Ist es gut für dich, Dani Pedrosa auch in den nächsten zwei Jahren als Teamkollegen zu haben?
Marc Marquez: Ja, für mich ist das gut und es ist wichtig für Honda. Ich habe schon oft gesagt, dass ich denke, dass wir jetzt ein sehr gutes Team haben und das haben wir auch in den kommenden zwei Jahren. Dani ist ein Fahrer, der sehr gefühlvoll mit dem Bike umgeht. Er ist aber auch wirklich schnell. Ich denke, es ist wichtig, zwei starke Fahrer bei Honda zu haben.

Was macht dich so stark?
Marc Marquez: Das ist schwer zu sagen. Du versuchst immer, schneller zu sein; auf der Strecke mit dem Team und allen zu arbeiten. An sich kann man das aber nicht unbedingt auf den Punkt bringen. Einer der Schlüsselpunkte ist die Familie an der Rennstrecke - nicht nur ich, sondern auch das Team, Honda und das Bike müssen gut zusammenpassen und das ist uns sehr gut gelungen.

2014 gewann Marquez 13 von 18 Saisonrennen, Foto: Milagro
2014 gewann Marquez 13 von 18 Saisonrennen, Foto: Milagro

Bist du aufzuhalten?
Marc Marquez: [lacht] Natürlich bin ich aufzuhalten. Es gibt Rennen, in denen es unmöglich ist, zu gewinnen, weil ein anderer Fahrer schneller ist Dann ist es wichtig, den zweiten oder dritten Platz zu sichern, weil die Punkte für die Weltmeisterschaft wichtig sind. Das reicht dann aber auch. Aktuell stehen wir sehr gut da, also werden wir versuchen, weiter zu pushen und so fortzufahren.

Du brichst momentan einen Rekord nach dem anderen. Was bedeutet dir das?
Marc Marquez: Natürlich sind die Rekorde wichtig. Das ist eine weitere Motivation. Mir gefällt es sehr, Rekorde zu brechen, weil das bedeutet, dass wir auf einem guten Weg sind. Ich fahre aber nicht und denke immer nur an die Rekorde. Ich fahre für die Fans, das Team, für meine Familie und für mich, weil ich es sehr genieße. Wenn du es genießt, kommen die Rekorde von ganz alleine. Wenn du nur an die Ergebnisse denkst, dann wirst du keine Rekorde brechen.

Welches Rennen war dein Bestes?
Marc Marquez: Das ist so schwierig! Am coolsten war wohl das Rennen letztes Jahr in Valencia. Natürlich war das nicht mein bestes Rennen. Ich war nur Dritter und habe nicht 100 Prozent gegeben, aber für mich war es extrem wichtig. Das war eines der Rennen, in denen du aufgeregt bist, mehr Druck spürst und intelligent fahren musst, indem du nur an den Titel und nicht an das Rennen selbst denkst. Das war wirklich nicht mein bestes Rennen, aber wahrscheinlich das bisher wichtigste meiner Karriere.

Titelgewinn mit Platz drei in Valencia 2013 - für Marquez sein coolstes Rennen, Foto: Milagro
Titelgewinn mit Platz drei in Valencia 2013 - für Marquez sein coolstes Rennen, Foto: Milagro

In Mugello hast du gesagt, dass du am Limit warst. In Barcelona meintest du dann, in Mugello warst du nicht am Limit, aber in Montmelo. Wo ist dein Limit?
Marc Marquez: Ich denke, jedes Rennen ist unterschiedlich. In einigen Rennen bist du dank dem Setup des Bikes oder anderen Dingen - wie zum Beispiel in diesem Jahr in Austin und Argentinien - möglicherweise einen kleinen Schritt voraus. Dann ist das Rennen ein bisschen leichter. Aber in Rennen wie Mugello und Montmelo bist du ab der ersten Runde am Limit. Beim Kampf in den letzten Runden kann alles passieren und du musst wirklich alles geben, um das Rennen zu gewinnen. Bei diesen Rennen wie in Mugello oder Montmelo genießt du den Sieg oder das Ergebnis einfach ein bisschen mehr, wenn du über die Ziellinie fährst. Du bist aufgeregter und das Adrenalin steigt extrem hoch.

Was geht dir durch den Kopf, wenn du in der Startaufstellung stehst? Bist du manchmal aufgeregt?
Marc Marquez: Das hängt vom Rennen und von Qualifying und Warm-Up ab. Normalerweise versuche ich, nur über das Training nachzudenken: In welchen Kurven war ich dicht am Limit, in welchen Kurven fühlte ich mich besser. Ich versuche, mir einen Plan für das Rennen auszudenken - für die letzten Runden oder auch für den Start, also die ersten Runden. Das ist aber sehr schwierig. Es ist auch allgemein schwer, in der Startaufstellung ruhig zu bleiben. Meistens bin ich aber ziemlich entspannt.

Marc Marquez in der Startaufstellung: Keine Spur von Anspannung, Foto: Repsol
Marc Marquez in der Startaufstellung: Keine Spur von Anspannung, Foto: Repsol

Warum lachst du immer?
Marc Marquez: Weil ich es genieße! [lacht] Und weil ich es genieße, habe ich gute Ergebnisse. Aber ja, das ist so. Schon als ich jung war, war das genauso. Manchmal wäre ich sogar gerne etwas ernster, aber das ist einfach unmöglich. Es gibt hin und wieder wichtige Augenblicke, in denen man wirklich ernst sein sollte, aber ich kann das einfach nicht. Für mich ist es normal, zu lachen und leicht ist es auch.

