Hinter den Kulissen tut sich bei Yamaha einiges. Um für die 2016 kommenden Michelin-Reifen gut gerüstet zu sein, hat das japanische Werk seinen langjährigen Fahrer Colin Edwards als Testfahrer unter Vertrag genommen. Der Texas Tornado sollte seine Grand-Prix-Karriere nach dieser Saison beenden, wurde aber von seinem Forward-Team bereits ab Brünn durch Alex De Angelis ersetzt, wodurch Yamaha schon im August an Edwards herantreten konnte.

Edwards vereint Schnelligkeit und M1-Erfahrung

Zu den Modalitäten erzählt Lin Jarvis bei MCN: "Colins Vertrag läuft vom Beginn dieses Monats bis Ende 2015. Dieses Jahr soll er noch sechs Tage testen und nächstes Jahr zwölf." Michelin war zuletzt 2008, vor Einführung des Reifenmonopols, in der MotoGP vertreten und hat daher viel aufzuholen, wie Jarvis zu bedenken gibt: "Die nächsten 18 Monate sind für Michelin extrem wichtig, um einen Reifen zu entwickeln und zu verstehen, den wir 2016 und darüber hinaus verwenden werden. Es ist auch für uns wichtig zu sehen, auf welchem technologischen Level sie sich befinden. Sie wechseln auf 17-Zoll-Felgen, die Reifen werden kleiner und andere Charakteristika haben."

Mit Edwards scheint Jarvis daher den perfekten Testpiloten gefunden zu haben. Edwards vereint für ihn Speed und Erfahrung. "Es wartet viel Testarbeit auf uns und wir brauchen einen schnellen Fahrer, der sich in der MotoGP auskennt. Erfahrung auf der M1 ist ebenfalls hilfreich. Colin verbindet eine lange Geschichte mit uns, aber auch mit Michelin, also war das der logische Schritt", begründet Jarvis die künftige Zusammenarbeit. "Yamaha und Honda haben mehr oder weniger den gleichen Speed auf der Strecke, aber die Bikes sind sehr unterschiedlich. Wir müssen unser Bike für die neuen Gegebenheiten entwickeln".

Yamaha-Kunde Forward erhält in der kommenden Saison die Kaufoption für das 2014er-Chassis, Foto: NGM Forward
Yamaha-Kunde Forward erhält in der kommenden Saison die Kaufoption für das 2014er-Chassis, Foto: NGM Forward

Forward erhält Yamaha-Chassis, aber kein Seamless-Getriebe

Doch nicht nur bei den Michelin-Reifen hofft Yamaha darauf, einen Vorteil zu haben. Dadurch dass Honda seine Philosophie in der Open-Klasse überdenkt, ändert Yamaha auch seine Herangehensweise mit dem Forward-Team. Die Japaner werden Forward auch 2015, entgegen der ursprünglichen Pläne, mit einem eigenen Chassis ausrüsten. "Als wir die ersten Gespräche für die kommende Saison aufnahmen, haben wir jedem Interessenten mitgeteilt, dass wir ausschließlich Motoren liefern. Es wäre logistisch nicht zu bewerkstelligen, drei oder vier Fahrer mit Chassis-Teilen auszurüsten", so Jarvis zur angedachten Strategie.

Weil sich am Schluss jedoch nur Forward ernsthaft für Yamahas Open-Pläne interessierte, waren für dieses Team jedoch genügend Ressourcen vorhanden. "Wir planen, dem Team den diesjährigen Rahmen bereitzustellen, die 2013er-Werkspezifikation. Sie können den Rahmen im nächsten Jahr benutzen oder das diesjährige Chassis optional kaufen. Sie könnten also in der 2015er-Saison mit dem 2014er-Chassis fahren oder mit dem weitermachen, was sie haben", stellt Jarvis Forward vor die freie Wahl.

Auf der Motoren-Seite erhält Forward ein Upgrade für 2015, welches sich durch die Einheitssoftware aber nur minimal vom aktuellen Material unterscheidet. Dazu muss Forward auf das Seamless-Getriebe verzichten. "Sie werden kein Seamless-Getriebe erhalten, denn die Einheitssoftware erlaubt es uns noch nicht, das zu programmieren. Das wird sich in Zukunft ändern, doch momentan ist es noch nicht möglich. Der andere Grund sind die reinen Kosten. Für ein Open-Team ist das einfach zu teuer", argumentiert Jarvis.