Wir schreiben den 5. Mai 2013, Schauplatz Jerez. Im MotoGP-Rennen zum Grand Prix von Spanien überquert Dani Pedrosa als Erster die Ziellinie, doch für die Schlagzeilen sorgen zwei andere Protagonisten. Jorge Lorenzo fährt als Zweiter auf die letzte Kurve zu, hinter ihm liegt Marc Marquez auf Rang drei. Die Positionen scheinen bezogen, aber der Rookie reitet doch noch einen Angriff, boxt Lorenzo von der Strecke und holt sich so Platz zwei. Der Mallorquiner ist daraufhin stinksauer, verweigert Marquez nach dem Rennen den Handschlag und kritisiert dessen Fahrweise heftig. Es ist dies der Auftakt zum spannenden Zweikampf um den Weltmeistertitel 2013 und gleichzeitig der Startschuss für eine der größten Rivalitäten in der jüngeren Geschichte der MotoGP.

In Jerez begann der Kleinkrieg zwischen Lorenzo und Marquez, Foto: Milagro
In Jerez begann der Kleinkrieg zwischen Lorenzo und Marquez, Foto: Milagro

Dies war die erste Episode im Kampf der beiden Spanier, doch bei weitem nicht die letzte. Zahlreiche weitere Duelle auf und abseits der Strecke folgten. Einem harten, aber absolut sauberen Fight in der letzten Runde von Silverstone folgte eine packende Auseinandersetzung inklusive Lackaustausch in Sepang. Einen weiteren Höhepunkt erreichte der Zweikampf auf Phillip Island. Beim Grand Prix von Australien war aufgrund von Problemen mit den Bridgestone-Reifen ein Boxenstopp Pflicht, Marquez schnitt bei der Rückkehr auf die Strecke Lorenzo beinahe den Weg ab und es kam zu einem weiteren Kontakt zwischen den Streithähnen. Marquez wurde wegen des zu spät durchgeführten Stopps disqualifiziert, Lorenzo sicherte sich den Sieg und kam so im Titelkampf 25 Punkte näher.

Doch damit nicht genug. Der Yamaha-Pilot meinte im Anschluss, sowohl er als auch Marquez hätten sich falsch verhalten und beide hätten einen Strafpunkt verdient. Dahinter steckte allerdings Kalkül: Während Lorenzo noch unbescholten war, hatte Marquez wegen eines Sturzes unter gelben Flaggen im Silverstone-Warm-Up sowie der Kollision mit Dani Pedrosa in Aragon bereits drei dieser Zähler gesammelt, ein vierter hätte die Rückversetzung auf den letzten Startplatz bedeutet. Dazu kam es aber nicht.

Lorenzo zieht den Kürzeren

So erreichte Marquez als Führender das Weltmeisterschaftsfinale in Valencia. Lorenzo ließ nichts unversucht, um den damals erst 20-Jährigen in seiner ersten MotoGP-Saison aus der Ruhe zu bringen, fuhr ihm vor den Übungsstarts im Training beispielsweise leicht ans Hinterrad. Doch am Ende waren alle Bemühungen Lorenzos umsonst und der Rookie holte sich den Titel mit vier Punkten Vorsprung. Nur zur Erinnerung: Das Manöver in der letzten Kurve von Jerez hatte Marquez einen Vorteil von acht Zählern gebracht.

Lorenzo ließ sich die Enttäuschung zwar nicht wirklich anmerken, ein gewisser Unmut über die Entscheidung zugunsten Marquez' war aber doch nicht zu übersehen. Auch Marquez selbst war dieser Groll nicht entgangen. "Ich weiß nicht ob Jorge wegen der Vorsaison Neid oder Missgunst mir gegenüber verspürt. Wenn ich mich aber in ihn hineinversetze, kann ich mir gut vorstellen, dass er wütend auf mich ist", meinte der amtierende Weltmeister schon beinahe reumütig im Gespräch mit der spanischen Mundo Deportivo.