Was war der schwierigste Moment deiner Rennkarriere?
Marc Marquez: Vielleicht Ende 2011, als ich in Malaysia gestürzt bin. Ich hatte fünf Monate lang diese Sichtprobleme und sah alles doppelt. Das war wirklich hart, denn du rennst ständig zu den Ärzten, die dir immer wieder sagen, dass du abwarten und Geduld haben musst. Wenn du sie fragst, ob es wieder besser wird, sagt dir jeder, dass er es nicht weiß. Für ein normales Leben wäre das okay gewesen, aber auf dem Motorrad geht das nicht. Sie sagten mir immer: 'Du brauchst viel Glück, dass diese Verletzung wieder zu 100 Prozent weggeht.' Diese fünf Monate waren ziemlich hart. Ich blieb aber die ganze Zeit stark, habe weiter gepusht und am Ende ging glücklicherweise alles gut.

Hattest du in dieser Zeit einen Plan B?
Marc Marquez: Nein, ich habe nie darüber nachgedacht. Ich habe darauf vertraut, dass alles wieder gut wird und ich wieder Rennen fahren kann. Ich könnte mir nie vorstellen, eines Tages nicht mehr zu fahren. Das würde mir nie in den Sinn kommen.

2011 stürzte Marquez schwer, sogar ein Karriereende stand im Raum, Foto: Milagro
2011 stürzte Marquez schwer, sogar ein Karriereende stand im Raum, Foto: Milagro

Wer ist der wichtigste Mensch in deinem Leben?
Marc Marquez: Natürlich ist meine Familie insgesamt am Wichtigsten, aber mein Bruder ist etwas ganz Besonderes. Er ist auch Motorradfahrer, er versteht alles. Er ist zwar jünger als ich, aber wir trainieren zusammen, eigentlich machen wir alles zusammen. Für mich ist das sehr wichtig, denn das ist immer eine Motivation. Du bist nie alleine, egal ob im Fitnessstudio oder auf dem Fahrrad und das ist gut so, weil wenn du alleine bist, ist es härter ins Fitnessstudio zu gehen oder mit dem Fahrrad loszufahren. Wenn da noch jemand ist, macht es das leichter.

Ihr konntet in Montmelo und Assen beide eure Rennen für euch entscheiden. Freust du dich mehr für Alex oder bist du glücklicher über deinen eigenen Sieg?
Marc Marquez: Ehrlich gesagt, habe ich mich mehr für ihn gefreut - besonders in Montmelo. Dieses Jahr war er wirklich stark, aber aus verschiedenen Gründen hat es nie zum Sieg gereicht. Er hatte Pech, hat auch mal Fehler gemacht, aber es reichte nie. Als es in Montmelo dann endlich klappte, war ich richtig glücklich für ihn, denn er hat vor und zu Beginn der Saison extrem hart gearbeitet. Nun konnte er zwei Mal gewinnen, das freut mich wirklich sehr.

In Assen durften die Marquez-Brüder gemeinsam feiern, Foto: Milagro
In Assen durften die Marquez-Brüder gemeinsam feiern, Foto: Milagro

Was ist das Beste daran, Marc Marquez zu sein?
Marc Marquez: Pfff... [lacht] Es ist natürlich auf der Strecke am besten, denn du spürst den Respekt der anderen Jungs. Vielleicht ist es aber das Allerbeste, wenn du kleine Kinder mit deinen Caps siehst, wenn du junge Talente beobachten kannst, die gerade selbst mit dem Fahren anfangen und sagen: 'Ich will wie Marc Marquez sein.' Das ist wirklich schön.

Angenommen du schaffst es, dieses und die kommenden zwei Jahre Weltmeister zu werden: Wird es dir irgendwann zu langweilig? Suchst du dir dann eine andere Aufgabe wie zum Beispiel die Formel 1?
Marc Marquez: Nein, das glaube ich nicht. Die Formel 1 ist die Weltspitze im Autorennsport. Wenn du Formel-1-Fahrer werden willst, dann musst du im Alter von fünf oder sechs Jahren mit Go-Kart-Fahren beginnen. Mein Ziel waren schon immer die Motorräder, also werde ich sicherlich in dieser Welt bleiben.

Welche drei Dinge würdest du mit auf eine einsame Insel nehmen?
Marc Marquez: Personen auch?

Klar, geht alles.
Marc Marquez: Meinen Bruder! Ich weiß nicht, ob ihm das gefallen würde, aber ich würde ihn schon gerne dabei haben. [lacht] Vielleicht ein Motorrad... Aber ein Motorrad ohne Sprit bringt mir auch nichts. Dann vielleicht besser ein Fahrrad: Meinen Bruder, ein Fahrrad und... das Letzte... ich bin mir nicht sicher. [Zwischenruf seines Pressesprechers: Ein Mädchen!] Aber ich habe doch keine Freundin, wen soll ich da nehmen? [lacht] Ach, ich hab's: Ich nehme einen Volleyball mit. Nicht wie Wilson bei Cast Away, sondern zum Spielen!

Dieses Interview stammt aus der Printausgabe des Motorsport-Magazins. Rund um Weihnachten veröffentlichen wir die besten, unterhaltsamsten und spannendsten Geschichten aus unserem Heft. Auf den Geschmack gekommen? Probiere das Motorsport-Magazin als Hochglanzmagazin aus! Unter folgendem Link kannst du unser Heft für 3 Ausgaben zum Sonderpreis bestellen:

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