Ducati wechselte nach Abschluss des zweiten Sepang-Tests offiziell in die Open-Kategorie. "Natürlich hat sich etwas verändert", begann Gigi Dall'Igna. "Die Entscheidung von Ducati führte dazu, dass einige andere nicht so glücklich waren. Aber das ist nicht unsere Absicht. Wir wollen lediglich das Bike weiterentwickeln und mit der Factory-Option können wir das einfach nicht machen, die Entscheidung war also ziemlich eindeutig. Die Open wird die Zukunft der MotoGP sein. Denn wir müssen die Kosten reduzieren und diese Lösung kann dabei helfen. Es ist wirklich schwierig zu sagen, was passieren wird."

Ducati schlug sich einerseits damit zwar auf die Seite der Dorna, die die Einheitselektronik etablieren will, gleichzeitig beschwerten sich allerdings die anderen Hersteller. Also wurde die neue Factory 2 Kategorie eingeführt. "Das ist natürlich etwas gegen uns, denn sie versuchen damit ein wenig die Möglichkeiten von Ducati in der MotoGP einzuschränken. Ich lebe aber in der Realität und das ist keine ideale Welt. Ich kann also verstehen, warum sie diese Regeländerungen eingeführt haben. Natürlich können die kleinen Teams nicht wie ein Werksteam arbeiten, was Ducati ja ist. Wir konnten die neue Lösung schnell einführen und aus Respekt vor den kleineren Teams, wollte die Dorna eben die neue Kategorie einführen. Wir werden sehen, was daraus wird. Die Regeln liegen nicht in unserer Hand", schätzte Dall'Igna ein.

"Natürlich schränkt es unsere Möglichkeiten ein, denn neun Motoren sind logischerweise schlechter als zwölf, aber es ist eben kein Wunschkonzert. Wir müssen uns mit der Realität abfinden und manchmal muss man Kompromisse akzeptieren", sah der Hauptgeschäftsführer von Ducati Corse ein. "Was die Motoren angeht, ist es natürlich nicht ideal. Beim Spritverbrauch muss man zunächst daran denken, dass die Dorna-Software nicht die Strategien zur Einschränkung des Spritverbrauchs implementiert hat. 22,5 Liter sind am Ende nicht so viel. Sicherlich müssen wir die Power dann beschränken. Natürlich nicht in allen Rennen, aber hin und wieder und das ist dann schon eine enorme Leistungseinschränkung unserer Motorräder."

Kein Durcheinander

Um weitere Experimente zu testen, hat Ducati als Open-Team mehr Möglichkeiten. Allerdings plant Dall'Igna noch nicht allzu weit. "Es ist schwierig, das so zu sagen. Bisher haben wir nur einen Testplan bis Mugello. Natürlich werden wir in Jerez testen, nach Katar und das war's. Wir haben 18 Grand Prix', die Piloten könne ihr Bike nicht Tag und Nacht fahren. Wir werden keine 20 Tage lang testen. Ich erwarte nicht, so viele Tests zu fahren. Es ist aber wichtig, nicht nur auf einer Strecke zu testen. Auf einer einzelnen Strecke hat man möglicherweise immer wieder die gleichen Probleme und auf einem anderen Kurs kann man viel mehr über die Probleme herausfinden."

Nachdem Ducati die Probleme mit der Desmosedici jahrelang nicht lösen konnte, will der Italiener nun den Ausweg finden. Auf die Frage, was sein Geheimnis ist, lachte Dall'Igna: "Mein Geheimnis sind die Motorräder. Ich mache nichts Besonderes. Ich mache einen normalen Job, wie in der Vergangenheit. Ich bevorzuge es allerdings, erst nachzudenken und dann Tatkraft einzusetzen. Ich will kein Durcheinander, ich möchte nichts grundlos ändern müssen. Mir muss klar sein, was mein Ziel ist, bevor ich eine Modifikation am Bike vornehme."

Einer der wichtigsten Punkte sei dabei nach wie vor die Verbindung von Werk und Strecke. "Sie alle sollen die Probleme des Bikes richtig verstehen können und dann nur an dem richtigen Problem des Bikes arbeiten. Das war in den letzten Monaten die wichtigste Änderung bei Ducati. Natürlich ist das technische Niveau von Ducati und unseren Leuten sehr, sehr hoch. Auch menschlich sind die Leute von Ducati sehr nett. Es ist also ziemlich leicht, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Zuvor hatte ich einige seltsame Dinge über Ducati gehört, die Realität sieht aber ganz anders aus. Das ist einer der Gründe, warum ich jetzt optimistischer bin also bevor ich zu Ducati kam."

Von Projektleiter Paolo Ciabatti gab es schon vor Beginn der neuen Saison lobende Wort: "Die Arbeit in der Box wird von Gigi koordiniert. Er zeigt eine starke Präsenz im Team. Er ist immer einer der ersten, die morgens zur Rennstrecke kommen und einer der letzten, die in der Nacht zurück zum Hotel fahren. Er organisiert also die Arbeit aller Ingenieure und entscheidet über die Strategien. Ich kann jetzt sagen, dass die Leute in der Box jetzt wirklich als eine Gruppe zusammenarbeiten. Die deutliche Führung Gigis hilft allen, in die gleiche Richtung zu arbeiten. Er entscheidet über die Strategien beider Fahrer in Trainings, Qualifikationen und im Rennen zusammen mit den Ingenieuren und das scheint ziemlich gut zu funktionieren - wie wir schon beim Test sehen konnten. Ich persönlich freue mich sehr über die Atmosphäre im Team."