Seit 1987 steht Brünn jedes Jahr ununterbrochen im Rennkalender der MotoGP. Doch obwohl jährlich Zuschauermassen zu dem Klassiker pilgern (2013 war Brünn das bestbesuchte Rennen), fahren die Veranstalter Verluste ein. Aktuell gibt es zwischen Karel Abraham senior, dem Besitzer der Rennstrecke, und der Dorna keinen Vertrag für 2015.

Laut Ivana Ulmanova, der Chefin der Rennstrecke, musste die tschechische Regierung den Lauf 2014 mit 30 Millionen tschechischen Kronen (1,5 Millionen Dollar) unterstützen. Für 2015 gibt es noch keine Garantien für ähnliche Zuschüsse. Ulmanova habe deshalb bereits die Dorna über eine mögliche Absage für 2015 informiert. In den nächsten Wochen seien Gespräche zwischen Dorna Sports und dem tschechischen Premierminister Bohuslav Sobotka geplant, um den traditionsträchtigen Lauf zu retten.

Fans und Fahrer lieben den Kurs in Brünn, Foto: Honda
Fans und Fahrer lieben den Kurs in Brünn, Foto: Honda

Den Fans fuhr bei den ersten Meldungen, dass der GP von Tschechien wackelt, der Schrecken in die Glieder. Die Strecke, die sich über Hügel in den böhmischen Wäldern schlängelt, ist bei Fahren ebenso wie bei Zuschauern sehr beliebt. Mittlerweile gibt es auf Facebook zahlreiche Gruppe und Seiten, die sich für die Rettung des geschichtsträchtigen Rennens einsetzen. Hoffnung macht der Umstand, dass es Gerüchte über das Aus von Brünn in der Vergangenheit schon öfter gab.

Automotodrom Brno: Geschichte einer Rennstrecke

Bereits von 1965 bis 1982 fanden Rennen der Motorrad-WM auf dem alten Straßenkurs statt. Seit 1987 gastiert die Motorrad-WM auf dem neuen Automotodrom Brno. Errichtet wurde die Strecke 1986, ursprünglich mit dem Ziel einmal einen Formel-1-Lauf auszutragen. Dazu kam es bekanntermaßen zwar nie, doch trugen bereits zahlreiche Rennserien wie die DTM oder Superbike-Weltmeisterschaft Rennen auf dem Kurs aus.

Großes Kino: Dani Pedrosa gegen Jorge Lorenzo 2012 in Brünn, Foto: Milagro
Großes Kino: Dani Pedrosa gegen Jorge Lorenzo 2012 in Brünn, Foto: Milagro

Über die Jahre war die tschechische Rennstrecke sowohl für Zuschauerrekorde als auch immer wieder für spektakuläre Rennen gut, wie 1996, als Alex Criville Mick Doohan um 0,002 Sekunden besiegte oder 2001, als Valentino Rossi Max Biaggi ins Verderben hetzte. Bestens in Erinnerung ist den Fans auch noch der Lauf von 2012, als Dani Pedrosa Jorge Lorenzo erst auf den letzten Metern des Rennens schlagen konnte.

Die Fahrer lieben den breiten Kurs aufgrund seiner kompliziert ineinander übergehenden Kurven. "Es ist eine gute Strecke. Sie ist schnell mit vielen harten Bremspunkten, aber auch schnellen Kurven", so Weltmeister Marc Marquez gegenüber MCN. "Auch beim Test waren hier viele Fans, obwohl nur Dani (Pedrosa) und ich da waren. Es gibt hier ein großes Interesse an der MotoGP."

Pedrosa pflichtet seinem Teamkollegen bei: "Es ist eine meiner Lieblingsstrecken. Sie ist breit und schnell und man kann die Power dieser Bikes gut ausspielen." Für den Spanier wäre es nach eigener Aussage eine schlechte Nachricht, wenn 2014 zum letzten Mal in Brünn gefahren würde. "Die Strecke ist ziemlich modern und wir haben hier gute Rennen, darum wäre es schade. Aber es liegt nicht in meiner Hand."

Weniger beliebt sind die zahlreichen Wespen. Nicht selten verirrt sich eines der Insekten in einen Helm oder eine Lederkombi. Eine Begegnung mit der Fauna Tschechiens hatte auch Masao Azuma 1999 im Training der 125ccm-Klasse: er kollidierte mit einem Reh, das sich auf der Suche nach feinem Gras auf die Rennstrecke verirrt hatte.

Wohin führt die Zukunft von Brünn?, Foto: Milagro
Wohin führt die Zukunft von Brünn?, Foto: Milagro