Wirft man nur einen Blick auf den Stand in der Fahrerweltmeisterschaft 2014, könnte man denken, es wäre eine der langweiligsten Saisons in der Geschichte des Sports. Unglaubliche 72 Punkte beträgt der Abstand zwischen Spitzenreiter Marc Marquez und seinen ersten Verfolgern Valentino Rossi und Dani Pedrosa. Die Weltmeisterschaft ist also schon ein Rennen vor Halbzeit praktisch zu Gunsten des amtierenden Champions entschieden. Dennoch zählt die Saison 2014 mitunter zum Besten, was es in der mittlerweile 65-jährigen Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft zu sehen gab.

Jorge Lorenzo geht sogar so weit, zu sagen, dass die aktuelle Saison das Vorjahr, in dem sich er und Marc Marquez einen sensationellen Zweikampf mit großartiger Action auf der Strecke bis zum letzten Rennen in Valencia lieferten, in den Schatten stellt: "Das Duell zwischen Marc und mir im letzten Jahr war in einigen Rennen sicher großartig, aber in diesem Jahr ist der Prozentsatz an Rennen, die erst in der Schlussphase entschieden werden, noch höher als in der vergangenen Saison. Die MotoGP war immer ein unglaublich spektakulärer Sport, aber sie ist es jetzt meiner Meinung nach mehr als je zuvor."

Nur eine Solofahrt 2014

Die Statistik gibt dem Vizeweltmeister, der 2014 bisher nur in Mugello wirklich siegfähig war, jedenfalls Recht. Im Vorjahr gab es in den ersten acht Saisonläufen vier Rennen, in denen ein Pilot von Beginn an auf und davon fuhr. Drei Mal, nämlich in Katar, Italien und Katalonien war es Lorenzo selbst, in Jerez dominierte Dani Pedrosa. 2014 hingegen konnte sich nur in Austin Marc Marquez gleich nach dem Start absetzen, ansonsten führte der Weg zum Sieg immer über Rad-an-Rad-Kämpfe.

In Barcelona kämpften lange vier Piloten um den Sieg, Foto: Repsol
In Barcelona kämpften lange vier Piloten um den Sieg, Foto: Repsol

So werden trotz einer bereits fast entschiedenen Weltmeisterschaft die Fans Rennwochenende für Rennwochenende zufrieden gestellt, vermutet der Yamaha-Pilot im Gespräch mit der offiziellen Seite der MotoGP: "Das ist der Grund, warum Leute unseren Sport verfolgen. Niemand sieht gerne ein Rennen an, in dem der Sieger gleich von Beginn vorne wegfährt. Aus Fahrersicht ist natürlich alles super, wenn du derjenige bist, der das Rennen dominiert, aber für die Zuseher ist es anders. Die wollen eine Gruppe kämpfen sehen. Das ist ganz normal. Wenn ich selbst einen Sport als Zuseher verfolge, will ich auch einen spannenden Wettbewerb sehen."

In der passiven Rolle als Fan bevorzugt Lorenzo also auch enge Kämpfe auf der Strecke. Doch wie sieht das aus, wenn er selbst in so ein Duell involviert ist? Kann er das dann auch genießen? "Es kommt darauf an. Wenn man andere Fahrer überholt, macht es natürlich viel Spaß. Wenn sie an einem selbst vorbeigehen, dann ist es nicht so lustig", schmunzelt der Mallorquiner.