Am Freitagmittag stellten sich die Chefs von Yamaha, Honda und Ducati in einer besonderen Pressekonferenz in Brünn den Fragen der Presse und gaben ein Resümee der bisherigen Saison. "Marc [Marquez] hat sehr gut gearbeitet", begann HRC-Boss Shuhei Nakamoto. "Die Honda-Maschinen sind nicht so leicht zu handeln, wie es aussieht. Die Fahrer müssen sie verstehen, um damit gut umgehen zu können. Unsere Rennergebnisse waren aber sehr gut und wir sind glücklich."

Ganz so glücklich konnte Yamaha-Boss Kouichi Tsuji nicht sein. Schließlich fehlt Valentino Rossi und Jorge Lorenzo noch ein Sieg zum Glück 2014. "Marc ist sehr stark. Wir versuchen immer, aufs Podium zu fahren. Gleichzeitig ist es aber auch Yamahas Mission den Kampfgeist in die Welt hinauszutragen. Unglücklicherweise konnten wir in dieser Saison noch keinen Sieg feiern, haben dafür aber sehr gut gekämpft. Ich nehme an, dass die MotoGP-Fans auf dieser Welt das klasse finden und den gesunden Rennsport bevorzugen. Wir geben nicht auf und versuchen, Honda und Nakamoto-San einzuholen."

Für Ducati ist 2014 unter Luigi [Gigi] Dall'Igna ein Entwicklungsjahr. "Es ist sehr wichtig, während der Saison neue Teile zu testen und wir testen viel. Ich denke, wir haben das Bike schon stark verbessert, aber natürlich sind wir mit den aktuellen Ergebnissen nicht ganz zufrieden. Ich denke aber, dass wir auf dem richtigen Weg sind und das ist am Wichtigsten", sagte der Italiener. 2015 wird ein neues Jahr und aktuell arbeitet Dall'Igna an einer neuen Maschine, die eigentlich schon beim Test nach dem Valencia-GP bereitstehen sollte.

GP15 rollt erst in Sepang aus

"Ich denke, dass wir das neue Bike im Februar beim Test in Sepang sehen werden", eröffnete de Ducati-Boss ohne Umschweife. "Ich will die Arbeit nur ein Mal machen und nicht doppelt. Dazu muss ich vorher alle Daten sammeln, die ich brauche. Ich starte die Saison lieber später, aber dafür gleich mit der richtigen Maschine." Das aktuelle Problem des Umlegens sei nicht leicht zu lösen, sondern nur Schritt für Schritt. "Wir haben noch etwas Neues in diesem Jahr, aber das wird nicht helfen, das Problem zu eliminieren. Das neue Bike hat ein ganz anderes Konzept und wir hoffen, dass das dabei hilft, dieses Problem zu verkleinern."

2015 gibt es ein rein italienisches Ducati-Werksteam, Foto: Milagro
2015 gibt es ein rein italienisches Ducati-Werksteam, Foto: Milagro

Mit Cal Crutchlows Weggang wurde Andrea Iannone für 2015 ins Werksteam berufen, das dank Andrea Dovizioso dann rein italienisch ist. "Das ist vielleicht nicht die beste Lösung, weil Ducati schließlich ein Weltunternehmen ist. Deshalb bevorzugen wir eigentlich Fahrer verschiedener Nationalitäten, aber am Ende denke ich, dass das die richtige Wahl ist und ich bin wirklich glücklich darüber", kommentierte Dall'Igna, der von Audi etwas Unterstützung beim Ducati-Motor und der Elektronik bekommt. "Aber zwischen Handling von Auto und Motorrad liegen Welten."

MotoGP ein großer Garten

Yamaha arbeitet aktuell daran, dass ihr stufenloses Getriebe wie bei Honda nicht nur beim Hochschalten, sondern auch beim Runterschalten zum Einsatz kommt. "Ich denke, Honda hat das schon. Wir versuchen, bei dieser Funktion aufzuholen. Aber wann uns das gelingt, weiß ich noch nicht genau. Möglicherweise macht das einen Unterschied, aber keinen so großen", sagte der Yamaha-Boss, dem nicht entgangen ist, dass Lorenzo und Rossi behaupten, die Honda sei besser als die Yamaha. "Unsere Maschine liegt hinter der RCV", gab er zu. Doch Nakamoto warf lächelnd ein: "Unsere Fahrer beschweren sich aber auch."

