Die MotoGP befindet sich in der Sommerpause. Die Piloten haben ihren wohlverdienten Urlaub angetreten und die Motorräder sind gut verstaut. Die erste Saisonhälfte hatte es in sich, auch wenn das ein Blick auf dem WM-Stand gar nicht vermuten lässt. Wir haben die Gewinner und Verlierer der ersten neun Rennen unter die Lupe genommen.

Bester Fahrer: Marc Marquez

Marquez hatte seinen Spaß, Foto: Milagro
Marquez hatte seinen Spaß, Foto: Milagro

Nach neun Siegen, sieben Pole Positions und ebenso vielen schnellsten Rennrunden kann es nur einen Piloten geben, der diese Auszeichnung verdient: Marc Marquez. Nach Katar kam er nur fünf Wochen nach seinem Beinbruch und mit nur drei Testtagen in den Knochen. Doch von Beginn an gehörte die Saison ihm. Wie im Vorjahr brach er fast an jedem Wochenende irgendeinen Rekord. Da er mit dem Punktemaximum in die Sommerpause geht, darf er damit spekulieren schon im September und damit noch vor der Tour durch Fernost den WM-Titel zu erringen. Davon will der Champion aber noch nichts wissen: "Man darf nicht erwarten, dass es in der zweiten Saisonhälfte so weitergeht."

Bestes Motorrad: Honda RC213V

Honda: Vorsprung durch Technik?, Foto: Milagro
Honda: Vorsprung durch Technik?, Foto: Milagro

Schon im letzten Jahr hatte sich Jorge Lorenzo über einen technischen Vorsprung der Konkurrenz von Honda beschwert. Über den Winter dürfte dieser noch größer geworden sein. HRC-Teamchef Livio Suppo erklärte gegenüber Motorsport-Magazin.com unlängst: "Unser Bike hat einen bärenstarken Motor und beschleunigt sehr schnell. Unsere Ingenieure haben bei den Bremsen gute Arbeit erledigt, denn das war ein letzter kleiner Schwachpunkt." So gab es in dieser Saison erst ein Rennen, in denen nur eine Honda auf dem Podium stand (Mugello). In Brünn führten Marquez und Pedrosa in der vergangenen Woche bereits die Konfiguration für 2015 aus.

Größte Überraschung: Andrea Iannone

Iannone und sein Topspeed-Rekord, Foto: Milagro
Iannone und sein Topspeed-Rekord, Foto: Milagro

Ohne die Leistungen von Aleix Espargaro auf seiner Forward-Yamaha schmälern zu wollen: die größte Überraschung der ersten Saisonhälfte war Andrea Iannone. Im Vorjahr landete der damalige Rookie noch fast an jedem Wochenende einmal unsanft auf seinem Hosenboden und schaffte es nur fünfmal in die Top-10. Doch 2014 ist alles anders. Iannone glänzte bereits in einigen Trainings, ist solider Top-6-Kandidat und war bereits in zwei Rennen bester Ducati-Fahrer. Zum Drüberstreuen stellte er in Mugello mit 349,6 km/h einen neuen Geschwindigkeits-Rekord auf. Seine Punktzahl aus dem Vorjahr hat er bereits übertroffen. Kein Wunder, dass die Chefetage in Bologna eine Beförderung Iannones ins Werksteam in Betracht zieht.

Herbste Enttäuschung: Cal Crutchlow

Crutchlow war bislang eine Enttäuschung, Foto: Motorsport-Magazin.com/Simninja
Crutchlow war bislang eine Enttäuschung, Foto: Motorsport-Magazin.com/Simninja

Einige Fahrer blieben in der ersten Saisonhälfte hinter den Erwartungen zurück. Stefan Bradl etwa, aber auch Alvaro Bautista oder der desaströse Colin Edwards. Ein Fahrer enttäuschte aber noch mehr: Cal Crutchlow. Im Vorjahr bei Tech 3 viermal auf dem Podium, zweimal auf Pole Position und am Ende des Jahres bester Fahrer eines Satellitenteams, erhoffte er sich bei Ducati neben einem Millionengehalt weitere sportliche Höhenflüge. Doch Crutchlows Leistung in der ersten Saisonhälfte war geradezu beschämend. Nur viermal im Ziel, kein Top-5-Platz und mit mickrigen 28 Zählern nur 14. In der WM-Wertung. Seine markigen Sprüche transformierten sich zum gebetsmühlenartigen Bashing eines Motorrads, mit dem Andrea Dovizioso und Andrea Iannone deutlich besser zurechtkommen. Bis Ende Juli könnte er die Reißleine ziehen und die Ausstiegsoption aus seinem Zwei-Jahres-Vertrag ziehen.

Bester Rookie: Pol Espargaro

Der Eindruck täuscht: Pol Espargaro hatte mehr Licht als Schatten, Foto: Milagro
Der Eindruck täuscht: Pol Espargaro hatte mehr Licht als Schatten, Foto: Milagro

Zugegeben, die Konkurrenz für den Moto2-Champion war nicht allzu groß. Neben Espargaro gab es mit Scott Redding, Mike di Meglio und Broc Parkes nur drei weitere Rookies, die aber allesamt auf unterlegenen Open-Bikes unterwegs waren. Dass Espargaro auf seiner Factory-Yamaha nach neun Rennen bester Rookie ist, verwundert also nicht. Dass er allerdings seinen Teamkollegen Bradley Smith unter Kontrolle hat und in der WM-Wertung sogar vor Bautista oder Bradl liegt, zeigt sein Potenzial deutlich auf. Kein Wunder, dass sich zuletzt selbst Rossi den Spanier als Teamkollegen wünschte, falls Lorenzo Yamaha den Rücken kehren sollte.

Spannendstes Rennen: Barcelona

So spannend ging es in Barcelona zu, Foto: Milagro
So spannend ging es in Barcelona zu, Foto: Milagro

Obwohl alle neun Rennen den gleichen Sieger hatten, war es einige Male sehr spannend. In Katar etwa hatten die Fans am Duell zwischen Marquez und Rossi ihre Freude. In Mugello am Zweikampf zwischen Marquez und Lorenzo oder zuletzt am Sachsenring an der spektakulären Aufholjagd von Marquez. Ein Rennen stach allerdings noch mehr hervor: Der Grand Prix von Katalonien am 15. Juni. Rossi, das Honda-Duo und anfänglich auch Lorenzo lieferten sich atemberaubende Duelle, die niemanden kalt ließen. In der Redaktion saß in den letzten Runden jedenfalls niemand mehr auf seinem Stuhl. Das war MotoGP-Sport der Extraklasse.

Größter Pechvogel: Luca Scassa

Scassa kam nicht zu seinem Einsatz, Foto: Milagro
Scassa kam nicht zu seinem Einsatz, Foto: Milagro

Der größte Pechvogel war jemand, der in dieser Saison noch gar keine einzige Rennrunde drehen konnte. Da sich Danilo Petrucci in Jerez das Handgelenk brach, sollte zwei Wochen später der Italiener Luca Scassa, der schon im Vorjahr fünf Mal für Karel Abraham eingesprungen war, in Le Mans seinen Platz einnehmen. Bei Testfahrten in der Woche vor dem Rennen stürzte Scassa aber mit dem MotoGP-Bike in Mugello und brach sich dabei einen Oberschenkelknochen. Scassa musste operiert werden, konnte nicht am MotoGP-Rennen teilnehmen und muss seither auch in seiner Stamm-Serie, der Superbike-WM, eine Pause einlegen.