Diverse Motorsportserien griffen in den letzten Jahren zu unterschiedlichen Methoden, um die Titelentscheidung so lange wie möglich hinauszuzögern. Die NASCAR in etwa setzt schon seit 2004 auf den Chase, ein Playoff-artiges System, dass ein würdiges Finale garantieren soll. Die Formel 1 versucht es als Reaktion auf die extrem verfrühte Titelentscheidung zugunsten Sebastian Vettels im Vorjahr nun mit doppelten Punkten beim Saisonfinale in Abu Dhabi. Ein Versuch, der für viel Aufregung unter den Teams, Fahrern und Fans gesorgt hat. Zu künstlich sei die Art, wie man die Spannung in der Meisterschaft halten will, hieß es. Dementsprechend überwog die Ablehnung gegenüber der neuen Regel.

Die MotoGP-Saison 2014 wurde wie die Formel 1 2013 bereits im viertletzten Rennen entschieden. Dennoch wünscht sich keiner der drei großen Hersteller Honda, Yamaha und Ducati ein ähnliches System wie bei den Vierrädern. "Ich finde das nicht gut", gab HRC-Teamchef Livio Suppo beim Saisonfinale in Valencia zu Protokoll. "Natürlich kann ich die Überlegung verstehen, dadurch die Show zu verbessern. Man muss sich aber in die Rolle eines Fahrers versetzen, der über die gesamten 19 Rennen eigentlich besser war und durch Pech im letzten Grand Prix die Meisterschaft verliert."

Marc Marquez wäre der Titel 2014 auch mit doppelten Punkten beim Finale nicht zu nehmen gewesen, Foto: Repsol
Marc Marquez wäre der Titel 2014 auch mit doppelten Punkten beim Finale nicht zu nehmen gewesen, Foto: Repsol

Zustimmung erhält er von Yamaha-Boss Lin Jarvis: "Ich finde diese Regel lächerlich und glaube, dass sie im nächsten Jahr wieder abgeschafft wird. Ich glaube, dass sie weder bei Fahrern noch bei den Teams beliebt ist. Eine Meisterschaft geht von März bis November und alles dazwischen sollte zählen. Ich verstehe nicht, warum ein Rennen plötzlich doppelt zählen sollte, wo wir doch alle wissen, wie unberechenbar der Sport sein kann. Man kann in der ersten Kurve ohne Schuld aus dem Rennen geschossen werden. Es macht für mich einfach keinen Sinn, dem letzten Grand Prix so einen außergewöhnlich hohen Wert zu geben." Ähnliche Worte findet Ducati-Projektleiter Paolo Ciabatti.

Streichresultate als Alternative

Eine andere Art der Anpassung des Punktesystems könnte sich Honda-Mann Suppo aber vorstellen. Er denkt eine Rückkehr zu Streichresultaten, wie sie in der Motorrad-Weltmeisterschaft bereits in der Vergangenheit üblich waren, an. "Mir würde ein System mit zwei Streichresultaten in 18 Rennen gefallen. In diesem Jahr wurde zum Beispiel Dani auf Phillip Island ohne seine Schuld aus dem Rennen genommen und konnte keine Punkte holen. So etwas würde dann wegfallen. Das halte ich für fairer", überlegt der Italiener.

Im Grand Prix von Australien musste Pedrosa nach einer Kollison mit Andrea Iannone aufgeben, Foto: Repsol
Im Grand Prix von Australien musste Pedrosa nach einer Kollison mit Andrea Iannone aufgeben, Foto: Repsol

Suppo gesteht aber auch, dass ein derartiger Modus seine Schwächen hat: "Natürlich hat es auch negative Seiten, weil man bis zum Ende nicht weiß, welche Resultate in der Wertung bleiben. Es sorgt aber für eine gute Show und ist meiner Meinung nach sinnvoller als die Regel mit den doppelten Punkten." Für eine Einführung dieser Regelung würde es aber ohnehin einer Mehrheit in der Grand Prix Commission bedürfen, was nicht unbedingt wahrscheinlich scheint.