Es ist das Ende des ersten Freien Trainings der MotoGP-Klasse zum großen Saisonfinale in Valencia. Die Piloten beziehen ihre Positionen für die üblichen Startübungen. Marc Marquez hat sich bereits seinen Platz gesucht, Jorge Lorenzo reiht sich direkt dahinter ein und gibt seinem Rivalen mit dem Vorderrad einen leichten Stoß. Marquez dreht sich daraufhin um und quittiert das Manöver mit einem Kopfschütteln. Die Situation war nicht unfair, schon gar nicht gefährlich, aber sie war wohl doch der Versuch einer Verunsicherung Marquez. Den WM-Leader, selbst kein Kind von Traurigkeit, lässt das jedoch kalt: "Es ist ganz normal, dass er etwas Druck auf mich ausüben und seine Erfahrung nutzen will. Für mich war es eine lustige Situation und es motiviert mich zusätzlich."

Marquez reicht am Sonntag bereits ein vierter Rang zum Titelgewinn. Dennoch plant er nicht, besonders viel zu taktieren. "Im Moment versuchen wir einfach wie immer 100 Prozent zu geben und das werden wir auch morgen tun. Am Sonntag werden wir sehen wie mein Gefühl ist. Es kommt auch darauf an wie es morgen läuft. Heute, vor allem im zweiten Training, waren alle sehr knapp beieinander, aber morgen werden sich sicherlich alle Fahrer noch einmal verbessern. Ich glaube, mit einem MotoGP-Bike muss man pushen. Wenn man das nicht tut funktioniert das Setup nicht richtig und man bekommt die Reifen nicht auf Temperatur. Ich muss meinen Fahrstil nutzen um so schnell wie möglich zu sein, am Ende des Rennens kann man dann vielleicht auch etwas taktieren. Im Moment pushe ich aber wie immer und mein Fokus liegt darauf, ein gutes Setup für das Rennen zu finden", erklärte der Repsol-Honda-Pilot.

Im zweiten Training lagen zwischen Marquez und Lorenzo nur 0,158 Sekunden, Dani Pedrosa quetschte sich noch zwischen die Beiden. Marquez erwartet insgesamt ein enges Wochenende: "Es wäre toll wenn ich einen Vorsprung herausfahren könnte, aber es reicht ja, wenn ich nahe an Jorge dran bin. Er wird sich garantiert noch steigern und pushen, das ist ganz normal. Gleiches gilt für Dani. Ich hoffe einfach, dass ich an ihnen dranbleiben kann."

Trotz seiner beiden Bestzeiten hatte auch der Überflieger seine Probleme: "Heute war es ziemlich windig und der Grip war nicht besonders gut, aber das ist immerhin für alle gleich. Das Gripniveau wird sich im Laufe des Wochenendes aber sicher verbessern." Diese Schwierigkeiten sind jedoch nichts im Vergleich zu den Problemen, die Marquez hier vor knapp einem Jahr hatte, als er erstmals ein MotoGP-Bike testete. "Der Unterschied ist riesig. Ich kann mich noch erinnern, als ich zum ersten Mal hier mit einem MotoGP-Bike gefahren bin. Ich konnte das Gas gar nicht völlig aufmachen. Nun verstehe ich warum. Die Strecke hier ist so eng und das macht es sehr schwer, sich hier sicher zu fühlen. Es ist wahnsinnig schwer die Power auf den Boden zu bringen, ohne zu starke Wheelys zu haben", beschreibt Marquez die Tücken des Kurses im Süden Spaniens.