Nach der desaströsen Saison 2013, in der Ducati ohne Podiumsplatzierung geblieben war, entschied sich die Grand-Prix-Commission, den Italienern vor Saisonbeginn 2014 einige Zugeständnisse zu machen. Sie fuhren trotz Factory-Status unter dem Reglement der Open-Klasse, durften also mehr Sprit, mehr Motoren und einen weicheren Hinterreifen verwenden. Außerdem hatte man das Recht, das Triebwerk der Desmosedici auch während des Jahres weiterzuentwickeln.

Eine Regelung, die Ducati tatsächlich näher an die Spitze heranbrachte. Zu drei Podiumsplatzierungen reichte es 2014. Von den Fantastic-Four Marc Marquez, Valentino Rossi, Jorge Lorenzo und Dani Pedrosa ist man zwar immer noch weit entfernt, Andrea Dovizioso konnte aber als Fünfter zumindest alle Satellitenpiloten hinter sich lassen. Genau das ist Yamaha-Boss Lin Jarvis ein Dorn im Auge: "Ich denke, das die Regelung für die Werksteams kein großes Problem ist, denn die vier Fahrer an der Spitze sind einfach noch ein bisschen voraus. Ducati hat ja in der abgelaufenen Saison den Kampf um die Weltmeisterschaft auch nicht wirklich beeinflusst. Die Situation ist aber schwierig für die Factory-Kundenteams von Yamaha und Honda. Es ist für sie schwer, motiviert zu bleiben, denn die Fahrer zeigen manchmal herausragende Leistungen, werden aber trotzdem sowohl im Qualifying als auch im Rennen geschlagen, weil sie eben diese Beschränkungen haben. Das ist hart für sie."

Pol Espargaro landete trotz einer bärenstarken Rookiesaison hinter Dovizioso, Foto: Milagro
Pol Espargaro landete trotz einer bärenstarken Rookiesaison hinter Dovizioso, Foto: Milagro

Im Vorjahr beendeten mit Cal Crutchlow auf der Tech3-Yamaha und Stefan Bradl sowie Alvaro Bautista auf den Kunden-Hondas noch drei Satellitenpiloten die Saison vor Andrea Dovizioso, der auch 2013 bester Ducati-Mann war. In diesem Jahr musste sich Yamaha-Talent Pol Espargaro als bester Nicht-Werksfahrer mit Rang sechs hinter Dovizioso begnügen. Bautista landete mit der Gresini-Honda auch noch hinter dem zweitbesten Ducati-Piloten Andrea Iannone.

Suppo bleibt pragmatisch

HRC-Teamchef Livio Suppo sieht die Situation dennoch nicht so tragisch wie Jarvis. "Es war meiner Meinung nach richtig, ihnen einen Vorteil zu geben. Das finde ich nach dieser Saison immer noch angemessen, auch wenn sie näher an der Spitze dran sind. Wenn sie zehn Rennen in Serie gewinnen, dann sollten wir das wohl überdenken", scherzte der Italiener. Bei der Begründung seiner Position wurde Suppo aber wieder ernst: "Es ist Honda wichtig, möglichst viele Hersteller in der MotoGP zu haben. Je mehr, desto besser. Im letzten Jahr war Ducati mit den eigenen Leistungen klarerweise nicht zufrieden, was die Chance verkleinert, dass sie in der Meisterschaft bleiben. Das ist aber wichtig, weil Ducati eine starke Marke ist und einen großen Wert für die MotoGP hat."

Einig sind sich die starken Männer der beiden großen japanischen Hersteller aber, was die Zukunft der MotoGP angeht. Beide wollen das gesamte MotoGP-Feld schnellstmöglich unter einem Reglement an den Start bringen, was 2016 mit der Einheitselektronik passieren soll. "Das Ziel muss sein, alle Fahrer unter demselben Reglement starten zu lassen", stellt Jarvis klar. "Im Moment haben wir ja eigentlich drei Klassen in der MotoGP. Das ist weder für die Teilnehmer, noch für die Zuseher gut."