zu gefährlich ", schmunzelt der mittlerweile 35-Jährige.

Doch Rossi ist nur einer von unzähligen MotoGP-Piloten, die sich in den letzten Jahren auf dem für sie nicht ganz so vertrauten Untergrund verletzten. Jorge Lorenzo, Alvaro Bautista, Andrea Dovizioso, Nicky Hayden, Aleix Espargaro oder Marc Marquez sind nur einige von ihnen. Vor allem der Beinbruch des amtierenden MotoGP-Champions im vergangenen Februar sorgte für große Aufregung, passierte er doch nur rund ein Monat vor dem Saisonauftakt in Katar. Dort zeigte er aber, dass einen Piloten seines Kalibers eine derartige Verletzung nicht bremsen kann und rang Valentino Rossi in einem epischen Duell um den Sieg nieder. Sein Widersacher glaubt zu wissen, warum so vielen MotoGP-Piloten beim Motocross oder Dirttrack folgenschwere Fehler unterlaufen: "Das Problem ist, dass wir die Einstellung haben, schnell zu fahren. Auf diesem Untergrund fehlt uns aber die Technik dafür."

MotoGP als Straßen-Dirt-Track

Mit diesem Geständnis liefert Rossi gleichzeitig das Stichwort dafür, weshalb das Training abseits asphaltierter Strecken vor allem in den letzten Jahren so wichtig geworden ist: Technik. Der Stil aus dem Offroad-Sport, also das extreme Sliden mit viel Bewegung in Motorrad und Körper des Fahrers, hat in der MotoGP Einzug gehalten. "Motocross Fahren ist etwas völlig anderes als auf einer Straßenmaschine, aber ich sehe beim Gefühl für die Maschine einen Unterschied zu Fahrern, die nicht mit Motocross trainieren", verrät Andrea Dovizioso. "Es hilft, auf der Rennmaschine etwas sensibler beim Sliden zu sein."

Perfektioniert hat die Umsetzung der Motocross-Technik auf die Straße Marc Marquez. Daryl Beattie, 500ccm-Vizeweltmeister von 1995, schwärmt bei Crash.net von den Fähigkeiten des Repsol-Honda-Piloten: "Es ist unglaublich, dass er die MotoGP-Maschine eigentlich wie ein Motocross-Bike fährt. Er rutscht und slidet sehr viel. Das Training auf Sand und Matsch hilft ihm dabei sehr."