Zwölf Punkte trennen die Yamaha-Superstars Valentino Rossi und Jorge Lorenzo vor dem Finale der MotoGP in Valencia. Wenn die Saison 2014 in knapp eineinhalb Wochen endgültig ihre Pforten schließt, findet der wohl spannendste Zweikampf der langjährigen Rivalen somit letztlich einen Sieger. Dass die Millionen von MotoGP-Fans rund um die Welt in den Genuss dieses gigantischen Duells kommen dürfen, hat mehrere Gründe. Neben Lorenzos 'Auferstehung' in der zweiten Saisonhälfte sowie Rossis gefühlt dritten Frühlings sorgt dabei vor allem Yamahas vorbildliche Einstellung für die notwendige Basis.

Obwohl Rossi das Team 2010 alles andere als harmonisch in Richtung Ducati verließ, Lorenzo zudem in der Zwischenzeit mit einem weiteren WM-Titel sowie Top-Leistungen in Serie zum neuen Aushängeschild des japanischen Motorrad-Giganten aufstieg, genießen beide Piloten wie eh und je absolute Chancengleichheit. Die Bevorzugung, die Rossi gegenüber 'Grünschnabel' Lorenzo als neunfacher Weltmeister einst einforderte - und nicht zugebilligt bekam - wurde im Gegenzug in dieser Saison auch Lorenzo nicht zuteil.

Rossi sicher: Ducati-Wechsel war ein Fehler

Yamaha ermöglichte Rossi somit in diesem Jahr, nach drei durchwachsenen Saisons wieder an der Spitze des Feldes mitzumischen. Wohl auch angesichts dieser Tatsache zeigt sich der Superstar zumindest nach außen hin geläutert: "Ich bin im Jahr 2010 von Yamaha gegangen, da sie mir nicht zusichern wollten, dass ich die klare Nummer eins bin. Jorge wurde behandelt wie ich, obwohl ich neunfacher Weltmeister war, und das hat mir einfach nicht geschmeckt. Vielleicht habe ich mit dem Wechsel zu Ducati einen Fehler gemacht, denn ich sehe jetzt, dass Yamahas Weg genau der richtige ist."

2014 mehr denn je ein Duell auf Messers Schneide: Lorenzo vs. Rossi, Foto: Milagro
2014 mehr denn je ein Duell auf Messers Schneide: Lorenzo vs. Rossi, Foto: Milagro

Nach zwei enttäuschenden Jahren bei Ducati ohne Sieg und mit nur drei Podest-Plätzen kehrte Rossi im Vorjahr zu Yamaha zurück. Zwar gewann er ein Rennen und landete sechs Mal auf dem Podest, hinter Vizeweltmeister Lorenzo, der mit 330:237 Punkten trotz schwerer Verletzung zur Saisonmitte klar die Nase vorne behielt, spielte er jedoch nur die 'zweite Geige'. Dennoch sah sich Yamaha nicht veranlasst, den Spanier im Kampf gegen das Repsol-Honda-Duo Marc Marquez und Dani Pedrosa zu bevorzugen. "Es ist ganz klar, dass ich in diesem Jahr sicher mehr von Yamahas Weg profitiere als Jorge", gibt Rossi unumwunden zu.

Rossi vs. Lorenzo: Erstes Duell auf Augenhöhe

Als Lorenzo 2008 in die MotoGP aufstieg und bei Yamaha die Chance bekam, an der Seite des Superstars Rossi eine siegfähige Werksmaschine zu pilotieren, waren die Rollen noch klar verteilt. Nachdem der Italiener bei seinem insgesamt achten Titelgewinn mit 373:190 nahezu doppelt so viele WM-Punkte wie der Viertplatzierte Lorenzo holte, schloss sich die Lücke im Folgejahr signifikant. Zwar setzte sich Rossi erneut die Krone des Weltmeisters auf, jedoch landete Lorenzo mit lediglich 45 Punkten Rückstand damals bereits auf Rang zwei der Gesamtwertung.

2010 gelang Lorenzo allerdings der Durchbruch zum absoluten Superstar. Mit der Rekordpunktzahl von 383 sowie neun Saisonsiegen sicherte sich der Mallorquiner im dritten Jahr im Oberhaus seinen ersten WM-Titel. Rossi, der vier Rennen nach einer schweren Verletzung aussetzen musste, landete letztlich 150 Punkte hinter dem Ausnahmetalent. Die Stimmung im Team und zwischen den Fahrern litt unter der Situation massiv. 2014 kommt es im siebten gemeinsamen Jahr der Ausnahmefahrer in der MotoGP somit nun zum ersten Mal zum Duell auf Augenhöhe: "Yamaha mag es sehr, wenn wir uns hart bekriegen. Sie stellen sicher, dass wir beide genau gleiche Voraussetzungen haben, damit der sportlich Bessere gewinnt", stellt Rossi klar.

Lorenzo, der mittlerweile ein sehr gutes und von Respekt geprägtes Verhältnis zu Rossi pflegt, zeigt sich vom Habitus seines Arbeitgebers ebenfalls angetan - auch wenn er auf dem Papier dadurch momentan eher die Rolle des 'Leidtragenden' einnimmt. "Yamaha hat mich von Beginn meiner Karriere an stets fair behandelt und niemals etwas an seiner Einstellung geändert. Alle Fahrer haben hier stets das gleiche Material und die gleichen Chancen. Das Einzige, was einmal anders war, waren die Reifen, als es noch verschiedene Hersteller gab. Als Rookie hatte ich Michelin-Reifen, Vale die von Bridgstone. Ab 2009 hatten wir aber zu 99,9% das gleiche Material."