Während Honda im Werksteam kleinere Sorgen als Yamaha hat, herrscht bei den Kunden der Open-Maschinen ein deutlicher Nachteil. "Im nächsten Jahr bekommen sie den Werksmotor aus dieser Saison", versprach Nakamoto, der vor der Saison nicht mit einem derart starken Rückstand seines Production Racers gerechnet hatte. Doch wer wird die Maschinen pilotieren? Moto3-Fahrer Jack Miller ist schon lange im Gespräch. Der HRC-Boss sagte zu diesem Thema lediglich: "Jack ist ein interessanter Fahrer. Wir sprechen miteinander, aber bisher ist noch nichts geklärt."

2015 kommen Suzuki und Aprilia zurück in die Königsklasse. Auch KTM plant einen Einstieg in wenigen Jahren. "Wir freuen uns sehr, dass die beiden Werke nächstes Jahr einsteigen. Natürlich wird der Wettkampf in der MotoGP dann verbessert", so Tsuji, dem Nakamoto zustimmte. "Für mich ist es sehr wichtig, dass mehr Hersteller kommen", äußerte Dall'IGna. "Die MotoGP ist unser Garten und umso mehr Hersteller kommen, desto grüner wird er. Es freut mich sehr."

Honda vs. Yamaha: billiger oder teurer?

Mit Michelin kommt ab 2016 ein neuer Reifenhersteller. Erste Tests damit sind bei allen drei Werken noch in diesem und im nächsten Monat geplant. "Es ist sehr wichtig, den Unterschied zwischen den beiden Reifen herauszufinden, aber erst einmal arbeiten wir am Bike für 2015", betonte Dall'Igna. Seine Konkurrenten schlossen sich an. "Jedes Rennen ist sehr wichtig für uns. Natürlich müssen wir das Bike für 2016 entwickeln, aber am Wichtigsten ist es, dass wir uns auf die aktuellen Rennen konzentrieren", so Tsuji, der hofft, die Lücke auf Honda dank der neuen Einheitssoftware 2016 zu schließen.

Ducati will die Staelliten-Bikes billiger machen, Foto: Bridgestone
Ducati will die Staelliten-Bikes billiger machen, Foto: Bridgestone

"Ich denke nicht, dass das System von Yamaha und von Honda sich so stark unterscheidet. 2016 haben alle die gleiche Software, aber für uns spielt das nicht einmal eine so große Rolle. Marc will keine Honda-Traktionskontrolle. Unsere Traktionskontrolle ist die rechte Hand des Fahrers", ergänzte Nakamoto lachend. Für Ducati ist Honda klar die Referenz. "Wir müssen HRC einholen", so Dall'Igna. "Alle Hersteller in der MotoGP haben das Potential, das Bike auf diesem Niveau zu entwickeln. Es gibt ein paar Einschränkungen, aber die Software wird für alle gleich sein, was allerdings nur ein Teil des Motorrads ist. Es kann helfen, aber ich bin mir nicht zu 100 Prozent sicher."

Tsuji hofft, dass die Kosten dank des neuen Reglements gesenkt werden können. "Die genauen Regeln für die Werksteams kennen wir aber noch nicht. Die aktuelle Lösung mit fünf Motoren pro Saison macht es günstiger und ich hoffe, dass uns das in Zukunft noch besser gelingt", schilderte der Yamaha-Boss seine Hoffnungen. HRC steht dagegen: "Über 2016 wird nur geredet. Carmelo [Ezpeleta] hat zwar etwas gesagt, aber wir wissen noch nicht, wie es aussehen wird. Natürlich können wir die Maschinen billiger machen, das ist auch gut. Aber wenn du große Änderungen bei der Entwicklung vornimmst, dann ist das viel, viel teurer, als die Kosten des Bikes selbst. Am günstigsten ist es aus unserer Sicht, wenn die technischen Vorschriften so bleiben, wie sie jetzt sind."

Dall'Igna war sich nicht sicher, ob die neuen Regeln die MotoGP erschwinglicher machen. "Wir müssen das Bike natürlich billiger machen, weil die Teams es sonst nicht bezahlen können", hielt er fest. "Ich denke, dass es das Wichtigste ist, dass jeder von uns das versteht und daran arbeitet, die Kosten der MotoGP-Satellitenbikes zu reduzieren."