Am Samstag in Brünn musste Stefan Bradl Sonderschichten schieben, bevor er zum achten Startplatz fuhr. Im dritten Freien Training schnappte ihm Cal Crutchlow in letzter Sekunde noch den zehnten Rang weg und schickte seinen Vorgänger im Team von LCR Honda somit ins Q1. 68 Tausendstel fehlten Bradl für den direkten Einzug in die finale Qualifyingphase. Zeit, die er verloren hatte, nachdem er sich in Abstimmungsarbeiten an seiner Honda RC213V verstrickt hatte.

"Das Freie Training am Vormittag war mehr oder weniger für die Katz. Wir haben das Ganze ein bisschen verschissen und sind in eine falsche Richtung gegangen. Die Idee war, etwas an der Geometrie zu verändern, weil ich beim Handling des Motorrads etwas vermisst habe. Wir wollten das Bike etwas handlicher machen, aber das ist uns nicht gelungen und wir haben dadurch viel Zeit verloren. Wir sind vom Weg abgekommen, haben ihn aber am Nachmittag wieder gefunden und sind jetzt meiner Meinung nach ganz gut dabei", so Bradl.

Nach dem Setupchaos kamen dem Zahlinger die zusätzlichen 15 Minuten auf der Strecke in Q1 gar nicht so ungelegen: "Es war gut, dass ich mit Q1 quasi noch ein zusätzliches Training hatte um wieder in Schwung zu kommen. Ich habe meinen Fahrstil angepasst und auch am Fahrwerk etwas gefunden, damit ich wieder schneller fahren kann."

Stefan Bradl schaffte mit Bestzeit in Q1 den Einzug in das finale Qualifying, Foto: Milagro
Stefan Bradl schaffte mit Bestzeit in Q1 den Einzug in das finale Qualifying, Foto: Milagro

Allzu oft will sich Bradl, der schon im Vorjahr in Jerez in das Q1 musste, den Umweg über das Vorqualifying aber nicht antun. "Das ist immer mit viel Nervosität verbunden. Unser Plan war, nur einen Reifen zu benutzen. Das musste reichen. Wir wussten, dass die anderen Fahrer mit den weichen Reifen natürlich einen Vorteil hatten, aber Gott sei Dank hat es gereicht und ich konnte mit dem ersten Reifensatz gleich in Q2 einziehen. Man sitzt da aber trotzdem immer auf glühenden Kohlen. Das erste Qualifying war für mich mental sicher härter, denn da musst du einfach in Q2 kommen. Da ist deutlich mehr Druck vorhanden", beschreibt der 24-Jährige die psychische Belastung.

Umweg über Q1 sorgt für Reifenengpass

Auch was den Reifenvorrat betrifft, macht Q1 die Arbeit schwer: "Es ist kein großer Nachteil, aber man muss halt mir den Reifen haushalten und die Strategie dementsprechend ändern, um für Q2 gerüstet zu sein und noch frische Reifen zu haben. Das haben wir getan indem wir im vierten Freien Training einen Satz eingespart haben, deshalb war ich da auch nur auf Rang zehn."

Bradl hat zusammen mit seiner Crew nun das Setup seiner Honda weitestgehend nach Wunsch hinbekommen, wenn er auch noch Luft nach oben sieht. "Wir könnten das Setup schon noch etwas verbessern, aber uns rennt ein bisschen die Zeit davon. Ich denke aber trotzdem, dass wir das morgen irgendwie hinkriegen werden. Wenn wir noch eine gute Idee haben, können wir etwas probieren, aber im Moment ist es eher schwierig. Rang acht ist schon in Ordnung. Wir hatten einen ziemlich stressigen Nachmittag", schätzt der nächstjährige Forward-Racing-Pilot seine Leistung in Anbetracht der Umstände durchaus okay ein.

Für das Rennen am Sonntag will sich Bradl aber keine genauen Ziele stecken: "Ich bin natürlich zuversichtlich, denn ich liege nur 0,2 Sekunden hinter der Pole Position. Das ist kein Desaster und das ganze Feld liegt extrem eng zusammen. Es kann viel passieren und es ist schwierig, etwas vorauszusagen. Ich möchte einfach wieder einmal ein brauchbares Ergebnis einfahren. Es wird wichtig sein, den Reifen gut in Schuss zu halten, weil über die ganze Distanz gesehen der Grip der Slicks stark nachlässt."