Wieso kam es zu einem Massenstart aus der Box?

Gut eine halbe Stunde vor dem Start des MotoGP-Rennens ging ein kräftiger Schauer über dem Sachsenring nieder. Die Fahrbahn war klarerweise völlig nass, weshalb alle Piloten mit Regensetup in die Startaufstellung fuhren. In den kommenden Minuten trocknete die Strecke jedoch wieder zusehends auf, was einige Piloten wie Stefan Bradl dazu veranlasste, auf Slicks zu wechseln. Der Großteil des Feldes hielt jedoch an den Regenreifen fest. Nach der Aufwärmrunde mussten aber auch sie einsehen, dass es für die Regenreifen mittlerweile deutlich zu trocken war.

So kamen die 14 Piloten Marc Marquez, Dani Pedrosa, Aleix Espargaro, Jorge Lorenzo, Valentino Rossi, Andrea Iannone, Pol Espargaro, Bradley Smith, Alvaro Bautista, Nicky Hayden, Yonny Hernandez, Scott Redding, Andrea Dovizioso und Cal Crutchlow nach der Aufwärmrunde an die Box, um auf ihre Ersatzmotorräder mit Regensetup zu wechseln. Dadurch mussten sie aber alle auch aus der Boxengasse starten, was zu einem riesigen Gedränge führte. Jorge Lorenzo musste sogar über die Begrenzungslinie ausweichen, da er sonst mit den noch kühlen Carbonbremsen in seine Vorderleute gerast wäre.

Was war mit Stefan Bradl los?

Bradls Crew musste bis zuletzt schrauben, Foto: Motorsport-Magazin.com/Simninja
Bradls Crew musste bis zuletzt schrauben, Foto: Motorsport-Magazin.com/Simninja

Was anfänglich so verheißungsvoll aussah, endete im schlechtesten Ergebnis von Bradls MotoGP-Karriere. Am Start stand der Deutsche alleine auf weiter Flur und drehte in den ersten Runden einsam seine Kreise an der Spitze. Doch an seinen Rundenzeiten ließ sich bereits ablesen: Das wird nichts mehr. Während alle anderen Piloten nach dem Bikewechsel mit knallharter Trockenabstimmung unterwegs waren, hatte Bradl sein Setup in der Strtaufstellung umbauen lassen. Teamchef Lucio Cecchinello erklärte: "Wir haben uns entschieden von Regen- auf Trockensetup umzubauen, konnten aber nicht perfekt umstellen. Stefan durfte selbst entscheiden, ob er das Motorrad wechseln will, wie alle anderen, oder nicht. Er hat sich entschieden so an den Start zu gehen." Mit diesem halbgaren Hybrid-Setup war für Bradl nichts zu gewinnen. Statt eines möglichen Podiumsplatzes gab es nur Rang 16 und damit nicht einmal Punkte. Zudem gingen Fans und Experten mit Bradl im Anschluss hart ins Gericht.

Wie erging es den anderen Piloten, die nicht aus der Box gestartet waren?

Neben Stefan Bradl von Startrang drei gingen noch acht weitere Fahrer aus der normalen Startaufstellung in den Grand Prix von Deutschland und mussten nicht aus der Box losfahren. Sie standen allerdings deutlich weiter hinten. Hiroshi Aoyama führte die Nachzügler auf Slicks als 16. an, neben ihm standen Karel Abraham und Michael Laverty. Dahinter bezogen in Reihe sieben Colin Edwards und das Avintia-Duo Hector Barbera und Mike di Meglio Aufstellung, am Ende folgten Broc Parkes und Danilo Petrucci.

Wirklich von Erfolg gekrönt war die Entscheidung dieser acht Piloten aber nur im Fall von Hiroshi Aoyama, Karel Abraham und Danilo Petrucci. Aoyama kam auf den zwölften Platz nach vorne, direkt gefolgt von Abraham. Diese beiden ließen Nicky Hayden, der mit demselben Motorrad aus der Box gestartet war, hinter sich. Er wurde 14. Petrucci fuhr auf seiner ART zu Rennbeginn eine Weile lang im vorderen Bereich des Feldes und konnte am Ende ebenfalls noch als 15. einen Punkt mit nach Hause nehmen.

Welche Faktoren brachten Marc Marquez den Sieg?

Marquez fuhr in seiner eigenen Liga, Foto: Milagro
Marquez fuhr in seiner eigenen Liga, Foto: Milagro

Der Weltmeister ließ am Sachsenring wieder einmal seinen Killerinstinkt aufblitzen. Beim Start aus der Boxengasse machte er gleich zu Beginn ernst und schnappte sich die Führungsposition der Verfolgergruppe. Damit verlor er keine Zeit im Geplänkel mit den anderen Fahrern. In den ersten Runden war er auf halbfeuchter Strecke um eineinhalb bis zwei Sekunden schneller als alle anderen Fahrer (Teamkollege Pedrosa ausgenommen). Somit fiel es Marquez leicht, einen Gegner um den anderen zu überholen. Nach drei Runden schon Dritter, schnappte er sich in der sechsten Runde die Führung. Dani Pedrosa hing zwar bis wenige Runden vor Schluss in seinem Windschatten, doch die Führung von Marquez kam bis zur Zielflagge nicht mehr in Gefahr.

Welche Rekorde brach Marc Marquez an diesem Wochenende?

Am Samstag fuhr der Weltmeister im Qualifying die erste und bislang einzige Runde auf dem Sachsenring unter 1:21 Minuten. Damit schnappte er sich den Streckenrekord von Casey Stoner, der 2008 auf seiner Ducati 1:21.067 gefahren war. Aber auch am Sonntag durfte sich Marquez über eine Bestmarke freuen: Der 21-Jährige ist nun der jüngste Pilot, der neun Rennen in Folge gewinnen konnte. Diesen Rekord bestand seit den Sechzigerjahren, als Mike Hailwood im Alter von 24 sogar zwölf Rennen in Serie gewinnen konnte.