Wenig überraschend sicherte sich Marc Marquez im ersten Freien Training zum Grand Prix von Tschechien die Bestzeit. Im verregneten Nachmittagstraining musste er sich als Dritter auch nur Andrea Iannone und Hector Barbera geschlagen geben, die als einzige noch eine Runde auf trockener Strecke fahren konnten.

"Ich bin mit den zwei Trainingssitzungen heute ziemlich glücklich. Die Strecke hat sich im Vergleich zu den Testfahrten völlig verändert. Das hatte ich aber erwartet und wir haben das Setup während der Sessions dementsprechend angepasst. Durch diese Veränderung hat es etwas besser funktioniert, aber ich bin noch immer nicht vollkommen zufrieden", so Marquez. "Als die Strecke am Nachmittag nass war - vor allem zu Beginn von FP2 - konnte ich konstante Rundenzeiten fahren und habe mich gut gefühlt, was das Wichtigste ist." So weit, so unaufregend.

Interessant ist jedoch, dass Honda bei den Testfahrten in Brünn vor gut einem Monat ein neues Bremssystem getestet hat, welches Marquez allerdings nun nicht verwendet. Dabei handelt es sich um eine Daumenbremse für das Hinterrad, anstatt der sonst üblichen Fußbremse. Der Grund liegt in den extremen Schräglagen, die der Weltmeister fährt und die es ihm oft schwer machen, beim Bremsen mit dem Fuß genug Platz zu finden. So bremste er bei den Testfahrten in den Rechtskurven mit dem Daumen, in den Linkskurven konnte er ganz normal die Fußbremse betätigen.

Marquez stürzte mit dem neuen Bremssystem allerdings gleich einmal und steht ihm daher etwas kritisch gegenüber. "Im Moment funktioniert auch so alles ziemlich gut. Vielleicht werde ich am Ende der Saison, wenn dieses System mehr Gefühl und ein besseres Feedback bietet, es noch einmal testen", verrät der Repsol-Honda-Pilot. Er sei die Fußbremse einfach schon zu sehr gewöhnt: "Ich habe meine gesamte Karriere lang mit der Fußbremse gearbeitet, deshalb ist es nun ein bisschen schwierig, auf die Daumenbremse umzusteigen. Es ist schwer, ständig daran zu denken und zu verstehen, wie man sie benutzen muss. Natürlich ist es interessant, das auszuprobieren, aber im Moment fühle ich mich noch nicht bereit, das System zu nutzen."

Durch die extrem Schräglagen fehlt Marquez in Rechtskurven der Platz um mit dem Fuß ordentlich zu bremsen, Foto: Milagro
Durch die extrem Schräglagen fehlt Marquez in Rechtskurven der Platz um mit dem Fuß ordentlich zu bremsen, Foto: Milagro

Marquez wäre jedenfalls nicht der erste Pilot in der Motorrad-Weltmeisterschaft, der zu einem Bremssystem dieser Art greift. Mick Doohans rechtes Bein war nach seinem schweren Sturz in Assen so schwer lädiert, dass er fortan damit keinen Bremsvorgang mehr bewältigen konnte und die Hinterradbremse ebenfalls mit der Hand betätigte. Der legendäre Australier fuhr damit nicht weniger als fünf Weltmeistertitel in Serie ein.

Pedrosa braucht noch Zeit

Dani Pedrosa ist ebenfalls nach wie vor mit einer konventionellen Fußbremse unterwegs und kam damit auf den dritten Rang nach den beiden Freitagstrainings. "Der heutige Tag ist gut für uns gelaufen. Sowohl im Trockenen als auch im Nassen konnte ich ein ziemlich gutes Training absolvieren. Wir brauchen aber noch etwas mehr Zeit auf trockener Strecke, um unsere verschiedenen Reifentypen und Setups ausprobieren zu können und uns noch zu verbessern, denn heute Morgen war der Asphalt noch nicht besonders griffig", so Pedrosa.

Positives sah er am Regen im Nachmittagstraining, der die Strecke zwar vollkommen flutete, aber so zumindest für gleichmäßige Nässe sorgte: "Die Strecke hier ist ziemlich lang und weitläufig, deshalb kann es passieren, dass es an einer Stelle nass ist und an einer anderen fast trocken. Dann sind die Informationen, die man sammelt, praktisch wertlos. Zum Glück war es heute aber überall nass."