Wenn auch drei Stunden nach dem Ende der Podiumszeremonie das Paddock halb gefüllt ist, dann hat wohl Valentino Rossi gewonnen. Vor allem, wenn diese Personen im Fahrerlager in auffallendem knallgelb gekleidet sind und ihre Smartphones und Tablets im Anschlag halten, um ja keinen möglichen Schnappschuss auf den Großmeister des Motorradsports zu verpassen.

Rossi ist die MotoGP und die MotoGP ist Rossi. Nirgendwo gilt dieser Satz mehr als in Italien. Fünf Jahre mussten die Tifosi auf einen Heimsieg ihres Idols warten. Sein letzter Sieg auf italienischem Boden datiert aus dem Jahr 2009 in Misano und lag damit weiter zurück als der schlimme Beinbruch, den sich Rossi in Mugello 2010 zuzog.

Verrückt nach Valentino

Wie ausgehungert die Fans von VR46 waren, merkte man an diesem Wochenende an jedem Fleckchen in Misano. Die Stadt war in Gelb getaucht, auch wenn treue Fans von Marc Marquez einen Hügel der Naturtribünen eisern verteidigten - quasi der Ameisenhügel inmitten eines gelben Meeres.

In Misano stand die Welt Kopf, Foto: X
In Misano stand die Welt Kopf, Foto: X

Die Menschentraube hinter Rossis Box war stets vorhanden, sein Gang in die Startaufstellung wurde von "Vale, Vale"-Sprechchören im Paddock begleitet und die Securities hatten alle Hände voll zu tun, die schmale "Schutzzone" zwischen Box und Renntruck gegen die Menschenmengen zu verteidigen.

Am Ende wollte aber niemand der zigtausend Zuschauer den Sieg mehr als Rossi selbst. Schon in den Trainings glänzte der neunfache Motorrad-Weltmeister mit einer beeindruckenden Performance. Im Qualifying schließlich schaffte er es zum ersten Mal in diesem Jahr in die erste Startreihe. Angesichts Rossis traditioneller Steigerung am Rennsonntag musste man den Italiener spätestens mit Abschluss der Qualifikation auf dem Zettel haben.

Wichtig für die MotoGP

Dass sein Sieg letztlich durch den Sturz von Marc Marquez einfacher wurde, ändert nichts an der Statistik, die sich Rossi mit Erfolg Nummer 81 in der Königsklasse weiter aufpolierte. Immerhin gab Marquez selbst zu, dass er sich nicht sicher war, ob er Rossi an diesem Sonntag schlagen hätte können.

Rossis Erfolg ist wichtig. Nicht nur für Yamaha oder seine Fans, sondern auch für die ganze MotoGP. Weil der Italiener auch im Alter von 35 Jahren noch immer die wichtigste, wenn nicht sogar die einzige weltweit bekannte Identifikationsfigur der sportlichen Nebenerscheinung Motorrad-WM ist. So gesehen, darf an hoffen, dass Rossi mit seinem Sieg wieder Blut geleckt hat. Wer würde zu einem Generationenduell Marquez gegen Rossi 2015 schon Nein sagen?