Es dreht sich irgendwie immer alles im Kreis. Besonders hier in Spanien. Das liegt aber nicht nur daran, dass ich auf der nicht einmal zehn Kilometer langen Strecke von meinem Hotel bis zum Circuito de Jerez gezählte neun Kreisverkehre zu überwinden sind.

So schnell im Kreis wie Marc Marquez am Samstag fuhr in Jerez noch nie ein Mensch zuvor. 98,120 Sekunden brauchte der in diesem Jahr noch ungeschlagene WM-Leader und Weltmeister. Einen Tag später schloss sich für Marquez ein Kreis, denn Jerez war die letzte Strecke aus dem aktuellen Kalender auf der er noch nie gewinnen konnte. Damit steht es im Duell gegen den Rest der Welt übrigens 2:0 für den WM-Leader, denn während er überall gewinnt, konnte in Austin und Termas de Rio Hondo bislang noch kein anderer Mensch gewinnen. Aber ist Marc Marquez überhaupt ein Mensch?

Ist Marquez noch ein Mensch?, Foto: Milagro
Ist Marquez noch ein Mensch?, Foto: Milagro

Geht es nach vielen Journalistenkollegen von mir und einigen Fahrkollegen von Marquez, ist er das nicht. So wurde Valentino Rossi etwa in der Pressekonferenz als "bestplatzierter Mensch des heutigen Rennens" angesprochen. Und Dani Pedrosa gab zu, dass nicht einmal er wisse, wie Marquez in solch einem Tempo über die Kerbs fliegen könne. Nach eigenen Angaben hat der Weltmeister dort sogar mehr Grip.

Die Jagd auf den Champion entwickelt sich nicht nur deshalb für Viele zur Suche nach der Quadratur des Kreises. Allen voran für Jorge Lorenzo, dessen Reifen noch mehr durchdrehen als Colin Edwards auf der Shooting Range. Apropos Edwards: Dem wurde am Freitag schon ein Karriereende per Montag angedichtet, was das Transferkarussell in Schwung bringen hätte können. Allerdings will der Texaner sein Motorrad keinesfalls vorzeitig abgeben, sagt er zumindest offiziell. Da der angebliche Ersatzkandidat Danilo Petrucci nun ohnehin mit gebrochenem Handgelenk flachliegt, könnten sich die Gerüchte in Schall und Rauch auflösen.

Bridgestone steigt Ende 2015 aus, Foto: Bridgestone
Bridgestone steigt Ende 2015 aus, Foto: Bridgestone

Aufgelöst haben sich auch die Reifen - bei manchen Fahrern zu schnell im Rennen und langfristig sogar in der gesamten MotoGP. Zumindest die Reifen, auf denen Bridgestone drauf steht. Die Japaner verkündeten am Donnerstag ihren Rückzug aus der MotoGP mit Saisonende 2015. Welche Reifen sich danach im Kreis drehen werden, ist noch unklar.

Klarer wurde an diesem Wochenende hingegen die Zukunft von Valentino Rossi, der verkündete, seinen Yamaha-Vertrag um zwei Jahre verlängern zu wollen. Seine unzähligen Fans müssen ihre knallgelben VR46-Kappen und -Fahnen also noch länger nicht einmotten. Und hinter wessen Box sollten sich sonst die ganzen Menschen zusammenrotten? Dieser Frage dürfte die MotoGP noch ein Weilchen entgehen. In diesem Sinne: Verlassen Sie den Kreisverkehr an der zweiten Ausfahrt!