Unglaubliche neun Weltmeistertitel darf Valentino Rossi sein Eigen nennen. Nach je einem Championat in der 125- und 250ccm-Klasse krönte er sich sieben Mal in der Königsklasse zum Weltmeister. Sein letzter Titel ist aber schon rund fünf Jahre her - 2009 triumphierte er letztmals. Doch in der kommenden Saison will es Rossi noch einmal wissen. Er hat seine zehnte Weltmeisterschaft im Visier und traut sich zu, die deutlich jüngere Konkurrenz um Marc Marquez, Jorge Lorenzo und Dani Pedrosa noch einmal hinter sich zu lassen.

"Ich denke, dass der Titel nächstes Jahr nicht unmöglich ist. Das ist auf jeden Fall mein Ziel", gestand der Yamaha-Werkspilot im Vorfeld des diesjährigen Saisonfinales in Valencia. "Ich sage das, weil ich denke, dass wir uns im Vergleich zu diesem Jahr noch einmal steigern können. Die Arbeit dafür hat im Prinzip schon beim letzten Test in der Vorsaison begonnen und sich auch durch das ganze Jahr 2014 gezogen. Ich glaube, dass wir auch in dieser Saison schon gezeigt haben, dass wir viel Potenzial haben, aber mein Team und auch Silvano werden im nächsten Jahr noch besser sein", glaubt Rossi an weitere Steigerungen seines Crewchiefs Silvano Galbusera.

Die Zusammenarbeit zwischen Rossi und Galbusera funktioniert ausgezeichnet, Foto: Yamaha
Die Zusammenarbeit zwischen Rossi und Galbusera funktioniert ausgezeichnet, Foto: Yamaha

Der Italiener hatte erst vor einem Jahr den Job von Jeremy Burgess übernommen, mit dem Rossi zuvor seine gesamte Karriere in der Königsklasse, also 14 Jahre, verbracht hatte. "Er wird sicher Fortschritte machen, denn er kennt die MotoGP jetzt schon viel besser. Vor dieser Saison hatte er ja keinerlei Erfahrung. Die Art, wie wir zusammenarbeiten, wird sicher noch idealer sein, weil wir uns gegenseitig viel besser kennen. Er weiß jetzt auch schon exakt, wie ich das Bike haben möchte", ist der Doktor von der Arbeit seines Landsmanns überzeugt.

Bei aller Selbstsicherheit und dem Vertrauen in seine Truppe im Werksteam von Yamaha ist Rossi natürlich kein Träumer. Er ist sich sehr wohl über die Stärken seiner Konkurrenz im Klaren: "Es wird sicherlich sehr hart. Vor allem Jorge erwarte ich von Saisonbeginn an extrem stark. In diesem Jahr hatte er ein paar Probleme, aber vom Deutschland-Grand-Prix an war er auf allen Strecken sehr gut. Er wird ein wirklich harter Gegner sein. Gleichzeitig darf man natürlich nicht vergessen, dass Marc in diesem Jahr viele Punkte Vorsprung auf mich hatte und zwölf Rennen gewonnen hat. Das sind zehn mehr als ich."

Der 35-Jährige weiß, dass es eine herausragende Saison von ihm benötigen wird, um noch einmal den Sprung ganz nach vorne zu schaffen. "Um eine Chance zu haben, um die Weltmeisterschaft zu kämpfen, muss ich sicherlich noch einmal einen Schritt nach vorne machen. Das werde ich versuchen!", gibt sich Rossi entschlossen.

Lob von der Konkurrenz

Seine Rivalen haben ihn jedenfalls auf der Rechnung. Der amtierende Champion Marc Marquez zeigte sich von den jüngsten Leistungen des Altmeisters beeindruckt: "Er ist unglaublich. 35 Jahre alt zu sein ist die eine Sache, aber nach zwei schlechten Jahren bei Ducati so zurückzukommen zeigt, was er für ein starker Pilot ist. In Malaysia hat er mich bei extremer Hitze bis zur Ziellinie gefordert. Das ringt mir extremen Respekt ab!"

In Sepang musste Marquez im Kampf gegen Rossi alle Register ziehen, Foto: Repsol
In Sepang musste Marquez im Kampf gegen Rossi alle Register ziehen, Foto: Repsol

Auch Stefan Bradl kann über den zweiten Frühling Rossis nur staunen. "Er ist zehn Jahre älter als ich und immer noch so schnell. So lange auf höchstem Niveau zu fahren ist einfach nur unglaublich. Bevor ich in die MotoGP gekommen bin, war ich ein Riesenfan von ihm. Jetzt nicht mehr so sehr", scherzte der Zahlinger.

Rookie Pol Espargaro erinnerte daran, welche Entwicklung die MotoGP seit Rossis Einstieg durchlaufen hat. "Das Schwierigste für einen Motorradpiloten ist es, den Fahrstil zu ändern. Durch die neuen Bikes und die Elektronik war das für ihn aber notwendig. Wenn man sich Rennen von vor zehn Jahren ansieht, dann wird da ein ganz anderer Stil gefahren. Die älteren Piloten mussten sich an die neue Fahrweise anpassen und das hat nur er geschafft. Ich würde sehr gerne auch so sein wie er, wenn ich einmal 35 bin", streute der 23-Jährige Rossi Rosen.