Einen Start wie in den Deutschland-Grand-Prix hat die MotoGP noch nicht erlebt. Nach einem Regenschauer kurz vor dem Rennen und der damit verbundenen Verwirrung in Sachen Reifenwahl, kamen nicht weniger als 14 Fahrer nach der Aufwärmrunde an die Box und wechselten auf ihre Ersatzmotorräder, mussten dadurch aber aus der Boxengasse starten. Unter ihnen Valentino Rossi, der das Rennen auf Rang vier beendete und im Anschluss nicht mit Kritik an der Rennleitung sparte.

"Es ist nicht gut für das Fernsehen und auch die vielen Fans, die unseren Sport verfolgen, wenn niemand in der Startaufstellung steht. Außerdem ist es zu gefährlich. Man kann nicht 14 Fahrer, die darum kämpfen ganz vorne zu stehen, Ellbogen an Ellbogen aus einer Boxengasse starten lassen, die vielleicht drei oder vier Meter breit ist. Da ist einfach nicht genug Platz. Ich hatte auch eine leichte Berührung mit Aleix", ärgerte sich der Routinier, der zwischen Andrea Dovizioso und Aleix Espargaro eingeklemmt war und dem laut eigener Aussage in diesem Moment nur zwei Wörter durch den Kopf gingen: "Mama mia!"

Zusammen mit 13 anderen Piloten startete Rossi aus der Box, Foto: Tech 3
Zusammen mit 13 anderen Piloten startete Rossi aus der Box, Foto: Tech 3

Auch die sportliche Komponente würde darunter leiden: "Es ist nicht fair, weil irgendwelche Piloten vorne stehen. Der Polesitter hat zum Beispiel überhaupt keinen Vorteil. Am Ende hat es aber gepasst, weil das Rennen normal verlaufen ist und keiner einen Vorteil oder Nachteil dadurch hatte." Dennoch ist Rossi der Meinung, dass sich dieses Chaos am Start vermeiden lassen hätte: "Meiner Meinung nach hätte man zehn Minuten warten und dann ganz normal von der Startaufstellung beginnen müssen."

Niederlage gegen Lorenzo

Nach seinem vierten Platz und der Niederlage im teaminternen Duell mit Jorge Lorenzo, der Dritter wurde, hatte der Italiener aber auch an seiner eigenen Leistung einiges auszusetzen. "Es ist nicht wirklich das, was ich erwartet habe. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, ein besseres Rennen zu absolvieren. Natürlich waren die Bedingungen heute nicht einfach, aber das ist ja für alle Fahrer das gleiche Problem. In diesen feuchten Bedingungen brauche ich einfach zu lange, bis ich richtig ans Limit gehen kann. Ich bin also etwas enttäuscht über den vierten Platz", gestand Rossi.

Besonders die Chancenlosigkeit gegenüber seinem Teamkollegen, der ihn am Ende um neun Sekunden abhängte, lag ihm schwer im Magen: "Mir war klar, dass es schwer sein wird, gegen die Hondas zu kämpfen, aber ich hatte zumindest gehofft, mit Jorge mithalten zu können und gegen ihn um das Podium zu kämpfen. Er war heute aber deutlich schneller und stärker als ich. Ich konnte nichts entgegenhalten. Ich war heute einfach nicht schnell genug."

Im Duell mit Jorge Lorenzo zog Rossi dieses Mal den Kürzeren, Foto: Milagro
Im Duell mit Jorge Lorenzo zog Rossi dieses Mal den Kürzeren, Foto: Milagro

Zumindest kennt der Yamaha-Werkspilot den Grund für die mangelnde Pace am Sachsenring: "Ich hatte das ganze Wochenende zu wenig Grip am Hinterrad. In den langgezogenen Kurven konnte ich dadurch nicht so viel Geschwindigkeit mitnehmen, wie ich das wollte, weil das Hinterrad sofort durchgedreht ist, sobald ich etwas mehr Gas gegeben habe. Das war unser Hauptproblem."

Auch ein Start auf Regenreifen und ein früher Wechsel auf das Motorrad mit Trockensetup, hätte sein Rennen nicht gerettet, meint der Doktor. "Wenn man auf Regenreifen gestartet wäre und dann das Motorrad gewechselt hätte, wären 50 Sekunden beim Boxenstopp verloren gegangen. Am besten wäre es natürlich gewesen, wenn man schon mit den Slicks in die Startaufstellung gefahren wäre. Hätte ich das gemacht, wäre aber wohl ohnehin wieder der Regen gekommen. Deshalb hab ich mich entschlossen, es so wie die anderen Jungs zu machen", scherzte Rossi nach dem Rennen bereits wieder.