Wir schreiben den 19. September 2004. Makoto Tamada überfährt auf seiner Camel-Honda die Ziellinie in Motegi und verwandelt den Twin Ring in ein Tollhaus. Für den siegreichen Japaner weht wenige Minuten später beim Heimrennen die weiße Flagge mit dem roten Punkt im Wind. Was damals noch keiner wissen konnte: Es sollte bis heute der letzte Sieg eines Japaners in der Königsklasse bleiben.

Ganze zehn Jahre wartet die stolze Motorradnation mittlerweile auf den nächsten Sieger. Mit sechs Siegfahrern, die insgesamt zwölf Grand Prix der Königsklasse für sich entscheiden konnten, ist Japan hinter den Big-5 Italien, USA, Großbritannien, Australien und Spanien die Nummer sechs der ewigen Bestenliste: Tadayuki Okada (4 Siege), Norick Abe (3), Makoto Tamada (2), Tohru Ukawa, Takazumi Katayama und Hideo Kanaya (je 1) steuerten bis heute Siege zu Japans Statistik bei.

Drei Werke, aber kein Fahrer

Obwohl mit Honda und Yamaha zwei japanische Hersteller seit Jahren die MotoGP dominieren und mit Suzuki im kommenden Jahr noch ein dritter großer Player einsteigt, sind japanische Motorradpiloten mittlerweile Mangelware geworden. 2015 droht ein Umstand, der 2012 bereits einmal Gewissheit war: eine Saison ohne japanischen Stammpiloten in der Königsklasse. Denn für Hiroshi Aoyama sieht es im Kampf um die letzten zwei freien Motorräder für nächstes Jahr schlecht aus.

Suzuki setzt beim Comeback auf zwei Spanier - Japaner gehen leer aus, Foto: Suzuki
Suzuki setzt beim Comeback auf zwei Spanier - Japaner gehen leer aus, Foto: Suzuki

Aussichtsreicher Nachwuchs ist nicht in Sicht. Um den Moto2-Piloten Takaaki Nakagami, im Vorjahr noch mehrfacher Polesitter und Dauerbrenner am Podium, ist es in dieser Saison ruhig geworden. Nakagami wartet 2014 noch immer auf ein erstes Top-10-Ergebnis. Daneben fand sich mit Testuta Nagashima nur noch ein einziger Japaner in der Moto2, der aber seit einem Sturz in Silverstone verletzt ist.

Die kleinste Klasse, einst eine Spezialdisziplin der Japaner, lief in dieser Saison überhaupt ohne japanischen Stammpiloten ab. Vier Titel hatten Haruchika Aoki und Kazuto Sakata in der 125cc-WM zwischen 1994 und 1998 abgesahnt. Unterbrochen wurde die japanische Serie nur von Rossis Gesamtsieg 1997, der sich damals vor vier Japanern in der WM-Wertung durchsetzte.

Die Meister der kleinen Klassen

Aoyama war 2009 Japans letzter Champion, Foto: Milagro
Aoyama war 2009 Japans letzter Champion, Foto: Milagro

Je größer die Motorräder wurden, desto schwerer taten sich die Japaner immer schon. 76 Siegen in der 125cc/Moto3 stehen 70 in der 250cc/Moto2 und 12 in der MotoGP gegenüber. In der Viertelliterklasse gab es mit Tetsuya Harada (1993), Daijiro Kato (2001) und Hiroshi Aoyama (2009) drei Weltmeister, in der 350cc mit Takazuki Katayama noch einen, in der Königsklasse wartet man auf einen Titel bislang vergeblich. WM-Rang zwei von Okada 1997 sowie dritte Plätze von Ukawa (2002), Okada (1999) und Nobu Aoki (1997) waren bislang das höchste der Gefühle.

Japanische Piloten schafften es leider immer wieder zu trauriger Berühmtheit. 2003 verlor die Nation mit Daijiro Kato ihr größtes Juwel durch einen schlimmen Unfall in Suzuka, sieben Jahre später musste Shoya Tomizawa beim Moto2-Rennen in Misano sein Leben lassen. 2007 erwischte es Abe nach seinem Karriereende bei einem Straßenunfall mit einem LKW. Sein Todestag jährte sich am 7. Oktober zum siebenten Mal.