Das Saison-Finale der MotoGP auf dem Circuit Ricardo Tormo vor den Toren Valencias verspricht trotz Marc Marquez' vorzeitigem Titelgewinn eine Menge Spannung. Einerseits jagt der erst 21-jährige Doppelweltmeister bereits in seinem zweiten Jahr in der Königsklasse den historischen Rekord von 13 Siegen in einer Saison. Andererseits verspricht vor allem der teaminterne Zweikampf bei Yamaha jede Menge Spannung und Feuer. Mit 275:263 Punkten hat Valentino Rossi die Nase momentan scheinbar deutlich genug vor Teamkollege Jorge Lorenzo vorne. Angesichts von noch 25 zu vergebenen Zählern ist für den Spanier jedoch noch lange nichts verloren.

Dass beide Piloten mit aller Macht nach dem inoffiziellen Titel der 'Nummer eins' bei Yamaha trachten, ist längst kein Geheimnis mehr. Beide bekannten sich bereits öffentlich dazu, den jeweils ärgsten Widersacher unbedingt hinter sich lassen zu wollen. Weltmeister Marquez traut sich zwar keine klare Prognose zu, sieht Rossi angesichts seines Vorsprungs in der Tabelle jedoch in der Favoritenrolle: "Valentino erlebt seinen x-ten Frühling, hat die nötige Erfahrung, einen Vorsprung und alles selbst in der Hand. Das ist in meinen Augen schon ein Vorteil."

Rossi: Rang zwei so wertvoll wie noch nie

Er warnt jedoch eindrücklich davor, Lorenzo zu früh abzuschreiben: "Er ist in Valencia unheimlich stark und hat im letzten Jahr mit seinem deutlichen Sieg hier klar gezeigt, zu was er im Stande ist. Er fährt eine unglaubliche zweite Saisonhälfte und ihm ist alles zuzutrauen." Marquez selbst will sich aus dem Yamaha-internen Duell vollständig heraushalten - und seine schier unglaubliche Saison unbedingt mit einem Sieg beenden. "Natürlich wäre der ewige Rekord etwas ganz Besonderes - vor allem hier in meinem Land und vor meinen Fans. Ich hoffe natürlich, Yamaha und auch meinen Teamkollegen Dani Pedrosa hinter mir zu lassen, der hier immer sehr stark ist."

Valentino Rossi ist vor dem Saisonfinale in Valencia positive gestimmt, Foto: Milagro
Valentino Rossi ist vor dem Saisonfinale in Valencia positive gestimmt, Foto: Milagro

Rossi, der nach zwei schwierigen Jahren bei Ducati und einer durchwachsenen Rückkehr zu Yamaha 2013 sein Comeback an der Weltspitze eindrucksvoll untermauern will, macht auch wenige Stunden vor dem ersten Freien Training keinen Hehl um seine Ambitionen: "WM-Rang zwei ist in diesem Jahr möglicherweise so wertvoll wie noch nie. Es geht für mich gegen meinen Teamkollegen, der in den letzten Jahren mit die Messlatte in diesem Sport gelegt hat und einfach beeindruckend war. Bei mir lief es in der Zwischenzeit nicht so gut, aber ich kann ihn hier hinter mir lassen, und das wäre mir doch sehr wichtig. Es ist zwar kein Kampf um eine Weltmeisterschaft, aber dennoch von extremer Bedeutung."

Lorenzo: Platz zwei über Kontrukteurs-WM

Zwar hätte Yamaha bei einem Doppelsieg noch Chancen auf die Konstrukteurs-WM, jedoch würde Lorenzo WM-Rang zwei für sich bevorzugen. Hierfür müsste er beispielsweise das Rennen gewinnen, während Rossi nicht auf dem Podest landen dürfte. Er macht eine klare Kampfansage: "Die zweite Saisonhälfte lief für mich einfach unglaublich, denn ich war seit dem Sachsenring jedes Mal auf dem Podest. Die vergangenen beiden Rennen waren zwar nicht ganz so gut wie erwartet, aber in Valencia fühlte ich mich schon immer stark."

Nachdem Lorenzo im vergangenen Jahr an Ort und Stelle das WM-Wunder gegen Marquez trotz Sieges verpasste, will er nicht erneut einen wichtigen Zweikampf verlieren. Seine Chancen schätzt er ungleich besser ein als noch 2013: "Letztes Jahr war es eigentlich unrealistisch, denn ich musste gewinnen und Marc musste Fünfter werden. Jetzt muss ich gewinnen, und Marquez und Pedrosa vor Vale landen, und das ist doch deutlich wahrscheinlicher." Auf sein 'Comeback' wäre er dennoch so oder so stolz: "Ich war nach der ersten Saisonhälfte komplett abgeschlagen und der Kampf um Rang zwei schien vorbei. Dass ich noch einmal so zurückgekommen bin, bedeutet mir sehr viel." Aufgrund eines mehr erfahrenen zweiten Ranges läge Lorenzo bei Punktgleichheit sicher vor Rossi; ein weiterer kleiner Hoffnungsschimmer also für den Zweifach-Weltmeister...