Am Ende der Moto2-Saison 2013 trennten Weltmeister Pol Espargaro und seinen Vize Scott Redding vierzig Punkte, dennoch sah es lange so aus, als würde Redding den Titel auf die Insel holen. Doch für den Briten lief beim drittletzten Rennen in Australien alles falsch. "Der Knackpunkt war sicher Phillip Island. In Australien habe ich mir das Handgelenk gebrochen, was zu dieser Pechsträhne mit der Kollision in Japan geführt hat", analysiert er die entscheidenden Momente im Titelkampf.

An den Unfall selbst kann sich der dreifache Saisonsieger noch genau erinnern. "Ich weiß noch, dass ich die Kontrolle verloren habe und über die Front meines Motorrads geflogen bin. Ich habe gehofft, dass es gut ausgeht, aber plötzlich habe ich gefühlt wie sich mein Handgelenk dreht und dann habe ich einen Knacks gespürt. Ich hatte mir noch nie einen Knochen gebrochen, aber ich wusste, dass das kein gutes Zeichen war. Ich habe zu mir selbst gesagt 'Es ist alles okay, es ist nicht gebrochen, es ist nicht gebrochen…' Ich konnte meine Finger noch bewegen, aber als ich meinen Handschuh abgenommen habe, hing meine Hand einfach nur hinunter. Da war mir klar, dass es ernst ist", beschreibt er die schmerzhaften Momente.

Trotz des unglücklichen Verlaufs gönnt Redding seinem spanischen Konkurrenten den Titel: "Ich hatte erwartet, in etwa da zu stehen, wo ich jetzt am Ende war und das war auch mein Ziel. Pol hat das Niveau wirklich extrem gehoben, als er sich richtig zurechtgefunden hat. Er war konstant schnell und hat die Weltmeisterschaft noch gedreht."

Auch die Einschätzung mancher Beobachter, Espargaro habe nach seinem Sieg auf Phillip Island, wo Redding verletzungsbedingt passen musste, übertrieben gefeiert, teilt der 20-Jährige nicht wirklich: "Meiner Meinung nach hat niemand solche Kritik verdient. Einige Leute sagten, er habe nur gewonnen weil ich nicht fahren konnte und bis zu meinem Crash das ganze Wochenende schnell war. Schlussendlich hat er gewonnen und er kann feiern wie er will. Verglichen mit mir feiert er natürlich viel ausgelassener, aber er ist einfach so und jeder Mensch ist anders. Auf manche Beobachter hat es vielleicht den Eindruck gemacht, er habe zu viel gefeiert, so, als ob er schon den Titel gewonnen hätte."

Doch die Saison hielt neben Verletzungen und einem verlorenen Titel auch schöne Erlebnisse für Redding bereit. "Das Highlight der Saison war ganz klar der Sieg in Silverstone. Das war einfach das beste Wochenende meiner Karriere. Es war nicht wirklich eine Überraschung, denn ich bin dort immer gut gefahren und hatte zu dieser Zeit auch einen guten Lauf. Deshalb schien es mir auch so, als hätten die Fans einen Sieg erwartet und das habe ich als Motivation und nicht als Druck wahrgenommen. Trotzdem war es unbeschreiblich, das Rennen mit der Union-Jack-Lackierung auf dem Bike zu gewinnen", schwärmt der Mann aus Gloucester, knapp anderthalb Autostunden von Silverstone entfernt.

Die kommende Saison nimmt Redding für das Team von Fausto Gresini in der MotoGP in Angriff. "Der erste Eindruck war sehr gut. Die Leute im Team sind wahnsinnig nett und ich freue mich sehr darauf, mit ihnen zu arbeiten. Leider hat mich mein Handgelenk noch etwas gebremst und ich konnte nicht so viele Runden fahren wie ich wollte. Jetzt kann ich es kaum erwarten, in Sepang wieder auf die Strecke zu kommen", zeigt sich der Rookie hochmotiviert.

Redding verzichtet sogar auf Urlaub in der Winterpause: "Ich hatte aufgrund meiner Verletzung gerade ungewollt einen Monat Pause, also brauche ich keinen Urlaub mehr. Ich habe das Training wieder aufgenommen und werde über Weihnachten und Jänner damit weitermachen um im neuen Jahr topfit zu sein." Das wird auch nötig sein, um sein ehrgeiziges Ziel zu erreichen. "Ich will in jedem Rennen bester Fahrer auf einem Production-Racer sein. Es wird nicht leicht mit Gegnern wie Nicky Hayden, aber ich möchte das schaffen", verrät Redding.