Die letzten Tests sind gefahren, in zehn Tagen geht es los. Obwohl sich alle Fahrer in der letzten Woche bestens auf die neue Saison vorbereiten konnten, stellen wir fest, dass weder Bestzeiten noch Positionen irgendeine wirkliche Aussage auf das bevorstehende Jahr machen können. Jorge Lorenzo konnte sich nach der Reifen-Pleite in Malaysia mit schnellen Runden auf Phillip Island zwar einen moralischen Boost verschaffen, dennoch heißt das nun nicht wirklich, dass der Yamaha-Pilot genauso schnell in die neue Saison geht, wie er die letzte beendet hat. Schließlich ist Australien kein Kurs wie jeder andere und fraglich bleibt, ob die neuen Reifen an seiner M1 auch anderswo so gut rollen.

Zumindest kann er noch lachen, Foto: motogp.com
Zumindest kann er noch lachen, Foto: motogp.com

Die Sensation in Katar hieß Espargaro: zum einen positiv, zum anderen negativ. Wir bemitleiden Pol Espargaro, der sich tatsächlich in letzter Stunde noch den Auftakt seiner Debüt-Saison versaut hat. Dennoch sind wir uns sicher, dass er am 23. März in der Startaufstellung stehen wird. Direkt nach dem Sturz habe sein Team voller Aufregung gesagt, das rechte Schlüsselbein sei gebrochen. Die Dorna behielt aber klaren Kopf und stellte richtig fest, dass der Knochen am linken Schlüsselbein durch war. Hauptsache der Chirurg in Barcelona ist sich seiner Sache am Montagnachmittag sicher.

Fast gleichzeitig sorgte Aleix Espargaro für extrem starke Zeiten. Auf der Open-Yamaha fuhr er eine Rennsimulation, die dem echten Rennen aus 2013 seines Werkskollege Lorenzo in nichts nachstand. Unfassbar. Auch Shuhei Nakamoto wird sich angesichts dieser Zeiten die Haare raufen. Nicky Hayden, Scott Redding und die weiteren Honda-Production-Racer-Piloten konnten zwar Schritte nach vorne machen, die mega Lücke zur Konkurrenz auf Yamaha ist aber nicht wirklich kleiner. Nicky Hayden bemängelt fehlende Power. Was auch immer HRC in die Production Racer gebaut hat, eine strahlende MotoGP-Zukunft sieht anders aus.

Was in der letzten MotoGP-Testwoche eigentlich interessant war, waren die Randgeschichten. Dank Ducatis Entscheidung, mit der 2014er Desmosedici komplett in die Open-Klasse zu wechseln, schuf die Dorna mal eben eine komplett neue Klasse. Die dritte Kategorie innerhalb der Königsklasse. Klar, musste man auf die Beschwerden von Honda reagieren. Das ganze Konstrukt ist dennoch sehr verwirrend. Schließlich fährt zu Saisonbeginn niemand in dieser Factory 2 Kategorie. Erst wenn Ducati einen Sieg, zwei zweite Plätze oder drei dritte Ränge schafft, werden sie in die Factory 2 verschoben, in der die Open-Regeln limitiert sind.

Bei Jorge Martinez reicht das Geld eben nicht für extra Menschen, die die extra komplizierte Software bearbeiten, Foto: Aspar
Bei Jorge Martinez reicht das Geld eben nicht für extra Menschen, die die extra komplizierte Software bearbeiten, Foto: Aspar

Eine größere Strafe wäre es allerdings, Ducati dann die extra weichen Open-Reifen zu streichen - was allerdings nicht der Fall ist. Nun stellen wir uns vor, während des Grand Prix in Le Mans setzt - wie fast immer - Regen ein, die Werksfahrer machen Fehler, sind zu vorsichtig, fallen aus. Auch Aleix Espargaro riskiert nicht zu viel und Andrea Dovizioso steht kurz davor, Marc Marquez zu überholen und damit die Führung zu erobern und einen ersten Sieg zu feiern. Wird er dann zurückgepfiffen oder werden die Auflagen der Factory 2 in Kauf genommen? Also ein fairer Wettbewerb sieht anders aus.

Auch in Sachen Software-Upgrade ist der Wettkampf deutlich zum Vorteil von Ducati und zum Nachteil der anderen Open-Teams ausgelegt. Schließlich ist die neuste Magneti-Marelli-Erfindung so umfangreich, dass sich zum Beispiel ein Jorge Martinez nicht leisten kann, diese zu implementieren, da das noch mehr Personal erforderlich machen würde. Wozu dann ein Update? War die Open-Klasse nicht dazu da, Kosten zu sparen. Tolle Umsetzung. Der Countdown läuft.

Dank der späten Test-Starts war auch Zeit für eine nette Geste an die Frauen dieser Welt, Foto: motogp.com
Dank der späten Test-Starts war auch Zeit für eine nette Geste an die Frauen dieser Welt, Foto: motogp.com