20 Jahre lang hielt Freddie Spencer den Rekord als jüngster Weltmeister in der Geschichte der Königsklasse der Motorrad-Weltmeisterschaft. Doch im Vorjahr schnappte Marc Marquez dem US-Amerikaner den Rekord weg. Bei Spencer herrscht deshalb jedoch keinerlei Neid auf Marquez, ganz im Gegenteil. "Fast-Freddie" lobt die Herangehensweise des amtierenden Weltmeisters, der in Katar ein Wochenende im Stil eines alten Routiniers absolvierte: "Katar war für ihn sicher ein wichtiges Wochenende, weil er meiner Meinung nach nicht absolut ans Limit gegangen ist. Er musste es auch nicht. Er hat einfach das gemacht, was zu diesem Zeitpunkt nötig war und das war sehr erwachsen von ihm. Es spielt keine Rolle ob du ein Rennen mit 20 Sekunden oder zwei Tausendstel Vorsprung gewinnst. Im Training und Qualifying ist er kein Risiko eingegangen. Das ist schon ein großer Unterschied im Vergleich zum Vorjahr. Er hat keine Fehler gemacht, hat erst Gas gegeben als es gezählt hat und dann das Rennen gewonnen. Das war ein sehr kontrollierter Zugang."

Aber nicht nur Marquez Auftritt erfreute Spencer, auch die Ausgeglichenheit im MotoGP-Feld gefällt dem zweifachen Weltmeister. "Es hat mich nicht überrascht, dass Valentino an der Spitze war, sondern eher dass auch Stefan Bradl, Alvaro Bautista und Bradley Smith vorne mitfahren konnten. Jorge ist in der ersten Runde gestürzt, ansonsten wäre er wohl nur sehr schwer zu schlagen gewesen. Katar war auf jeden Fall ein sehr aufregendes Rennen", so Spencer.

Druck bei Lorenzo

Aktuell sieht er Marquez als großen Favorit auf den Titel, was mitunter auch an Jorge Lorenzos Reifenproblemen liegt: "Jorge und Yamaha haben im Moment Schwierigkeiten. Er ist so ein gefühlvoller und kontrollierter Fahrer, sein Fahrstil ist unglaublich präzise. Er benötigt dafür aber einfach besonders viel Gefühl und das scheint ihm im Moment zu fehlen. Dennoch muss er die Situation so akzeptieren und sich den Gegebenheiten anpassen."

Ein Rat, den Lorenzo wohl besser früher als später beherzigt, folgt doch als nächstes Rennen schon Austin, wo Marquez im Vorjahr seinen ersten MotoGP-Sieg feiern konnte. Deshalb sieht Spencer den Mallorquiner auch unter gehörigem Druck. "Marc war dort schon im Vorjahr unglaublich stark und die Honda funktioniert auf dieser Strecke, wo es hauptsächlich auf Topspeed und Beschleunigung ankommt, sehr gut. Jorge und Yamaha stehen also unter Druck. Es ist zwar erst das zweite Rennen einer noch langen Saison, aber er hat jetzt schon 25 Punkte Rückstand auf Marc", analysiert der Champions von 1983 und 1985.