Im Qualifying von Indianapolis konnte Andrea Dovizioso den Windschatten von Marc Marquez nutzen und sich damit den zweiten Startplatz sichern. In Brünn fuhr Dovizioso seine Rundenzeit zwar allein, aber dieses Mal hing Andrea Iannone am Hinterrad des Weltmeisters. "Das ist ein großer Vorteil. Alle warten darauf, ein bisschen Windschatten abzubekommen, aber noch viel wichtiger ist es, dass du in einigen Kurven dadurch weiter ans Limit gehst und mit jemandem vor dir ist das viel leichter, weil du eine richtige Referenz hast", sagte Valentino Rossi.

"Marc ist da sehr clever, denn er nimmt sich immer ein paar Ducatis mit und für ihn ist es gut, wenn er noch ein paar Leute zwischen sich und uns hat", sagte der Italiener scherzhaft, traf damit aber genau ins Schwarze. "Natürlich würde er mich, Dani [Pedrosa] oder Jorge [Lorenzo] nie ziehen, aber immer die Ducatis. Iannone fuhr hinter Marc und Dovi hinter mir. Ich fuhr hinter Iannone", fuhr Rossi fort, der das ganze Schauspiel in Q2 bestens im Blick hatte. Doch lobend ergänzte er: "Iannone und Dovi sind aber auch gute Runden gefahren, schließlich musst du es erstmal schaffen, an Marc dranzubleiben."

Andrea Dovizioso stand in Indianapolis nicht für umsonst auf Startplatz zwei, Foto: Milagro
Andrea Dovizioso stand in Indianapolis nicht für umsonst auf Startplatz zwei, Foto: Milagro

Marquez: Kann mich nicht um alle kümmern

"Nein", lachte Marquez. "Man kann sich nicht immer um alle kümmern, muss sich auf seine eigene Qualifikation konzentrieren und versucht einfach, die Hauptkonkurrenten zu kontrollieren." Für den Weltmeister ist es kein Problem, wenn sich einer der Andreas von ihm ziehen lässt. "Das sind Motorradrennen. Das war immer so und wird immer so sein. Jeder versucht, in den Windschatten des schnellsten Fahrers zu kommen. In der Moto2 und der Moto3 ist es manchmal etwas übertrieben, aber in der MotoGP gibt es nicht viele Fahrer und klar folgen ein paar mir manchmal. Aber die Entscheidung liegt bei dir: Wenn Dani, Valentino oder Jorge hinter mir wären, würde ich das Gas sicherlich zumachen. Bei den anderen stört mich das nicht."

Marquez weiß allerdings, dass es für den 'Anhänger' eine gute Sache ist. "Wenn du jemandem folgst, dann hast du einfach eine Referenz. Das ist auch für mich so. Dann ist es einfacher, einen Bremspunkt zu finden - besonders hier, wenn die Kurven eng und die Bremspunkte lang sind, ist es schwer den richtigen Moment zum Bremsen auszumachen und dann ist es leichter, wenn du jemanden vor dir hast." Der Honda-Pilot hatte keine Probleme mit Iannone, hörte auf der zweiten Runde allerdings, dass er näher herankam. "Ich bin in einer Kurve zu weitgegangen, dann hörte ich ihn ganz nah und dachte 'Verdammt, jetzt holt er sich die Pole!' Aber ich habe dann gepusht."

"Für mich ist es besser, Marc zu folgen, weil es für mich schwer ist, hier auf der Strecke Bremspunkte zu finden", bestätigte Iannone selbst die Theorie seines Zugpferdes. "Ich konnte meine Leistung damit ein bisschen verbessern. Sonst versuche ich eigentlich, vorbeizugehen, wenn ein Fahrer vor mir ist", sagte der Italiener weiter. "Meine Runde ist gut, aber Marc ist schneller, denn er ist auf der Bremse extrem stark. Ich habe mein Bestes gegeben, aber er ist einfach schneller. Ich glaube, dass es für mich unmöglich ist, die Pole zu holen, aber ich gebe immer mein Bestes."

Nur kleine Dinge, die den Unterschied machen

Sein Landsmann, der sich vor einer Woche vom Weltmeister in die erste Reihe ziehen ließ, konnte das Phänomen noch etwas besser erklären. "Wenn man hinter jemanden fährt, ist jeder schneller", hielt Dovizioso fest. "Wenn du allein bist, musst du alles selbst einschätzen: du musst deine Energie, das Bike, die Reifen und das Setup nutzen. Wenn du jemandem folgst, ist es aber anders. Du fühlst nicht alles, obwohl du das Bike kontrollierst. Du machst das Gas ruhiger auf, schonst die Reifen ein bisschen und bremst präziser und besser. Das sind nur kleine Dinge, aber sie machen am Ende der Runde den Unterschied."

Pedrosa kennt das Windschatten-Phänomen ebenso gut. "Du achtest nicht auf das, was du tust, du willst nur den Abstand gleich halten und fährst fast instinktiv, um das zu erreichen. Wenn du dann plötzlich wieder alleine bist, ist es ganz anders. Dann versuchst du das Limit zu ertasten, bist viel vorsichtiger als wenn da einer ist, der dir die Linie vorgibt. Alleine hast du manchmal Limits, denn du kannst dir nicht vorstellen, dass du noch weiter pushen kannst, aber im Schlepptau geht das. Natürlich hilft der Windschatten auch, denn Kurven bei über 150km/h fahren sich dann viel leichter. Da holt man die meiste Zeit heraus, was allein unmöglich wäre", schildert er.

Doch weder Pedrosa, noch Lorenzo machen sich allzu große Sorgen, dass Marquez die Ducatis zwischen sie bringt. "Ich denke nicht, dass das eine Strategie ist. Aber wenn er sieht, dass Dani, Valentino oder ich ihm folgen, macht er garantiert das Gas zu. Zumindest ich würde das so machen", sagte Lorenzo. Cal Crutchlow lachte nur: "Das ist lustig. Ich mag es nicht, jemandem zu folgen und kann es auch nicht leiden, wenn mir jemand folgt. Momentan müssen wir das aber machen, um schneller zu sein, aber ich selbst mache es einfach nicht, weil ich es peinlich finde. Dovi und Iannone sind konstant schnell und sie fahren sicherlich nicht von Platz 15 in die Top-5."