Marc Marquez scheint in der MotoGP derzeit unschlagbar. In den ersten neun Rennen 2014 erreichte der 21-jährige Spanier neun Siege sowie sieben Pole Positions, und einige Experten trauen es Marquez sogar zu, als erster Fahrer in der Geschichte alle Rennen eines Jahres zu gewinnen. Diese famose Leistung erinnert viele Fans an die dominantesten Jahre von Valentino Rossi, der sich zwischen 2001 und 2005 fünf Mal in Folge zum Champion in der Königsklasse krönte.

An diesem Wochenende beginnt in Indianapolis die zweite Saisonhälfte. Kaum jemand zweifelt nach seinen bisherigen Leistungen noch an einer erfolgreichen Titelverteidigung von Marquez. Für den amtierenden Weltmeister spricht neben seiner diesjährigen Form und der Überlegenheit seiner Honda RC213V noch eine ganz besondere Serie in der MotoGP: Seit Einführung der Viertakter im Jahr 2002 wurde elf von zwölf Mal derjenige Weltmeister, der schon bei Saisonhalbzeit das Gesamtklassement anführte.

Ausnahme Dani Pedrosa

Pedrosa erwischte 2008 eine katastrophale zweite Saisonhälfte, Foto: Sutton
Pedrosa erwischte 2008 eine katastrophale zweite Saisonhälfte, Foto: Sutton

Der einzige Halbzeit-Führende, der den Titel verpasste, war Dani Pedrosa 2008. Der Spanier hatte vor sechs Jahren nach dem neunten Rennen in Assen insgesamt 171 Punkte gesammelt. Bis dahin blieb Pedrosa nur ein einziges Mal der Sprung auf das Podest verwehrt.

Beim Folgerennen auf dem Sachsenring warf er allerdings eine überlegene Führung im Regen weg und musste danach in Laguna Seca verletzungsbedingt aussetzen. Auch in den folgenden Rennen kam er erst wieder langsam in Fahrt, holte etwa in Brünn nur einen Zähler und kam auch in Indianapolis nicht über Rang acht hinaus. Als Pedrosa gegen Ende der Saison wieder auf das Podium fuhr, hatte Rossi bereits seinen achten Titel fixiert.

Spannender Halbzeitstand nicht immer gleich spannender Titelkampf

Dass eine knappe Halbzeitführung nicht immer gleichbedeutend mit einem spannenden Zwei- oder Mehrkampf um die Weltmeisterschaft ist, haben die Jahre 2004 und 2011 gezeigt. Valentino Rossi hatte bei seinem ersten Titel mit Yamaha zur Hälfte des Jahres gerade einmal einen Punkt Vorsprung auf seinen Erzrivalen Max Biaggi. Am Ende spielte Biaggi nach zwei Nullnummern und einer schwachen zweiten Saisonhälfte 2004 keine Rolle in der Titelvergabe. Rossi konnte bereits nach dem vorletzten Lauf auf Phillip Island den Titel im Duell mit Sete Gibernau sicherstellen.

An Stoner gab es 2011 kein Vorbeikommen, Foto: Milagro
An Stoner gab es 2011 kein Vorbeikommen, Foto: Milagro

2011 lag Casey Stoner zur Saisonhalbzeit 15 Punkte vor Jorge Lorenzo. Auf dem Weg zum Titel konnte den Australier aber niemand stoppen. Bis auf den spanischen Grand Prix in Jerez fuhr Stoner - auch dank der überlegenen Honda - in jedem Rennen in die Top-3, während Lorenzo mit der schwächeren Yamaha vergeblich um eine erfolgreiche Titelverteidigung kämpfte. Die endgültige Entscheidung fiel auch 2011 in Australien, als sich Lorenzo bei einem heftigen Sturz im Warm Up an der Hand verletzte und die letzten beiden Rennen aussetzen musste.

Gutes Omen für Marquez

Mit seinen aktuell 77 Punkten Vorsprung ist Marc Marquez übrigens keineswegs der dominanteste Halbzeit-Leader der MotoGP-Ära. Valentino Rossi hatte gleich zwei Mal zur Hälfte eines Rennjahres ein noch größeres Polster auf seinen schärfsten Verfolger: 2002 lag Rossi nach acht von 16 Rennen 87 Zähler vor seinem damaligen Stallgefährten bei Repsol Honda, Tohru Ukawa. Drei Jahre später waren es nach neun von 17 Läufen gar 104 Punkte, die Rossi vom damaligen Meisterschaftszweiten Marco Melandri trennten.

Auch Jorge Lorenzo hatte 2010 auf dem Weg zu seinem ersten Titel bereits zur Jahreshälfte einen großen Vorsprung: Nach neun Rennen lag sein erster Verfolger Dani Pedrosa 72 Zähler hinter dem Mallorquiner. In allen drei genannten Fällen war die Meisterschaft sehr früh entschieden: Rossi gewann den Titel 2002 nach zwölf von 16 Rennen und 2005 nach 13 von 17. Lorenzo krönte sich 2010 nach 15 von 18 Läufen zum Champion.