Von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben,
Doch der Segen kommt von oben.

'Das Lied von der Glock' oder in unserem Falle wohl eher das 'Lied der Weltmeister'. Denn während Esteve Rabat in der Moto2 zum verdienten Weltmeister gekrönt wurde, feierte Marc Marquez seine Rückkehr aufs oberste Treppchen in der MotoGP. Kaum zu glauben, dass der Weltmeister seit Silverstone dort nicht mehr stand und in den letzten drei Rennen zwei Mal stürzte. Aber jetzt - bei über 35 Grad und feucht fröhlichem Sepang-Wetter hat der Youngster seine Klasse wieder einmal bewiesen.

Dafür durfte sich Marquez nach seiner eigenen Pressekonferenz auch den ein oder anderen Scherz erlauben. Denn die erste Frage in der Weltmeisterpressekonferenz von Rabat kam von seinem Kumpel Marquez, der sich brav zwischen die Journalisten gesetzt hatte, um dem neuen Weltmeister zu lauschen. "Bist du jetzt so abgehoben, dass du nicht mehr mit mir trainierst - so als Weltmeister?" Nachdem das Lachen verebbt war, entgegnete der Trainingspartner. "Natürlich nicht. Wann geht's los? Nächste Woche?"

Ungebrochene Freundschaft - auch zwischen den beiden Spaniern und Alex Marquez, der wohl spätestens heute einen Freund in seiner Klasse verloren hat. Jack Miller übertrieb es aber auch ein wenig, indem er ihn nicht nur einmal, zweimal oder dreimal sondern noch öfter von der Ideallinie abdrängte. Sicher war der Jüngere der Marquez-Brüder auch das ein- oder andere Mal selbst schuld, aber die geballte Aggression war offensichtlich. Gleichzeitig ging es in diesem Rennen aber um die WM, also ist doch wohl klar, dass hin und wieder Ellenbogen ausgefahren werden. Also kein Grund zur Klage, das sieht die Rennleitung schon richtig.

Held des Tages: Der neue Rookie of the Year

Währenddessen schwitze Jorge Lorenzo in der MotoGP so stark, dass er nicht mehr mit dem agilen Marquez und vor allem auch nicht mehr mit dem 35-jährigen Valentino Rossi mithalten konnte. Obwohl der Mallorquiner Wochen zuvor noch beteuerte, dass sein Fitness-Status nun endlich wieder optimal sei, sollte er sich darum definitiv Gedanken machen. Wie dem auch sei: Ein stolzes Podest und starke Leistungen aller drei Piloten.

Von einer starken Leistung hätte man an diesem Wochenende auch von Dani Pedrosa sprechen können - bis zur zweiten Runde im Rennen. Gut, man könnte entschuldigen - ein Fehler passiert. Ja, das kann tatsächlich geschehen und wäre auch in Ordnung, wenn der kleine Spanier sein Crash-Kunststück nicht nach Rennmitte wiederholt hätte. Nachdem Pedrosa als absoluter Favorit ins Malaysia-Rennen gegangen war, darf sich der Repsol Honda Pilot jetzt bitte zu Recht etwas aufregen - und zwar über sich selbst.

Da fällt auch Mike Leitners Nachfolger nicht mehr viel ein..., Foto: Repsol
Da fällt auch Mike Leitners Nachfolger nicht mehr viel ein..., Foto: Repsol

Sein junger Teamkollege fährt derweilen zum nächsten Rekord. Ob er Mick Doohans 12 Siege in einer Saison wirklich noch brechen kann, darf bezweifelt werden, schließlich hat er nur noch einen Versuch - und zwar beim Finale, wo er besser alle Kraft daran setzen sollte, seinen Bruder zu unterstützen und das wird Marquez, wie wir ihn kennen, unter Garantie auch machen. Aber wen jucken schon Rekorde, wenn man im zweiten von zwei Anläufen in der besten Klasse des Motorradrennsports einfach alles abräumt?

Unser Pokal für den Held des Tages geht aber dennoch weder an Marquez, noch an Rossi oder sonstwen, sondern an Pol Espargaro. Der Spanier hatte sich am Samstag doch tatsächlich den Mittelfußknochen gebrochen und fuhr das Rennen - bis zum Ende. Nein, das war noch nicht die Sensation: Seine eigentliche Power zeigte der Rookie durch seine Konkurrenzfähigkeit - bis zur letzten Runde, bis auf den sechsten Platz und das bei 35 schwül-heißen Grad! Von der Stirne heiß - rinnen muss der Schweiß. Das Werk konnte den Meister wahrlich loben, doch kam der Segen nicht von oben. Denn bei Pol Espargaro kam er eindeutig von innen. Da wären sicherlich sogar Friedrich Schiller die Worte weggeblieben.