Stillstand bedeutet Rückschritt. Dass dies auch für sportliche Regularien gilt, scheint sich die MotoGP sehr zu Herzen genommen haben. Um den Wettbewerb stetig aufzuwerten, die Teams näher aneinanderzuführen und so die Spannung sowie das Wettbewerbsniveau zu verbessern, installieren FIM und Dorna Saison für Saison neue Regeln und Vorgaben. Wie immer gibt es bei derartigen Situationen neben einigen Gewinnern auch immer Verlierer.

Tech-3-Teamchef Herve Poncharal sieht zwar die Position seines Teams im Feld durch die aktuellen Regularien verschlechtert, versteht jedoch den Grund hinter den ständigen Veränderungen des Regelwerks oder Technischen Reglements: "Es gibt wie bei allem im Leben immer mindestens zwei Betrachtungsweisen. Letztes Jahr war es für uns recht einfach, denn wir waren die dritte Kraft im Feld. Wenn die Werksteams von Honda und Yamaha schwächelten oder Probleme hatten, waren wir da, um Podien und gute Positionen abzustauben."

2013 durfte Tech 3 unter anderem beim Heimspiel in Le Mans über ein Podium jubeln, Foto: Milagro
2013 durfte Tech 3 unter anderem beim Heimspiel in Le Mans über ein Podium jubeln, Foto: Milagro

Tech 3 längst nicht mehr in der Spitzengruppe

2014 sieht sich Tech 3 jedoch einer schwierigeren Situation gegenüber. Das Team wartet noch immer auf den ersten Podestplatz, von Pole Positions wie im Vorjahr ganz zu schweigen. "Durch die aktuellen Regularien haben wir unser Standing im Feld verloren", führt Poncharal weiter aus. "Ducati liegt jetzt vor uns, Pramac und auch Forward mit Aleix Espargaro können uns auch schlagen, natürlich auch die Honda-Satellites." Der Franzose findet jedoch auch Positives: "Als Teamchef in der MotoGP und Besitzer meines Wirtschaftsunternehmens in der Serie profitieren mein Rennstall und ich natürlich auch davon, wenn die Qualität der Serie und Meisterschaft steigt."

So wäre zwar die sportliche Situation geschwächt, außerhalb des Sportlichen würde Tech 3 demnach dennoch profitieren. "Mehr und größere Sponsoren drängen in die MotoGP, da die Meisterschaft immer attraktiver und hochwertiger wird. Auch die Fanzahlen steigen natürlich dadurch, was sich für uns und unsere Sponsoren positiv auswirkt, und somit noch mehr für Teams, Fahrer und Serie", freut sich Poncharal. Wenn 2016 die Einheitselektronik sowie mit Michelin ein neuer Reifenhersteller in die Serie kommt, sieht er wieder gute Chancen für sein Team - sowie einen ausgeglicheneren Wettbewerb.

Einheitselektronik 2016 als Wendepunkt für Tech 3?

"Momentan ist es doch so, dass die größten Entwicklungskosten in die Elektronik der einzelnen Teams und Hersteller gehen, und das ist auch der Hauptgrund für die großen Unterschiede im Feld", offenbart der Tech-3-Boss. Mit der Einheitselektronik 2016 würde also vor allem die Chance der dominanten Werksteams reduziert, sich einen großen technischen Vorteil zu schaffen. "Ich setzte wirklich auf 2016, und hoffe, dass das Pendel dann wieder mehr in unsere Richtung schwingt. Es ist eine gute Sache, dass wir wieder eine Art Chancengleichheit in der Serie herstellen können, oder zumindest den Vorteil der Werksteams deutlich eindämmen. Da die MotoGP somit auch deutlich preisgünstiger wird, bin ich mir sicher, dass der Wettbewerb, die Fans und auch die meisten Teams und Fahrer deutlich profitieren werden."