Valentino Rossi hat seit Sonntag einen weiteren alleinigen Rekord. Der 35-jährige Italiener stand in Silverstone zum 246. Mal bei einem Rennen der Motorrad-Königsklasse am Start und ließ in den Bestenlisten damit Alex Barros (245 Starts) endgültig hinter sich.

"Ich bin sehr stolz und das ist eine große Auszeichnung. Denn es bedeutet, dass ich mich hier schon eine sehr lange Zeit halte", sagte Rossi nach dem Rennen, das er auf Rang beendet hatte. "Aber es ist wohl der Rekord, den ich am wenigsten mag, denn er bedeutet, dass ich schon sehr alt bin", scherzte der siebenfache MotoGP-Champion.

"Meine Rekorde für Siege und Podien sind mit lieber. Und ich bin stolz, dass ich hier ein weiteres Mal zu einer Siegerehrung durfte", sagte Rossi, der nun bei 155 Podien in der Königsklasse und 191 in der gesamten WM hält.

Die Rekord-Fahrer der Königsklasse

Ein Blick in die Statistikbücher zeigt, dass es neben Rossi nur noch zwei weitere Fahrer gibt, die dem 200er-Klub der Königsklasse angehören. Die Top-3 hinter Rossi:

Barros fuhr bis zum Alter von 40 Jahren, Foto: Pramac Racing
Barros fuhr bis zum Alter von 40 Jahren, Foto: Pramac Racing

Alex Barros (245): Der Brasilianer stieg 1990 im Alter von 19 Jahren in die 500cc-Klasse auf, wo er eine Cagiva fuhr. Nach holprigen Anfangsjahren gewann er 1993 auf Suzuki sein erstes Rennen. Ab 1995 war er fixer Bestandteil der Honda-Fraktion, für die er bis Ende 2002 für unterschiedliche Teams im Einsatz war und fünf weitere Male siegte. Die letzten Jahre seiner Karriere bestritt er für Tech 3 Yamaha, Repsol Honda und Pons Honda, wo er in Estoril 2005 sein letztes Rennen gewann und mit Saisonende kein Motorrad mehr fand. 2007 kam er für eine finale Saison bei Pramac Ducati unter, ehe er im Alter von 40 Jahren seine Rennfahrer-Handschuhe endgültig an den Nagel hing.

Loris Capirossi (217): 1995 und 1996 machte der kleine Italiener im Alter seine ersten Schritte auf Honda und Yamaha in der 500cc-WM. Unmittelbar nach seinem ersten Sieg verabschiedete er sich aber für drei Jahre wieder in die Viertelliterklasse. Erst 2000 stieg er - gemeinsam mit Rossi - erneut in die Königsklasse auf. Nach drei Jahren im Honda-Team von Sito Pons wechselte er zu Ducati, wo er fünf Jahre lang die Speerspitze des Werksteams war. Drei weitere Jahre als Suzuki-Werkspilot folgten, ehe er 2011 zurück zu Ducati wechselte und für das Pramac Team im Alter von 38 seine letzten Rennen bestritt. Bei insgesamt acht Siegen in der Königsklasse schaffte er es in der WM-Wertung nie über Rang drei hinaus.

Edwards und Rossi waren drei Jahre lang Teamkollegen, Foto: Fiat Yamaha
Edwards und Rossi waren drei Jahre lang Teamkollegen, Foto: Fiat Yamaha

Colin Edwards (196): Erst spät fand der Texaner den Weg in die Motorrad-WM. Als zweifacher Superbike-Weltmeister wechselte er 2003 im Alter von 29 Jahren zu Aprilia. Nach einem Jahr bei den Italienern und einem weiteren bei Gresini Honda wechselte er 2005 ins Werksteam von Yamaha, wo er drei Jahre lang Teamkollege von Valentino Rossi war. Vier Saisons in den Diensten von Tech 3 Yamaha folgten. 2012 wechselte er zu Forward Racing, wo er vor kurzem seine Karriere beendete. Das vorzeitige Aus verhinderte, dass Edwards in den 200er-Klub aufstieg. Mit zwölf Podiumsplätzen und 1.242 Punkten ist der Texaner einer der erfolgreichsten Fahrer, die nie ein Rennen gewinnen konnten.

