Yamaha steckt in der Krise. Die starke Performance von Valentino Rossi im Rennen in Katar mochte die Probleme noch kaschieren, doch in Texas wurde das Team kalt erwischt: Bei Rossi ging der Vorderreifen kaputt, Lorenzo zeigte Nerven und produzierte einen Frühstart wie aus dem Lehrbuch, außerdem war Honda übermächtig. Yamaha legte den schlechtesten Saisonstart seit zehn Jahren hin. Keinen Sieg und nur einen Podiumsplatz - so schlecht standen die Japaner zuletzt 2003 da, als Carlos Checa und Marco Melandri bzw. Norick Abe für das Werksteam fuhren.

Ursachenforschung

Woher kommen diese Probleme? Jorge Lorenzo, im Vorjahr noch der schärfste Konkurrent von Weltmeister Marc Marquez, wirkt 2014 lustlos und unmotiviert. Seit den Testfahrten schimpft der Spanier über die neueste Reifengeneration von Bridgestone. Hier suchte er auch den Grund für seinen Katar-Sturz in der ersten Runde, auch wenn er eine Teilschuld sich selbst gab: "Die Reifen waren anders als im letzten Jahr und auch die Temperatur war etwas niedriger. Ich habe diese Umstände nicht bedacht und war in dieser Kurve zu schnell, wobei Vorder- und Hinterreifen noch nicht warm genug waren."

Jorge Lorenzo wartete in Austin gar nicht erst aufs Grünlicht, Foto: Movistar Yamaha
Jorge Lorenzo wartete in Austin gar nicht erst aufs Grünlicht, Foto: Movistar Yamaha

Zudem hat der Vize-Weltmeister ein Fitness-Manko, das von unzureichendem Training aufgrund einer Operation im Winter herrührt. Die Nachwirkungen einer Grippe in Austin machten die Sache auch nicht besser. Offenbar spielt auch die Psyche des Spaniers eine große Rolle. Anfänger-Fehler wie der Frühstart in Austin wären bei Lorenzo früher undenkbar gewesen.

Valentino Rossi sagte vor dem Texas-Wochenende: "Austin wird der Gradmesser. Dann wissen wir, wo wir wirklich stehen. Im Training und Qualifying fuhr der neunfache Weltmeister allerdings hinterher - oft mehr als eine Sekunde hinter Marquez auf Honda. Im Rennen schließlich wurde der Reifen von der Yamaha M1 aufgefressen und Rossi fiel nach starkem Beginn auf Platz acht zurück.

Wege aus der Krise?

Bei Yamaha wusste man schon vor Austin, dass das Wochenende in Texas hart werden würde. Eine Universal-Lösung hat man derzeit nicht in der Hinterhand. Dass die Honda jetzt auch noch auf der Bremse stabiler ist, ist ein schwerer Schlag. In der Vergangenheit hatten die Yamaha beim Bremsen stets Zeit gutmachen können. Team-Manager Massimo Meregalli wirkt etwas hilflos, spricht aber beiden Fahrern das Vertrauen aus: "Jorge ist einer der Fahrer, die am härtesten arbeiten und er macht nur selten Fehler." Auch wenn bei Yamaha Durchhalte-Parolen ausgegeben werden: In der WM-Wertung ist man bereits schwer in der Defensive. Rossi hat bereits 22, Lorenzo sogar 44 Punkte Rückstand auf den bisher perfekten Marquez. In der Hersteller-Wertung liegt man nur noch vor Ducati weil Bradley Smiths fünfter Platz in Austin in die Wertung kommt. Dass das Kundenteam für die Werksmannschaft in die Bresche springen muss - das hat man bei Yamaha schon lange nicht mehr gesehen.