Der MotoGP-Zirkus wechselte 2010 den britischen Austragungsort. Vom Donington Park zog man weiter ins Home of british motor racing nach Silverstone. Seitdem wurden auf der Strecke vier zum Teil denkwürdige Rennen ausgetragen. Aber auch auf den chaotischen letzten Grand Prix in Donington wollen wir nochmals zurückblicken.

Donington 2009: Doviziosos Premiere im Regen-Chaos

Beim letzten Rennen im Donington Park schlug die große Stunde von Andrea Dovizioso. Der Italiener feierte bei chaotischen Verhältnissen mit fast trockener Strecke, aber dauerhaft leichtem Regen seinen ersten und bis heute einzigen MotoGP-Sieg. Er profitierte dabei von den Stürzen der zunächst Führenden Toni Elias und Jorge Lorenzo. Anschließend konnte Dovizioso gemeinsam mit Valentino Rossi den Verfolgern Dani Pedrosa und Randy De Puniet davonziehen, bis auch Rossi auf der Nase lag. Der Weg war frei für den Repsol-Honda-Piloten, aber Dovizioso musste in den Schlussrunden nochmals zittern, da ihm De Puniet und Colin Edwards gefährlich nahe kamen. Für einen Angriff auf den Sieger gingen den beiden aber die Runden aus. Edwards entschied das Duell um Platz zwei in der letzten Kurve für sich. Rossi rettete nach seinem Sturz noch Platz fünf ins Ziel und setzte sich damit in der Meisterschaft etwas von Lorenzo ab. Nach zehn Rennen stand es 187:162 Punkte für Rossi. Casey Stoner, der sich total verpokerte und nur 14. wurde, war Gesamtdritter mit 150 Zählern.

2010: Spannung nur hinter Sieger Lorenzo

Der britische Grand Prix anno 2010 verkam zur Solo-Show des Jorge Lorenzo. Sein Sieg war nur in der ersten Runde ernsthaft gefährdet. Danach war der Mallorquiner unerreichbar für den Rest der Welt in der Ferne entschwunden. Spannend wurde es im Kampf um die zweite Position. Zunächst fighteten Dovizioso und De Puniet um diese, bald stieß auch Nicky Hayden zu den beiden hinzu. In der Gruppe dahinter, bestehend aus Ben Spies, Marco Simoncelli, Pedrosa und Stoner, konnten sich Spies und Stoner durchsetzen. Beiden gelang die Aufholjagd zur Gruppe vor ihnen, somit wurde aus dem Dreikampf um die restlichen Podestplätze ein Fünfkampf. Dovizioso setzte sich letztlich durch und wurde Zweiter vor Spies, der Hayden in der letzten Runde noch passierte, Stoner und De Puniet, der am Schluss abreißen lassen musste. Mit seinem einsamen Sieg war Lorenzos Vorsprung schon nach fünf Läufen beträchtlich. Mit 115 Punkten lag er deutlich vor Dovizioso (78) und dessen Repsol-Honda-Teamkollegen Pedrosa (73).

Jorge Lorenzo feierte 2010 den ersten von bislang drei Silverstone-Siegen, Foto: Milagro
Jorge Lorenzo feierte 2010 den ersten von bislang drei Silverstone-Siegen, Foto: Milagro

2011: Stoner geht übers Wasser

Das Rennen ging unter Bedingungen über die Bühne, die man zweifellos als very british bezeichnen darf. Im nasskalten und windigen Silverstone führten zu Rennbeginn Stoner, Dovizioso, Simoncelli und Lorenzo. Simoncelli konnte in Runde vier einen Sturz in Kurve eins gerade noch abfangen, verlor Platz drei aber an Lorenzo. Lorenzo übertrieb es wenige Runden später im Kampf mit Dovizioso und flog in der ersten Kurve ab, sodass nun wieder drei Hondas in Front lagen. Aber nicht lange, denn zwei Umläufe nach Lorenzo schlitterte auch Simoncelli an gleicher Stelle ins Aus. Hinter Stoner und Dovizioso lag nun der am Schlüsselbein verletzte Edwards an dritter Stelle, wobei das Feld nun weit auseinander gezogen war. Trotz der am Schluss großen Abstände war das Rennen lange Zeit spannend. Durch seinen vierten Saisonsieg im sechsten Rennen kletterte Stoner wieder an die Spitze der Gesamtwertung. Der Australier hielt nun bei 116 Punkten. Sein schärfster Widersacher war zu diesem Zeitpunkt Lorenzo (98), gefolgt von Dovizioso (83).

2012: Lorenzo beißt sich zum Sieg

Nach dem Start bildete sich vorne eine Gruppe mit Spies, Stoner, Überraschungs-Pole-Setter Alvaro Bautista, Hayden, Lorenzo, Dovizioso und Pedrosa. Wer in dieser Siebener-Gruppe die beste Pace hatte, kristallisierte sich bald heraus: Der Erste der eine Lücke aufmachen konnte war Stoner, der in Runde fünf die Führung von Spies übernahm. Zwei Umläufe später war Lorenzo an der Spitze der Verfolgergruppe und konnte sich von den Anderen lösen und den Abstand zu Stoner verringern. Hinter den beiden waren Bautista und Pedrosa die Schnellsten. Zur Rennhälfte ereigneten sich zwei entscheidende Manöver: Lorenzo konnte Stoner überholen, um danach am absoluten Limit zum Sieg zu preschen, und Pedrosa passierte Bautista für Platz drei. Stoner musste in der Schlussphase noch gegen seine beiden Honda-Kollegen um Platz zwei kämpfen, aber die Reihenfolge blieb bis zum Ziel erhalten. Stefan Bradl fuhr als Achter durchs Ziel. In der Meisterschaft lag Lorenzo nach sechs Rennen mit 140 Zählern in Front vor Stoner (115) und Pedrosa (101).

Auch 2012 führte in Silverstone kein Weg an Lorenzo vorbei, Foto: Milagro
Auch 2012 führte in Silverstone kein Weg an Lorenzo vorbei, Foto: Milagro

2013: Nicht mit Jorge Lorenzo

Der Silverstone-GP war einmal mehr eine Angelegenheit zwischen den großen Drei in 2013. Aber in welcher Art und Weise! Bereits in der Anfangsphase führten Lorenzo und Marc Marquez, die beiden setzten sich von ihrem ersten Verfolger Bradl, der am Ende Sechster wurde, ab. In Runde drei konnte Pedrosa an Bradl vorbeiziehen und die Verfolgung der beiden Führenden aufnehmen. Wenige Umläufe später war der Anschluss für Pedrosa geschafft, für den Schlussspurt waren dadurch aber seine Reifen zu sehr in Mitleidenschaft gezogen, sodass er keine Angriffe mehr starten konnte und Dritter wurde. Lorenzo und Marquez hingegen lieferten sich ein furioses Duell, in dem die Führung in den letzten Runden mehrmals hin und her wechselte. Den scheinbar entscheidenden Angriff startete Marquez drei Kurven vor Schluss, aber Lorenzo wollte sich an diesem Tag nach vier Marquez-Siegen en suite nicht geschlagen geben und konterte eine Kurve später Marquez‘ Manöver noch einmal. Im Zielsprint durch die Woodcote behielt Lorenzo die Nase vorne vor Marquez. Den Rückstand auf Marquez (233 Punkte) konnte Lorenzo (194) nach dem zwölften Saisonlauf so leicht verringern. Zwischen den beiden rangierte noch Pedrosa auf Gesamtrang zwei (203).