Rossis "Verfolger"

Angst, dass sein Rekord so schnell eingestellt wird, braucht Rossi nicht zu haben. Von den noch aktiven Fahrern haben viele gerade erst die Marke von 100 Grand Prix in der Königsklasse hinter sich gebracht. Wer sind die aktiven Fahrer, die Rossi derzeit am nächsten kommen?

Nicky Hayden: Der Weltmeister von 2006 fährt seit 2003 in der MotoGP und bestreitet derzeit seine zwölfte Saison. Hayden kam in dieser Zeit auf 193 Starts, allerdings versäumte er 2014 bereits vier Rennen wegen einer Handgelenksverletzung. Es ist unklar, wie viele Rennen Hayden in diesem Jahr noch bestreiten wird und ob er für das nächste Jahr überhaupt noch einen Vertrag erhält.

Pedrosa hat 101 Rennen weniger als Rossi, Foto: Honda
Pedrosa hat 101 Rennen weniger als Rossi, Foto: Honda

Dani Pedrosa: Der Katalane fährt seit 2006 für Hondas Werksteam und brachte es bisher auf 145 Starts. Durch seine vielen Verletzungen verpasste er in dieser Zeit acht Rennen. Dank seiner Vertragsverlängerung bis Ende 2016 wird er in die Nähe der 200-GP-Marke kommen. Und vielleicht geht ja noch mehr, denn mit Ende seines Kontrakts wird Pedrosa mit 31 Jahren noch nicht zum ganz alten Eisen gehören.

Marco Melandri: Melandri? Der fährt doch gar nicht mehr in der WM. Stimmt! Aber der Italiener ist Spitzenkandidat auf einen Platz im Werksteam von Aprilia, das nächste Saison wieder in der MotoGP Gas geben wird. Damit stehen die Chancen gut, dass der 32-Jährige Italiener seine Statistik von 131 Starts ausbauen wird. Aufgrund seiner acht Jahre in der MotoGP (2003-2010) hat der Vizeweltmeister von 2005 mehr Rennen auf dem Konto als etwa Jorge Lorenzo oder Andrea Dovizioso.

Ein Rekord für die Ewigkeit?

Rossi fährt noch mindestens zwei weitere Jahre in der MotoGP und damit zumindest bis zum Alter von 37 Jahren. Bei Ende seines Yamaha-Vertrages wird der Italiener 17 Jahre in der Königsklasse auf dem Buckel haben und (sollte der Rennkalender 2015 und 2016 bei 18 Rennen bleiben) auf die stattliche Summe von 288 Starts in der höchsten Kategorie der Motorrad-WM kommen.

Marquez: Wie lange wird er fahren?, Foto: Milagro
Marquez: Wie lange wird er fahren?, Foto: Milagro

Das sind Zahlen, die ihres gleichen suchen und die es in dieser Form noch nie zuvor gegeben hat. Doch Rossis Rekorde sind seit dem Auftauchen von Marc Marquez in akuter Gefahr. Bricht Marquez auch irgendwann den Start-Rekord? Immerhin war Rossi bereits 22 Jahre, als er in die 500cc-Klasse aufstieg. Somit hat Marquez, der bei seinem Sprung in die MotoGP erst 20 Jahre alt war, zwei Jahre Vorsprung.

Allerdings fehlen dem amtierenden Weltmeister satte 216 Starts auf Rossi und bis Ende 2016 wird er nichts aufholen können. Bleibt der Rennkalender in den nächsten eineinhalb Jahrzehnten bei 18 Rennen pro Saison, müsste Marquez nach Rossis Rücktritt (wann auch immer der erfolgen mag) noch ganze zwölf Jahre weiterfahren, damit er den Rekord einstellt. Ob das je passieren wird? Spätestens in 15 Jahren wissen wir es.