Bernhard Gobmeier muss als Ducati-Chef zwar abtreten, kennt sich aber dennoch bestens im MotoGP-Geschäft aus. Mit dem Motorsport-Magazin sprach er nicht nur über seine zehn Monate als Generaldirektor von Ducati Corse, sondern auch über die starken Konkurrenten in der MotoGP - speziell Jorge Lorenzo und Marc Marquez. "Ich habe mich mit Lorenzo nicht so stark beschäftigt. Für mich ist er derzeit aber der perfekte Fahrer, ganz klar."

Er fuhr voller lobender Worte fort: "Wenn man ihn sieht - nicht nur auf dem Zeitenmonitor, sondern wie man ihn auf der Strecke fahren sieht -, dann sieht man: Er fährt wie eine Maschine, ein Roboter. Er fährt so präzise, jede Runde wie die andere, man sieht keinen einzigen Wackler, keine Unregelmäßigkeiten. Er ist so super konzentriert und mental wie physisch stark. Das ist ein Phänomen."

Das noch größere Phänomen war für die meisten in diesem Jahr aber der neue Rookie-Weltmeister. "Marquez ist ein wilder, ungestümer Fahrer, der noch viele Fehler macht. Aber es ist nicht so, dass er es nicht kann. Im Vergleich zu Lorenzo ist bei ihm nicht jede Runde wie die andere. Er fährt einfach drauf los, probiert dabei auch einmal andere Dinge aus, andere Linien, um an jemandem vorbeizukommen. Was ich von seinen Leuten höre: Er macht einfach alles aus der Intuition heraus. Er ist ein Rohdiamant, der schon einen so hohen Wert hat wie die, die bereits geschliffen sind", schätzte Gobmeier ein.

Der Rohdiamant - wie der 54-Jährige den neuen Weltmeister bezeichnet - wurde in dieser Saison allerdings oft für seine aggressive Fahrweise kritisiert. "Man sollte das nicht überbewerten", winkte Gobmeier ab. "Wenn ein Fahrer nicht aggressiv und zu nett ist, dann wird er nach hinten durchgereicht." Dass Marquez nicht nur oft ans Limit geht, sondern dieses hin und wieder überschreitet, stritt der Bayer nicht ab. "Das ist aber auch richtig. Wenn ich als Rennfahrer das Limit nicht austeste, dann bleibe ich stehen."

"Ich muss immer an die Grenze des Motorrads und an die Grenze meiner eigenen Fähigkeiten kommen", fuhr er fort. Gobmeier merkte an, dass die elektronischen Hilfsmittel natürlich dazu da seien, einen Sturz zu verhindern. "Zu 500er-Zeiten gab es Highsider ohne Ende. Nur dann kann ich das Motorrad auch weiterentwickeln. Ich muss sehen, was im Grenzbereich oder kurz vor dem Grenzbereich mit dem Motorrad passiert. Nur dann kann ein Fahrer auch die Rückmeldung an die Ingenieure geben, was noch geändert werden muss oder sie sehen dann an den Daten, wie sich das Motorrad verhält und was demnach an Elektronik oder Fahrwerk noch verstellt werden muss. Wenn ein Fahrer auch nur eine Sekunde davon weg ist, von dem, was das Motorrad kann, dann kann jeder sagen, dass alles funktioniert. Eine solche Aussage hat aber keinen Wert."

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