Nur selten unterlaufen Valentino Rossi Fehler, doch im vierten Freien Training von Brünn war es nach langer Zeit wieder einmal so weit. Er bremste in Kurve elf zu spät und flog heftig ab. Dabei zog er sich eine leichte Verletzung am kleinen Finger der rechten Hand zu, die ihn allerdings nicht allzu sehr zu stören schien. Immerhin belegte er im Qualifying wenig später den siebenten Rang, nur eine Position hinter seinem Yamaha-Teamkollegen Jorge Lorenzo.

Unmittelbar nach dem Sturz sah es nach einer schwereren Verletzung aus, doch nach einer Untersuchung im Medical Center stellte sich die Blessur als harmlos heraus: "Am Anfang habe ich mir ziemliche Sorgen gemacht, weil es sehr wehgetan hat und ich der Meinung war, dass der Finger gebrochen ist. Mit einem gebrochenen Knochen ist das Fahren sehr schwer, das kann ich aus Erfahrung sagen. All die Unebenheiten und Vibrationen verursachen schon bei einem kleinen Bruch große Schmerzen. Ich wurde dann aber geröntgt und es hat sich herausgestellt, dass mein Finger glücklicherweise nicht gebrochen ist. Ich habe ein Loch, durch das man in das Innere sehen kann. Mein Finger sieht ein bisschen aus wie ein Cabrio, weil auf der Oberseite die ganze Haut fehlt. Es ist natürlich blöd, aber ich denke nicht, dass es ein großes Problem sein wird."

Die Schuld für den Sturz nimmt Rossi auf seine Kappe. "Leider habe ich einen Fehler gemacht. Ich habe extrem gepusht, weil ich meine Zeit noch einmal verbessern wollte. Es war auch eine ziemlich schnelle Runde. Ich habe mit die Daten noch nicht angesehen, aber ich glaube, dass ich einfach zu spät gebremst habe und einen Meter zu weit draußen war. Dann bin ich gestürzt und habe mich wieder einmal am kleinen Finger der linken Hand verletzt, weil der Handschuh aufgegangen ist", erklärt der Italiener.

Trotz des Sturzes fuhr Rossi im vierten Freien Training die Bestzeit, Foto: Milagro
Trotz des Sturzes fuhr Rossi im vierten Freien Training die Bestzeit, Foto: Milagro

Richtig ernst wurde die Situation aber erst, als Rossi bereits im Kies lag. Der nachkommende Alvaro Bautista stürzte an selber Stelle und hätte mit seiner Honda beinahe den Doktor getroffen. Da wurde auch Rossi selbst mulmig: "Das war ziemlich beängstigend und sehr gefährlich, denn sein Bike ist mit hoher Geschwindigkeit nur fünf Meter oder so an mir vorbeigeflogen. Ich habe noch nicht mit Alvaro gesprochen, aber ich glaube, dass er mir gefolgt ist und sich erschrocken hat, als ich gestürzt bin. Deshalb hat er wohl zu plötzlich gebremst und ist mit mir zusammen gestürzt."

Enges Rennen erwartet

Insgesamt zog der 35-Jährige jedenfalls ein positives Resümee des Samstags. "Der heutige Tag war nicht schlecht für mich. Vor allem am Vormittag war ich sehr schnell, obwohl ich noch ein paar Probleme mit dem Motorrad hatte. Für die Nachmittagssessions haben wir dann das Bike noch einmal verbessert und ich glaube, dass mein Rhythmus und meine Pace im vierten Training wirklich gut waren. Da habe ich einen großen Schritt nach vorne gemacht, mich auf dem Motorrad wohlgefühlt und bin dann auch die Bestzeit gefahren. Mit dem Qualifying bin ich ziemlich zufrieden, vor allem mit meiner Rundenzeit. Ich bin immerhin nur zwei Zehntelsekunden von der Pole Position entfernt und stehe nur deshalb in der dritten Reihe, weil vorne zwei Ducatis mit den Supersoft-Reifen sind", relativiert Rossi seine Startposition.

Von Rang sieben aus erwartet der Superstar einen knallharten Grand Prix: "Es wird sicherlich ein hartes Rennen morgen, weil die Werks-Hondas eine etwas bessere Pace als wir zu haben scheinen. Bradley Smith, Pol Espargaro und Stefan Bradl sind hier schnell. Die Ducatis sind auch sehr stark, vor allem auf den Geraden und dort im fünften und sechsten Gang. Es wird schwer sein, sie zu überholen. Speziell in der Anfangsphase, da sie ja den weicheren Reifen verwenden können. Da müssen wir aufpassen, nicht zu viel Zeit zu verlieren. Dani und Jorge haben aber das gleiche Problem, nur Marc steht vorne. Viel wird vom Start und den ersten drei Kurven abhängen. Ich denke, dass im Rennen sieben oder acht Fahrer sehr knapp zusammen liegen werden. Unser Motorrad und die Honda sind in etwa gleich schnell und die Rundenzeiten fast identisch. Ducati ist - wie bereits erwähnt - ebenfalls stark."