Mit gerade einmal 21 Jahren krönte sich Marc Marquez mit Rang zwei in Motegi zum zweiten Mal binnen ebenso vieler Saisons zum Weltmeister der MotoGP. Nach einem verhaltenen Rennbeginn startete der Repsol-Honda-Superstar auf der Heimstrecke seines Arbeitgebers seine von Vorsicht geprägte Aufholjagd, schnappte sich erst Andrea Iannone, dann Andrea Dovizioso und nach hartem Kampf letztlich auch Valentino Rossi. Jorge Lorenzo war zu diesem Zeitpunkt bereits an der Spitze enteilt, jedoch reichte der zweite Platz Marquez ohnehin zum Titelgewinn.

Nach ausgelassener Feierei mit Fans, seinem Bruder Alex sowie einigen Teammitgliedern noch am Streckrand ließ Marquez im Parc fermé dann endgültig alle Zurückhaltung fallen. Dem dauerlächelnden Seriensieger fiel trotz des stets gewaltigen Vorsprungs in der Meisterschaft sichtlich mehr als nur ein Stein vom Herzen: "Auch wenn ich immer lache, hatte ich einfach nur immensen Druck, der jetzt endlich von mir abfällt. Ich musste heute die Schwierigkeiten der vergangenen Wochen ausblenden und alles dem großen Ziel unterordnen. Ich danke Honda, meiner Familie, dem Team und natürlich den Fans, dass sie mich antreiben, stets ans Limit zu gehen."

Vierter WM-Titel in fünf Jahren für Marquez kaum greifbar

Seinen kometenhaften Aufstieg mit vier Weltmeistertiteln in fünf Jahren kann der Spanier dann auch kaum in Worte fassen. Vor allem die vergangenen beiden Saisons seien ihm vorgekommen wie ein Märchen. "Es ist schwierig zu beschreiben, was ich gerade fühle. Ich fahre zwei Jahre in der MotoGP und bin zwei Mal Weltmeister. Ich trete hier gegen die besten Piloten der Welt an, was diese Titelgewinne umso spezieller macht. Großer Dank gebührt meinem Team und natürlich Honda, dass sie mir stets so außergewöhnliches Material zur Verfügung gestellt haben. Ohne dies wäre der Erfolg nicht in dem Maße möglich."

Weltmeister, die Zweite: MM93 hat es erneut geschafft, Foto: Milagro
Weltmeister, die Zweite: MM93 hat es erneut geschafft, Foto: Milagro

Obwohl Marquez normalerweise keine Niederlagen akzeptiert - ein Umstand, der ihm jüngst zwei Stürze und somit den Verlust vieler WM-Punkte einbrachte - zeigte sich der freudestrunkene Neu-Weltmeister über sein Tagwerk hochzufrieden: "Das Rennen war heute egal, denn es ging nur um den Titelgewinn. Ich bin nicht gefahren wie immer, denn irgendwie hat sich mein Körper anders angefühlt als sonst. Es galt für mich, vorsichtig zu sein und kein unnötiges Risiko einzugehen - und so bin ich normalerweise nie unterwegs."

Repsol Honda und Honda noch nicht am Ziel

Dass Marquez im Kampf um den Sieg ausnahmsweise keine Rolle spielte, war dann auch dieser Tatsache geschuldet. Ungewohnt viel Zeit ließ sich der Ausnahmefahrer bei allen Überholmanövern, verlor nach einem sehr vorsichtigen Start zudem gleich einen Platz. "Überholen war heute für mich sehr schwierig. Nach den zwei Stürzen in den vergangenen beiden Rennen durfte ich einfach nichts riskieren und das hat mich ein wenig gehemmt, sodass ich nicht meinen normalen Fahrstil anbringen konnte. Ich bin im Moment einfach nur überglücklich und auch für mein Team ist es natürlich gigantisch, den Titel hier auf der Heimstrecke klarzumachen."

In der Tat tilgte ausgerechnet der jahrelange Klassenprimus Honda durch den Gewinn der Fahrer-WM auf dem Heimkurs einen der wenigen weißen Flecken auf der Team-eigenen Erfolgslandkarte. Lediglich Yamaha und Ducati war es bislang vergönnt, den Titelgewinn eines ihrer Piloten im Honda-Land zu feiern. Jedoch fand dieses Versäumnis nun sein jähes Ende - und das mit einer goldenen Zugabe. Denn Marquez trug sich gleichzeitig als jüngster Pilot in die Annalen ein, der in der Königsklasse jemals zwei Titel in Serie feiern durfte. Mike Hailwood war bis dato mit 23 Jahren der Jüngste, als ihm dieses Kunststück 1963 gelang.

In den kommenden drei Grand Prix im australischen Phillip Island, dem malaysischen Sepang sowie beim abschließenden Heimrennen in Valencia geht es für Marquez und vor allem Honda dennoch um viel. Noch immer jagt der Weltmeister Mick Doohans Bestmarke mit zwölf Erfolgen in einer Saison, hält bereits seit dem Silverstone-Rennen bei elf Triumphen. Repsol Honda hat trotz deutlicher Führung zudem noch immer nicht die Konstrukteurswertung gesichert, ebenso wenig wie Honda die Hersteller-WM.